Tirol

Musik, Migration, NS-Zeit und eine ungewisse Zukunft

Das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum.
© TT

Die Tiroler Landesmuseen warten 2018 mit acht Sonderausstellungen auf. Grünes Licht für den Umbau des Ferdinandeums gibt es bisher nicht.

Innsbruck – Dass sich durch den Umzug der Depots ins neue Sammlungs- und Forschungszentrum in Hall große räumliche Veränderungen ergeben haben, zeigte sich auch am Ort, an dem am Donnerstag vom Chef der Tiroler Landesmuseen (TLM), Wolfgang Meighörner, und seinem Team das Programm für 2018 vorgestellt wurde. Inmitten der malerischen Selbstversuche von Museumsbesuchern saß man da im „Atelier 2“, neues, 100 Quadratmeter großes Reich des Vermittlungsteams im Hinterhof. Im Ferdinandeum selbst sind auch Flächen frei geworden. Wie man sie künftig nutzen wird, steht allerdings nach wie vor in den Sternen. Nachdem das Land dem ursprünglich bis 2019 geplanten Zeughaus-Umbau heuer überraschend eine Absage erteilt hat, konzentrieren sich die Hoffnungen, wie berichtet, auf das Ferdinandeum, das bis zur 200-Jahr-Feier des Museumsvereins 2023 in neuem Glanz erstrahlen sollte. Allein: Politische Zusagen gibt es bis dato auch dafür nicht, wie Meighörner auf Nachfrage der TT erklärte. Museumsintern werde aber intensiv „in Richtung 2023“ geplant und konzipiert.

Ein anderes 200-Jahr-Jubiläum gibt den Anlass für die große Sommerausstellung 2018, und zwar das des Innsbrucker Musikvereins. Dieser sei, so Franz Gratl, Kustos der Musikwissenschaftlichen Sammlungen, so etwas wie die „Mutterinstitution“ von Einrichtungen wie Landeskonservatorium, Symphonieorchester oder Musikschule. Die Schau unter dem Titel „Stereo-Typen gegen eine musikalische Mono-Kultur“ (27. April bis 28. Oktober) will stark auf individuelle Musikerfahrung und Emotion setzen, etwa mit eigens eingerichtetem Unterrichtszimmer, Instrumentenbauer-Werkstatt, aber auch einem Konzertsaal im Ferdinandeum, für den ein eigenes Programm kuratiert wurde.

Acht Sonderausstellungen sind 2018 insgesamt geplant, mit dem Projekt „Forum Migration“ wird außerdem die im Volkskunstmuseum begonnene Trilogie zum Thema Migration fortgesetzt (18. Jänner bis 18. Februar): Das Forum, bei dem Kabarett, Performances, Workshops, Diskussionen, Musik und anderes mehr geboten werden, findet im Ferdinandeum statt.

Mit Blick auf die 2018 in Innsbruck stattfindende Rad-WM widmet sich das Zeughaus der Kulturgeschichte des Radfahrens („Frischluft? Freiheit! Fahrrad!“, 4. Mai bis 6. Jänner 2019), im Volkskunstmuseum steht wiederum die Kulturgeschichte des Feuers im Mittelpunkt (18. Mai bis 4. November).

Hauptkuratorin Helena Pereña betonte ihr Anliegen, dass weiterhin an der „Vernetzung der verschiedenen Sammlungen und Abteilungen“ gearbeitet werde, beispielhaft dafür nennt sie die geplante Schau rund um den frisch restaurierten Sammlungsschatz „Hl. Hieronymus in der Einöde“ von Lukas Cranach d. Ä., der u. a. auch in Betrachtungen über die wissenschaftliche Naturerforschung seiner Zeit verortet werden soll (2. März bis 7. Oktober).

Um die „Kunst 1938–1945“ geht es im Ferdinandeum schließlich ab 14. Dezember 2018. Die Ausstellung solle zeigen, dass es nicht damit getan ist, Kunst aus der NS-Zeit „im Keller verschwinden zu lassen“, sondern dass eine breitere Diskussion darüber notwendig sei, so Kurator Günther Dankl. Angestoßen werden soll diese anhand von Themenblöcken wie „Kunst und Ideologie“ oder „Instrumentalisierung und Rezeption“ sowie durch die Betrachtung einzelner Biografien. Zudem wird ein im Konzentrationslager entstandenes, erst kürzlich wieder aufgetauchtes Mappenwerk des Kufsteiner Malers Harald Pickert erstmals öffentlich gezeigt.

Besucher werden zwar noch bis Jahresende gezählt, eine Prognose für das Endergebnis 2017 gibt es aber schon: Meighörner rechnet insgesamt mit einem Rückgang um fünf Prozent, was unter anderem auch den Einschränkungen durch die Übersiedlung ins Sammlungs- und Forschungszentrum geschuldet sei. „Im Vergleich zu anderen Museen, die solche Projekte machen, konnten wir aber den Betrieb aufrechterhalten.“ Für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird das Sammlungs- und Forschungszentrum wieder im Rahmen der Langen Nacht der Forschung im April 2018. (jel)