Anklage gegen Italiener wegen Mordes an Reini S. erhoben
Die Innsbrucker Staatsanwaltschaft wirft dem 42-Jährigen vor, den Thaurer im Februar in dessen Wohnung ermordet zu haben. Der Italiener streitet die Tat ab.
Innsbruck, Thaur – Die Innsbrucker Staatsanwaltschaft hat am Montag gegen einen 42-jährigen Italiener Anklage wegen des Mordes an Reini S. erhoben. Die Anklage ist noch nicht rechtskräftig, ein Termin vor dem Geschworenengericht steht noch nicht fest. Für den 42-Jährigen gilt die Unschuldsvermutung.
Der spektakuläre Mordfall rund um den beliebten Thaurer hatte Mitte Februar nicht nur in seinem Heimatort für Entsetzen gesorgt. Nachdem seiner auf Urlaub weilenden Frau das Verschwinden von S. an einem Mittwoch aufgefallen war, wurde es am darauffolgenden Freitag traurige Gewissheit: Der 47-jährige Bankangestellte wurde tot im Kofferraum des Audi A6 eines italienischen Autohändlers entdeckt. Zu dieser Zeit hatte der zur Tatzeit 41-jährige Italiener schon zwei der Sportautos des Thaurers nach Italien verbracht.
Verdächtiger in Frankreich festgenommen
Diese Fahrzeuge waren auch Grund fürs Kennenlernen. Der Thaurer wollte sich nämlich von den PS-Boliden trennen – und hatte im Internet nach Käufern gesucht. 45.000 Euro wollte der Italiener dem Thaurer für die Autos zahlen. Sogar Kaufverträge waren von Reini S. dazu schon unterfertigt worden. Doch die kurzzeitige „Freundschaft“ zweier Autoenthusiasten, die eine Woche vor der Tat sogar noch zum Kennenlernen zwischen dem Italiener Antonio und der Familie von S. geführt hatte, endete mit dem Tod des Verkäufers.
Tage nach dem Auffinden der Leiche konnte der Italiener in Marseille vor der Fähre nach Tunis im schwarzen Subaru WRC von S. festgenommen werden. Seit seiner Auslieferung befindet sich Antonio in Innsbruck in Untersuchungshaft. Im April nahm er zum Fall erstmals Stellung und bezeichnete sich als das Bauernopfer der Machenschaften seiner Freunde. Vom fünfstelligen Geschäftsabschluss hätten laut dem Italiener nämlich auch zumindest drei von seinen Tiroler Bekannten gewusst – einer von ihnen hatte den Ankauf sogar mit 1300 Euro mitfinanziert. Bis heute stellt Antonio jedenfalls den Mord an Reini S. vehement in Abrede.
Wegen schweren Raubes in Deutschland vorbestraft
Für die Polizei und Staatsanwaltschaft stand nach Abschluss der Ermittlungen die Tatausführung durch Antonio allerdings „außer Zweifel“. Der Bericht wartete aber auch mit einer Überraschung auf. So bezichtigte der Italiener nun seinen in Innsbruck lebenden Freund des Mordes an Reini S.
Demnach habe dieser den Mord bereits im Februar in Sterzing gegenüber Antonio gestanden. Dies bestritt wiederum der Belastete noch Ende September und führte seine Schwiegereltern als Alibi an. Mangels anderer Beweise befindet sich der Mann weiter auf freiem Fuß. Deshalb liegt der genaue Tatablauf bis heute im Dunkeln.
Fest steht aber, dass S. am verhängnisvollen Mittwoch noch gegen 20.30 Uhr mit Antonio im Wohnzimmer saß und einen Anruf seiner Frau entgegengenommen hat. Gleich darauf soll Antonio in einem Lokal in Baumkirchen in der Nähe seiner Wohnung gesehen worden sein. Um 22.30 Uhr wollen Zeugen Antonio wiederum im Stiegenhaus in Thaur gesehen haben. Die Verbringung der Sportautos begründete der Italiener bislang mit Panik. Fest steht allerdings, dass S. nicht nur massiv gewürgt wurde, sondern auch eine potenziell tödliche Schlafmittel-Vergiftung erlitten hatte.
Ein Modus Operandi, mit dem der Italiener schon 2014 in Deutschland aufgefallen war. Damals hatte er zwei Männer in einem Hotel mit Schlafmitteln betäubt und sie dann um 9000 Euro sowie Handys erleichtert. Dafür wurde er rechtskräftig verurteilt.
Im Falle einer Verurteilung wegen Mordes droht dem Italiener eine bis zu lebenslange Haftstrafe. (fell, TT.com)