Bezirk Reutte

Schnitzschule feierte 60. Geburtstag

© Nikolussi

Von der Schnitzschule zur Fachschule für Kunsthandwerk und Design mit Alleinstellungsmerkmal: Direktor Ernst Hornstein blickte zum „Runden“ der Bildungseinrichtung auf die bewegte Geschichte zurück.

Von Hans Nikolussi

Elbigenalp –Es ist hinlänglich bekannt: Die Lechtaler sind seit jeher ein lern- und wissbegieriges Völkchen. Bewiesen durch einige Größen in der Historie. Allein für einen größeren Kreis fehlten da die Möglichkeiten. Da trat um 1835 der „Vater des Lechtales“, Anton Falger, in Erscheinung und gründete im mittleren Lechtal eine Zeichenschule. Jeder talentierte Lechtaler, egal ob reich oder arm, sollte die Möglichkeit finden, seine Fertigkeiten zu vervollkommnen. Das war Falgers Intention. In dieser Tradition ist dann im vorigen Jahrhundert eine Stukkateurschule und später die Schnitzschule Elbigenalp entstanden.

Diese feierte nun ihr 60-jähriges Bestehen. Die Fachschule für Kunsthandwerk und Design – wie sie heute heißt – hat sich inzwischen zu einer weitum anerkannten Bildungsstätte entwickelt und bietet in einem begleitenden Lehrgang sogar die Studienberechtigung an. Aktuell stehen 72 zukünftige Absolventen in Ausbildung, drei Viertel davon weiblich, 60 im angeschlossenen Internat.

In einem umfangreichen Abriss beschrieb Direktor Ernst Hornstein beim Festakt das Geschehen der letzten Jahrzehnte und bedankte sich beim Verein als Schulerhalter mit dem „Hauptsponsor“ Land Tirol und den Mitarbeitern.

Die großen Investitionen der letzten Jahre hätten die Anstalt zu einer Einrichtung gemacht, die den Vergleich mit anderen Bildungsstätten nicht zu scheuen brauche, meinte er im Brustton der Überzeugung. Die Projektarbeiten der Schüler außerhalb des Schulalltages hätten immer wieder für Furore und Beachtung gesorgt, betonte er, und verwies dabei auf verschiedene Fassadengestaltungen im Bezirkshauptort. Mit einer riesigen Schneeskulptur, einer Kuh mit 17 Metern Länge und einer Höhe von zehn Metern, gelang sogar der Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde.

Von einem unverzichtbaren und nicht mehr wegzudenkenden Ort der Ausbildung sprach Vereinsobmann Heiner Ginther und betonte die Wichtigkeit der Stärkung des ländlichen Raumes, wozu die Schule einen großen Beitrag leiste. Standortbürgermeister Markus Gerber war der Ansicht, dass die Schnitzschule einen wesentlichen Beitrag zum Bekanntheitsgrad der Lechtaler Gemeinde geleistet und den Ort sogar maßgeblich geprägt habe. Kunst und Handwerk zu verknüpfen sehe die Wirtschaftskammer als gelungenen Mehrwert für die Beteiligung am Schulverein, meinte deren Bezirksobmann Christian Strigl. „Das Wollen von Falger habe einen richtigen Tsunami im Lechtal ausgelöst“, erklärte Bildungslandesrätin Beate Palfrader und bestätigte der nunmehrigen Regelschule großes künstlerisches und fachspezifisches Potenzial.

Innerhalb der Dachmarke HTL-Tirol nehme die Schule eine Sonderstellung ein, mit ihren Ausbildungszielen habe sie ein Alleinstellungsmerkmal für ganz Österreich, wusste Landesschulinspektor Anton Lendl bei der Feier. „Würden wir auf derartige Bildungsangebote verzichten, verlieren wir eine Möglichkeit, dass junge Menschen ihre sinnlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten trainieren, um in den unterschiedlichsten, vielleicht auch kreativ erst zu schaffenden Tätigkeits- und Berufsbildern der Gesellschaft Sinnlichkeit als Kulturgut zu vermitteln“, war für ihn ein wichtiger Aspekt für die Berechtigung einer derartigen Bildungsstätte. „Es wird die Herausforderung an die Schule sein, den Spagat zu schaffen zwischen der Grundsehnsucht mit den eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu gestalten einerseits und der Digitalisierung unserer Lebenswelt andererseits“, skizzierte Lendl die Aufgaben der Zukunft.

Eine umfangreiche, neu gestaltete Ausstellung in den adaptierten Räumen informierte über die Geschichte der Schnitzschule und gab den geladenen Gästen die Möglichkeit, sich augenscheinlich vom Können und der Kreativität der Elbigenalper Schüler und Schülerinnen zu überzeugen.

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