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,,Bright“ mit Will Smith: Netflix schickt Blockbuster ins Rennen

Ermittlungen mit einem Ork: „Bright“ mit Will Smith und Joel Edgerton ist seit vergangener Woche auf Netflix abrufbar.
© Netflix

Mit „Bright“ leistet sich Netflix seinen ersten Blockbuster. Wirklich mitreißend ist er nicht, aber der Beginn der Filmoffensive des Streamingdienstes.

Innsbruck –Als beim diesjährigen Filmfestival in Cannes einigermaßen hitzig über die Wettbewerbstauglichkeit von Filmen diskutiert wurde, die nicht fürs Kino, sondern im Auftrag internationaler Strea­minganbieter wie Netflix produziert wurden, gab sich der Schauspieler Will Smith, damals Mitglied der Jury, auffallend zurückhaltend. Was nicht verwundert. Mit „Bright“ hatte er gerade seinen ersten Netflix-Film abgedreht. „Bright“ – der Film ging Ende vergangener Woche online – ist ein Prestigeprojekt: Netflix’ erster sündteurer Actionfilm. Gut 100 Millionen US-Dollar soll das von „Suicide Squad“-Regisseur David Ayers in Szene gesetzte Spektakel gekostet haben – und allein deshalb einem echten Kinoblockbuster in nichts nachstehen. Da die Kinoblockbuster dieser Tage – egal ob „Transformers“, „Star Wars“ oder Superhelden von Marvel oder DC – vorrangig als einträgliche Durchlauferhitzer bereits etablierter Figuren und Geschichten dienen, soll die Heimkinovariante durch zwei große Alleinstellungsmerkmale bei den bereits vorhandenen und künftigen Abonnenten punkten. „Bright“ ist ein Originalstoff – und er beschäftigt sich mit einem brennend aktuellen Thema.

Nun heißt „original“ nicht notgedrungen „originell“. Autor Max Landis verwurstet in seinem Script verschiedenste gut abgehangene Versatzstücke: „Bright“ ist wirrer Mix aus Polizei- und Fantasyfilm. Die beiden Cops Ward (Will Smith) und Jacoby (Joel Edgerton) stolpern in eine undurchsichtige Affäre: Es geht um eine Wunderwaffe, durchtriebene Ganoven und eine dunkle Macht, die wohl nicht nur Los Angeles, sondern die ganze Welt bedrohen könnte. Das eigentümliche dabei: Jacoby ist ein Ork, ein finster dreinschauendes Wesen also, das man spätestens seit dem „Herrn der Ringe“ als Lanzenknecht des Bösen kennt.

Als Figur ist der Ork-Cop offensichtlichster Ausdruck des honorigen Bemühens, mehr zu sein als bloßes Krawumm-Kino: Es geht um Rassismus, um zögerliche Zweckgemeinschaften in segregierten Stadtteilen, um Stolz und Vorurteil. Allerdings nur an der Oberfläche, für eine tiefergehende Auseinandersetzung damit fehlt – trotz zwei Stunden Laufzeit – die Zeit: Schließlich muss auch noch viel gelaufen, geprügelt und grimmig geschaut werden. Alles in allem ist „Bright“ weder besonders mitreißend, noch sonderlich erhellend. Eine Fortsetzung hat Netflix, laut Informationen des Branchendienstes Bloomberg, trotzdem bereits geordert.

Überhaupt lautet die Devise des Streamingdienstes ganz offensichtlich „Klotzen, nicht kleckern“: 80 Filme will Netflix im kommenden Jahr produzieren und dafür zwischen sieben und acht Milliarden US-Dollar investieren. Unter anderem in Martin Scorseses „The Irishman“, einen historischen Gangsterfilm mit Robert de Niro und Al Pacino. (jole)