Osttirol

Aus für Herdenschutzprojekt in Kals

Ein Herdenschutzhund bei der Arbeit. Er hält nach Gefahren für seine Schafherde Ausschau und reagiert darauf.
© ÖBSZ

Vier Jahre lief im Kalser Dorfertal ein österreichisches Pilotprojekt mit speziellen Schutzhunden für Schafe. Nun steht fest: Das Projekt wird in dieser Form nicht fortgeführt. Es hakt an mehreren Stellen.

Von Catharina Oblasser

Kals a. Gr. –Was in der Schweiz, in Frankreich oder Rumänien gut funktioniert, wird in Tirol nun beendet: der Schutz von Schafherden vor Wolf & Co. durch spezielle Hunde. 2013 hatten Bund und Agrarreferenten aller Bundesländer ein Pilotprojekt in Auftrag gegeben und die Finanzierung zugesagt: Im Kalser Dorfertal sollte erprobt werden, ob sich das Schutzmodell aus anderen Ländern auch auf Tirol und andere Bundesländer übertragen lässt. Weit über 1000 Schafe von acht verschiedenen Besitzern sollten von Anfang Juni bis Mitte September auf der Kalser Ochsenalm von den erwähnten Hunden und zwei Hirten bewacht werden.

Nach vier Sommern zieht Projektleiter Georg Höllbacher Bilanz. „Das Projekt in Kals wird in dieser Form nicht weitergeführt“, sagt er gegenüber der Tiroler Tageszeitung. Falls es doch noch eine Fortsetzung gebe, dann nur über das Land Tirol, glaubt er.

Als das Projekt 2014 startete, waren alle hoffnungsvoll. Hunde wurden angeschafft, Hirten aus Kals gefunden. Doch mit der Zeit kamen Probleme zum Vorschein. Dass kurz nach Projektstart eine Wanderin von einem Schutzhund gebissen wurde, war noch nicht alles. „Es war auch sehr schwer, geeignete Hirten zu finden“, erzählt Thomas Steiner, Koordinator in Osttirol. Er ist selbst Schafbauer und Obmann der Osttiroler Schafzüchter.

Jedes Jahr musste man neues Personal für die Alm suchen, berichtet Steiner. Schwierig war es auch, aus den Schafen von acht verschiedenen Herkunftsorten eine einheitliche Herde zu bilden. „Und schließlich mussten die Hunde zwischen den Almsaisonen auch irgendwo überwintern“, beschreibt Steiner. Nachdem sich von den Schafbesitzern niemand bereit erklärte, die Tiere aufzunehmen, fanden sie schließlich bei Projektleiter Georg Höllbacher in Salzburg eine Bleibe.

Steiner plädiert trotz allem für eine Fortführung des Projekts und mehr Zeit, um Erfahrungen zu sammeln und Lösungen zu finden. Dieser Meinung schließt sich auch Johann Berger, Obmann der Agrargemeinschaft Ochsenalm im Kalser Dorfertal, an. „Die Agrargemeinschaft steht hinter dem Projekt“, sagt Berger. Beide Männer meinen unisono: „Auf die eine oder andere Art müssen die Schafe ja bewacht werden. Und dass man Wölfe künftig abschießen darf, ist unrealistisch.“ Wölfe sind in der gesamten EU streng geschützt.

Begriff Herdenschutz

Ziel. Das Ziel des Herdenschutzes ist es, Nutztiere wie zum Beispiel Schafe vor Raubtieren und anderen Gefahren zu beschützen. Das Thema ist wegen der laufenden Diskussion um die Rückkehr der Wölfe besonders aktuell.

Hunde. Beim Herdenschutz mit Hunden, wie das in Kals der Fall ist, kommen zwei Tiere der Rasse Maremmano Abruzzese zum Einsatz. Sie sind groß, kräftig und sehr robust. Die Hunde schätzen die Gefahren für „ihre" Herde eigenständig ein und handeln danach.

Abschreckung. Der Schutzhund zeigt seine Präsenz durch lautes Bellen an und markiert sein Territorium. Oft reicht das schon aus, um Raubtiere von dem bewachten Gebiet fernzuhalten.

Für Thomas Steiner läuft die mögliche Fortsetzung des Herdenschutzes auf eine politische Entscheidung hinaus. Doch da gibt es wenig Hoffnung, wenn es nach LA Hermann Kuenz (ÖVP) geht. Kuenz sieht die Lösung vielmehr darin, Wölfe kontrolliert abzuschießen, wenn sie den Schafherden gefährlich werden. „Eine Wolfspopulation verdoppelt sich alle drei Jahre. Dieser extreme Schutz ist nicht mehr gerechtfertigt.“

In die gleiche Kerbe schlägt auch Kuenz’ Parteikollege LA Martin Mayerl, Obmann des Osttiroler Bauernbundes. Und er weiß zu berichten, dass bei den Schafen im Kalser Dorfertal Krankheiten gewütet hätten. „Das war deshalb, weil Herden von verschiedenen Besitzern zusammengefasst waren“, erklärt Mayerl. Die hätten sich gegenseitig angesteckt und manche Bauern hätten ihre Tiere dann vorzeitig von der Alm geholt. Thomas Steiner räumt ein, dass es Infekte gegeben habe: mit Parasiten, die die Schafe extrem schwächen. „Aber das hat nicht direkt mit dem Herdenschutz zu tun, sondern kann überall auftreten.“ Von einer vorzeitigen Abholung hat Steiner jedenfalls nicht gehört.

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Catharina Oblasser

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