Osttirol

Von Osttirol nach Kamerun: Ärztin hilft in Afrika

Hoppla, Zwillinge: Ärztin Rosa Sucher aus Nußdorf-Debant bei ihrer Arbeit in Kamerun.
© Sucher

Rosa Sucher stammt aus Nußdorf-Debant und war schon zweimal in Ngaoubela als Ärztin im Einsatz. Die Bedingungen sind nicht einfach.

Von Peter Unterweger

Nußdorf-Debant, Ngaoubela –Kürzlich kehrte Rosa Sucher geborene Steiner von einem Einsatz als Ärztin aus Kamerun zurück. Bereits zum zweiten Mal war die gebürtige Nußdorferin im Krankenhaus von Ngaoubela im Dienst. Je sieben Monate dauerte ein Einsatz.

Der gute Ruf des Spitals zieht Patienten aus ganz Kamerun in das kleine, abgelegene Dorf. Nur tausend Einwohner zählt der Ort. Die finanzielle Unterstützung für das Krankenhaus kommt aus Österreich. Eine Entwicklungspartnerschaft für Kamerun in Vorarlberg sorgt für einen vergleichsweise hohen Standard im Krankenhaus, auch die Medikamente kommen aus Österreich.

Und doch sei die Situation mit der medizinischen Versorgung bei uns nicht zu vergleichen, berichtet Rosa Sucher. 150 Betten stehen im Spital zur Verfügung, diese sind durchschnittlich mit 200 Patienten belegt. „Meistens liegen zwei bis drei Kinder in einem Bett“, informiert die Osttiroler Ärztin. Zirka 3000 Patienten werden im Jahr behandelt, 1000 Operationen durchgeführt. „In Österreich hat man eine Blutkonserve in zehn Minuten zur Verfügung, hier musste erst Blut von Verwandten abgenommen werden“, schildert die Ärztin.

Da die Patienten im Spital nicht mit Essen versorgt werden, kommen die Angehörigen mit, um für ihre kranken Verwandten zu kochen und die Wäsche zu waschen. Diese lagern dann rund ums Haus, manchmal schleichen sich auch einige in der Nacht zu ihren Angehörigen. Wiederholt kommt es zu Stromausfällen. „Wenn ich dann mit der Taschenlampe zu einem Patienten eile, muss ich erst über Angehörige drübersteigen“, beschreibt Sucher. Bei Visiten stand ihr eine Dolmetscherin zur Seite. Wenige können Englisch, die Landessprache ist Französisch.

Im Gegensatz zu Europa gibt es keine Krankenversicherung. Die Patienten müssen die Medikamente selbst bezahlen, bei der Aufnahme müssen vier Euro berappt werden. Das sei für die Leute viel Geld, weil die Bevölkerung, fast ausschließlich in der Landwirtschaft tätig, sehr arm sei, berichtet die Ärztin und gibt ein Beispiel: „Für einen Krankenhausaufenthalt muss die Familie eine Kuh verkaufen.“

Rettungssystem gibt es in Kamerun keines. Die meisten Patienten werden mit dem Motorrad ins Spital gebracht, auch kurz vor der Geburt stehende schwangere Frauen. Bei der Erstaufnahme sind viele Motorradfahrer zu versorgen. Die Straßen sind in einem katastrophalen Zustand und gefahren wird ohne Helm.

„Die Afrikaner sind wahnsinnig nett!“, schwärmt die Osttirolerin. „Die Leute sind sehr gläubig und immer gut aufgelegt!“ Besonders die Herzlichkeit der Kinder faszinierte sie. Und mit Fotos aus ihrer Heimat konnte sie bei den fußballbegeisterten Jugendlichen punkten: Die Bilder zeigten Spieler der Fußballnationalmannschaft aus Kamerun im Mai 2010 beim WM-Training im Dolomitenstadion Lienz.

Nach der Matura im BORG in Lienz studierte Sucher in Innsbruck Medizin. Nach ihrer Zeit als Ärztin in Tirol war sie in Salzburg und Bludenz als Anästhesistin tätig. Heute wohnt sie in der Nähe von Klagenfurt.

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Catharina Oblasser

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