Audi

Vorsprung geht unter die Haut

Mit Hightech-Geräten geht die Audi-Qualitätssicherung auch dem kleinsten möglichen Störfaktor auf den Grund.
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Audi ließ in Ingolstadt tief hinter die Kulissen blicken und präsentierte die vielfältigen mechanischen und digitalen Ebenen der Qualitätsphilosophie.

Von Beatrix Keckeis-Hiller

Ingolstadt –Viel wurde – und wird – darüber gesagt, dass sich neue Audis optisch kaum von ihren Vorgängermodellen unterscheiden. Einer der Gründe dafür mag sein, dass sich die Ingolstädter intensiv auf die Qualität ihrer Produkte konzentrieren. Der häufig geäußerte Leitsatz „Vorsprung durch Technik“ könnte sich demnach auf die Erhaltung und weitere Steigerung derselben beziehen, um das bieten zu können, was die Vier-Ringe-Marke unter dem Begriff „Premium“ versteht. Das mag auch, selbst wenn nicht dezidiert angesprochen, ein integraler Bestandteil des von Rupert Stadler angekündigten „Angriffsplans 2025“ sein, mit dem der Audi-Boss in sieben Punkten die nahe der Zukunft der Ringe-Marke definiert.

Dafür haben die Ingolstädter eine Qualitätssicherungsabteilung aufgebaut, die mit 2800 Mitarbeitern nicht nur jedem Störfaktor auf den Grund geht, sondern auch aktiv am Produktionsprozess beteiligt ist. Was (nicht nur) bei Audi unter Qualität fällt, geht tief unter die (Blech-) Haut und weit über Verarbeitung, Fahrwerkspräzision, Komfort, Geräuschharmonie, Zuverlässigkeit, Material­anmutung, Langlebigkeit sowie Werterhalt hinaus.

Gearbeitet wird, neben klassischen Erprobungsmethoden wie Testfahrten und optischer sowie mechanischer Überprüfung nicht alleine mit etablierten Mess- und Analysemethoden, es werden eigene Wege und Werkzeuge entwickelt, die teils in bindende Industrie-Standards münden. Geprägt sind die Prozesse von der zunehmenden Digitalisierung der Produktion einerseits und der Verfahren andererseits. Die eingesetzten Prüfgeräte – vom Laserscanner über optische Messzellen bis zum Elektronenmikroskop – stammen entweder von Zulieferern oder sind spezifisch entwickelte Kreationen. Ein gewaltiges Volumen erreichen dabei die Datenmengen, die neue und zunehmend komplexere Messsysteme erfordern, ebenso wie deren Absicherung nach außen hin.

Einen Einblick in die praktischen Tätigkeiten der Qualitätssicherung gewährte Audi im Rahmen eines „Tech Days“ in einige Bereiche: ins Halbleiter-Labor, in die Werkstofftechnik, in die Absicherungsabteilung und in die Service-Technik. Teils anhand durchaus praktischer Szenarien, wie etwa der Funktionsprüfung eines elektronischen Parkassistenten, der „lernen“ musste, wie man in einem Zug einparkt. Oder in der Vorführung der wachsenden Anzahl an Halbleiter-Modulen, die derzeit verbaut sind und künftig verbaut werden. Neben Funktionalitätstests ist Audi ebenso aktiv in der Materialentwicklung. Beispiel: Die OLED-Lichttechnologie, die Outdoor- vielmehr witterungstauglich gemacht werden musste, um im Dauerbetrieb haltbar einsetzbar zu sein.

Eine hochaktuelle Herausforderung nicht nur für die Werkstoffanalytiker stellt derzeit die Elektromobilität dar. Nachdem Verbrennungsgeräusche mögliche andere störende Akustikquellen wie pfeifende Klimaanlagen, knarzende Sitze oder aneinander scheuernde Innenverkleidungsteile nicht mehr überlagern, muss erst recht sichergestellt werden, dass sich konträre Materialien – Stahl und Kunststoff, Aluminium und Holz – ohne Lautäußerung miteinander vertragen.

Ein weiteres Thema ist die Vernetzung. Die erschöpft sich noch lange nicht in Konnektivität und der Zukunft des automatisierten Fahrens, die bezieht sich ebenso auf die globalen Service- und Werkstättenpartner, um weltweit einheitliche Analysemethoden zu etablieren – mit einem Tablet oder einem Smart­phone als mobiles Werkzeug. Damit soll sich die Klasse eines Audi auch aufs Service-Erlebnis erstrecken, das so komfortabel wie möglich gestaltet werden soll. Indem es sich auf Routine-Maßnahmen beschränkt, weil die Produktqualität von vornherein sichersteht.