Zehn Millionen-Förderungen des EU-Forschungsrats nach Österreich
Wien (APA) - Zehn in Österreich tätige Wissenschafter erhalten einen „Consolidator Grant“ des Europäischen Forschungsrats (ERC). In Summe be...
Wien (APA) - Zehn in Österreich tätige Wissenschafter erhalten einen „Consolidator Grant“ des Europäischen Forschungsrats (ERC). In Summe bekommen 329 Personen den jeweils mit bis zu zwei Millionen Euro dotierten Förderpreis, gab der ERC am Dienstag das Ergebnis der aktuellen Antragsrunde bekannt. Die Förderung soll den Preisträgern ermöglichen, ihre Position als eigenständige Forscher zu konsolidieren.
Die meisten der neuen Preisträger (60) arbeiten in Großbritannien, gefolgt von Deutschland (56), Frankreich (38) und den Niederlanden (25). In Summe schüttet der ERC in der aktuellen Antragsrunde 630 Mio. Euro aus. Die EU fördert über den ERC Grundlagenforschung in Europa. Vergeben werden „Starting Grants“ und „Consolidator Grants“ für Nachwuchswissenschafter und „Advanced Grants“ für etablierte Forscher.
Von den zehn „Consolidator Grants“ gehen jeweils zwei an Forscher der von Uni Wien und Medizin-Uni Wien getragenen Max F. Perutz Laboratories (MFPL) und der Technischen Universität (TU) Wien.
Claudine Kraft vom MFPL beschäftigt sich mit der sogenannten „Autophagie“. Sie möchte die molekularen Mechanismen dieser zellulären Müllentsorgung entschlüsseln, da eine fehlerhafte Autophagie zu verschiedenen Krankheiten, etwa Neurodegeneration, führen kann. Alwin Köhler forscht in seinem Projekt an den MFPL an sogenannten „Kernporenkomplexen“ (NPC). Diese molekularen Pforten kontrollieren u.a. den gesamten Verkehr, der in und aus dem Zellkern fließt, und regulieren die Genexpression. Diese NPC sind an einer großen Anzahl menschlicher Krankheiten beteiligt.
Aleksandr Ovsianikov vom Institut für Werkstoffwissenschaft und Werkstofftechnologie der TU Wien will in winzigen Strukturen aus dem 3D-Drucker biologisches Gewebe wachsen lassen und diese Strukturen dann zu größeren Systemen zusammenfügen. Der Informatiker Matteo Maffei vom Institut für Informationssysteme der TU Wien will in seinem Projekt eine Art Plug-in für Internet-Browser erzeugen, das rigoros für Sicherheit sorgt.
Die Evolutionsbiologin Sylvia Cremer-Sixt vom Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg beschäftigt sich mit der Abwehr von Krankheiten in sozialen Gruppen - am Beispiel von Ameisen. Mithilfe eines High-Tech-Ameisennests („AntCHIP“) zur automatisierten Analyse der sozialen Interaktionen in der Kolonie will sie erforschen, wie kooperative Krankheitsabwehr aus dem Zusammenspiel einzelner Koloniemitglieder entsteht und wie sich dadurch Epidemien verhindern lassen.
Paolo Falcaro vom Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der TU Graz will in seinem Projekt kristalline Materialien mit präzise orientierten Poren herstellen. Solche Materialien könnten vielfältig eingesetzt werden, von der Abscheidung von Stoffen bis zur Optik.
Daniel Kiener vom Lehrstuhl für Materialphysik der Montanuniversität Leoben will in seinem Projekt neuartige Nanoverbundwerkstoffe mit atomar modifizierten Grenzflächen entwickeln. Diese neue Klasse von Hochleistungswerkstoffen soll sowohl hohe Festigkeit also auch Bruchzähigkeit vereinen, zwei Eigenschaften, die sich üblicherweise ausschließen.
Stefan Kubicek vom Forschungszentrums für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) geht von der Hypothese aus, dass Stoffwechselprozesse auch im Zellkern stattfinden und dort die Aktivität der Gene und die Eigenschaften der Zelle beeinflussen. Er arbeitet daran, die Verteilung von kleinen Stoffwechselmolekülen im Zellkern zu messen und zu verändern. Dies könnte langfristig neue potenzielle Ansatzpunkte zur Behandlung von Blutkrebs liefern.
Die Wissenschaftshistorikerin Maria Rentetzi, derzeit noch an der Technischen Universität Athen, will an der Uni Wien die Rolle der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in der Geschichte des Strahlenschutzes erforschen.
Stefan Müllegger vom Institut für Halbleiter- und Festkörperphysik der Universität Linz will in seinem Projekt spektrale Fingerabdrücke einzelner Atome ermöglichen. Damit soll man nicht nur einzelne Elemente identifizieren, sondern in der chemischen Analytik auch Moleküle mit einer räumlichen Auflösung im Sub-Nanometer-Bereich untersuchen können.