Bezirk Schwaz

Der etwas andere Blick auf Schwaz

© Fankhauser

Vom Sprossenfenster, Treppenturm, kunstvollen Fassaden bis hin zu geschichtsträchtigen Orten – zwei Innsbrucker Architektinnen haben für die umstrittene SOG-Zone die Besonderheiten der Stadt hervorgehoben.

Von Eva-Maria Fankhauser

Schwaz –Tagelang durchkreuzten zwei unbekannte Frauen die Schwazer Innenstadt. Sie kamen bis hinauf zum Schloss Freundsberg, durchforschten die engen Gassen der Silberstadt, überquerten die Steinbrücke und sahen sich jeden Millimeter genau an. Wissenschaftlich genau. Die beiden Frauen werfen einen anderen Blick auf die Häuser, Straßenzüge und Details der Stadt. Die Architektinnen haben nämlich die SOG-Zone (Stadt- und Ortsbildschutz­gesetz) in Schwaz geplant.

„Das, was wir machen, ist oft schwer zu erklären. Es geht nicht darum, ob etwas alt oder schön ist, sondern um stimmige Bereiche in Straßenzügen, um ein einheitliches Bild und eine qualitätsvolle Weiterentwicklung“, sagt Barbara Lanz von Bauforschung-Tirol. Vier Kriterien waren für die Festlegung der Schutzzone ausschlaggebend.

Historischer Blick: Welche Gebäude haben eine alte Geschichte oder Nutzung? Wie etwa jener Bereich, wo früher die alte Tabaktrafik stand und heute die Stadtgalerien sind.

Topographie: Wie ist die Stadt aufgebaut, welche Merkmale stechen topographisch hervor? Wie der Burghügel oder der Lahnbach.

Bebauung: Wo sind Einzelgebäude, die das Straßenbild prägen, oder große Baukörper und Gewerbegebiete, die Einheitlichkeit vermitteln?

Architektur: Welche Häuser weisen einheitliche Fassaden auf (wie in der Franz-Josef-Straße) oder welche Besonderheiten machen Häuserreihen zu einer Einheit?

Die Stadt war für Lanz und Mitterer keine unbekannte, doch während ihrer Arbeit entdeckten sie Schwaz aus neuen Blickwinkeln.

Die negative Aufregung um die SOG-Zone können die Architektinnen nicht ganz verstehen. „Alle sagen, dass das eine Wertminderung für ihre Immobilie sei und man ihnen jetzt überall reinrede. Aber in Summe wertet die Zone die ganze Stadt auf“, erklärt Mitterer. Man dürfe solche besonderen Häuser nicht nur in „Geld“ sehen, sondern als Heimat und Ort mit Geschichte. „Ich sehe da jetzt auch nicht das Problem, etwas dazuzubauen oder zu verändern. Es geht nur darum, dass es qualitätsvoll weiterentwickelt wird“, sagt Lanz. Auch die Ausweisung „charakteristischer“ Häuser bedeute nicht, dass daran nichts geändert werden könne. Ursprünglich wurden zehn charakteristische Gebäude in Schwaz ausgewiesen. Acht sind geblieben. Bei zwei Häusern ruderte die Stadtführung aufgrund von Einwänden der Besitzer zurück – die TT berichtete.

Dass man sich in diesen Fällen mit den Besitzern nicht einig wurde, finden die Architektinnen schade. „Wir haben z. B. bei einem Besitzer gemerkt, dass er ein gutes Gespür und Stolz fürs Haus hat. Aber was ist in 50 Jahren? Was, wenn dann ein Bauträger kommt und dieses wunderschöne Haus, das das ganze Straßenbild prägt, einfach abreißt?“, sagt Mitterer.

Zwölf Stellungnahmen gab es zur ersten Auflage der SOG-Zone. Nicht allzu viele, wie die Planerinnen finden. Dennoch sei das erste Gespräch mit Betroffenen, Stadtführung und Denkmalamt etwas schiefgelaufen. „Da haben wir gemerkt, dass es einen Vorlauf gebraucht hätte. Wir hätten dem Bürgermeister vorgeschlagen, vorab Vorträge zur Schutzzone zu halten, und begleitend zur Erstellung Sprechstunden angeboten. Aber das war nicht gewünscht“, sagt Lanz.

Verständnis habe sie für die Bedenken bei den Stadtgalerien. Damit der Eigentümer nicht wegen jeder Werbetafel beim SOG-Beirat ansuchen müsse, wäre eine Sonderregelung mit der Stadt eine gute Lösung. Generell liege es nun in den Händen der Stadtführung, wie die Schutzzone „umgesetzt und gelebt“ wird.

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Angela Dähling

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