TT-Interview

Rodel-Cheftrainer Friedl: „Die Strapazen gehören dazu“

Zwischen Pyeongchang und Igls - Rene Friedl verliert das Ziel nicht aus den Augen.
© ÖRV

Nach der olympischen Trainingswoche ist vor dem Weltcup-Auftakt in Igls. Rene Friedl, Cheftrainer der rotweißroten Kunstbahnrodler, über Heimvorteil, Ansehen und Erwartungen.

Zwölf Tage Korea und eine 24-stündige Heimreise stecken Ihnen und Ihrem Team in den Knochen. Morgen geht’s bereits mit dem ersten Weltcup-Training in Igls los. Kann man nach solchen Strapazen überhaupt 100 Prozent von den Athleten erwarten?

Rene Friedl: Das gehört zum Geschäft. Solche Strapazen kennen wir von unseren jährlichen Nordamerika-Rennen. Man muss sich darauf einstellen, das ist wie bei schlechtem Wetter. Außerdem betrifft das alle Mannschaften gleich.

Heimvorteil genießen Sie in Igls am Wochenende nur bedingt, da das ÖRV-Team im Vorfeld kein einziges Mal im Igler Eiskanal trainieren konnte ...

Friedl: Wir sind heuer relativ früh im Oktober zur internationalen Trainingswoche nach Lillehammer abgereist. Dadurch hätte man die Vereisung der Bahn in Igls um eineinhalb Wochen vorziehen müssen, was mit enormen Kosten verbunden gewesen wäre. Zudem gibt es zu dieser Jahreszeit immer wieder Wetterkapriolen mit hohen Temperaturen, welche ein Rodeln nicht garantieren. Im Nachhinein gesehen war es tatsächlich warm, finanziell die richtige Entscheidung. Sportlich ist es für uns natürlich nicht optimal. Unsere Athleten sind auf dieser Bahn groß geworden, haben jetzt aber in dieser Woche nur sechs Trainingsläufe wie die Konkurrenz auch.

Bei der Heim-WM im vergangenen Jänner eroberte Wolfgang Kindl zweimal Gold, Peter Penz/Georg Fischler zudem noch Silber. Darf man solche Erfolge dieses Wochenende wieder erwarten?

Friedl: Abgesehen davon, dass es an diesem Wochenende keine Sprint-Bewerbe gibt, möchte ich nicht so hoch greifen. Kindl ist sicher wieder ein Kandidat für das Podium. Nico und David Gleirscher haben zuletzt in Korea mit guten Leistungen aufgezeigt. Bei den Doppelsitzern sind die Leistungen noch nicht so konstant, da waren in der Vorbereitung noch zu viele Fehler dabei.

Alle vier Jahre – bedingt durch die Olympischen Spiele – rückt Kunstbahnrodeln wieder in den Fokus der breiteren Öffentlichkeit. Fühlt man sich da als Trainer bzw. Athlet nicht stiefmütterlich behandelt oder zu wenig wertgeschätzt?

Friedl: Nicht nur Rodeln, auch andere Sportarten rücken mehr in das öffentliche Interesse. Dazu kommt, dass die politische Unterstützung in dieser Zeit größer ist. Olympia ist nun mal ein Jahr mit besonderen Vorzeichen, das macht es eben aus. Grundsätzlich sehe ich das Ganze positiv und fühle mich nicht stiefmütterlich behandelt. Natürlich würde es mich freuen, wenn das mediale Interesse in den anderen Zeiten stärker wäre.

Ist die Vorbereitung für einen Olympia-Winter anders? Gibt es etwa andere Schwerpunkte oder einen anderen Formaufbau?

Friedl: Wenn man sich auf einem erfolgreichen Weg befindet, wird man nicht alles umstoßen. Wir setzen auf die bewährte Art, wissen aber, wo es noch Reserven gibt, alles natürlich im Rahmen der Möglichkeiten.

Der österreichische Rodelverband war einer der Befürworter für Olympia 2026 in Innsbruck. Wie haben Sie das mehrheitliche Nein interpretiert?

Friedl: Vorweg möchte ich mich bei den 47 Prozent Befürwortern bedanken, die die Chance erkannt haben. Leider hat sich die Mehrheit dagegen entschieden, hinter dem Sportland Tirol stehen vielleicht doch nicht so viele Leute. Die Angst, vom eigenen Kuchen etwas abzugeben, war wohl größer. Schade, man hätte ein Zeichen setzen können, dass Olympia auch anders geht.

Bei der Heim-WM strömten Tausende Fans – viele auch aus Deutschland – zu den Rennen. Trotzdem ist es immer wieder ein Kampf, heimische Zuschauer an die Bahn zu bringen. Was entgegnen Sie Kritikern, die Rodeln als monotonen TV-Sport sehen?

Friedl: Das sind Aussagen von Leuten, die sich nicht mit dem Sport identifizieren. Ich sehe keinen großen Unterschied dazu, wenn einer im Rennwagen zwei Stunden im Kreis fährt. Klar ist unser Sport ein gewisser Elitesport, der nicht von der breiten Masse betrieben wird. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen, damit wir die Breite der Masse mehr ansprechen. Teamstaffel und Sprintrennen sind erste erfolgreiche Schritte.

Das Gespräch führte Günter Almberger

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