Bib-Run, Weinstein, Rauchverbot: Das Jahr 2017 von A bis Z
Eine grobe Auswahl dessen, was die Menschen in Tirol und weltweit in diesem Jahr beschäftigte, amüsierte, aufregte. Leute, Phänomene, Begriffe, Trends 2017 – alphabetisch geordnet:
AMERICA FIRST: Als US-Präsident Donald Trump bei seiner Antrittsrede im Jänner die Devise „America first“ (Amerika zuerst) ausgegeben hat, ist unter Europas Satirikern ein Wettstreib darüber ausgebrochen, welchem Land der zweite Platz hinter den USA gebührt. Mit launigen Kurzvideos buhlten weltweit 38 Länder um Trumps Gunst. Alle Videos gibt es hier: http://www.everysecondcounts.eu
BITCOIN: Die Kryptowährung Bitcoin erreicht mit 20.000 Dollar im Dezember kurzzeitig ein Jahreshoch. Zu Jahresbeginn stand der Wert noch bei 1.000 Dollar. Danach sackt der Kurs innerhalb weniger Tage um ein Fünftel ab. Viele Notenbanken und Experten warnen vor einer Spekulationsblase und einem „Totalverlust“. Weiter gibt es heftige Kursausschläge. Insgesamt ist der Bitcoin-Kurs 2017 um 1400 Prozent gestiegen.
CLOWN: Allein der Trailer zum Remake des 90er-Jahre.Horrorstreifens „Es“ sorgte im März für Furore. 197 Millionen Mal in 24 Stunden wurde die Vorschau angesehen. Anfang September war es dann soweit. Die Menschen strömten in Scharen in die Kinosäle, in vielen, so auch in Innsbruck, sorgten sogar echte Horror-Clowns für eine Schrecksekunde. Teil zwei soll im Jahr 2019 folgen.
DIGITALE ASSISTENTEN: Apple spielte ab 2011 – wenn auch oft eher holperig – den Wegbereiter mit Siri. Amazon etablierte heuer im Februar mit der Alexa-Software in seinen „Echo“-Geräten praktisch im Alleingang die Kategorie vernetzter Lautsprecher mit eingebauten digitalen Assistenten. Der Google Assistant setzt auf die künstliche Intelligenz des Konzerns und das Wissen über die Nutzer. Inzwischen geht es darum, die Menschen permanent durch den Alltag zu begleiten. 2018 wird sich der Kampf der Anbieter um die Gunst der Nutzer weiter verschärfen.
ED SHEERAN: Eines steht außer Frage – 2017 war das Jahr des Ed Sheeran. Auf Spotify steht der britische Musiker mit über 45 Mio. monatlichen Hörern an der Spitze. Sein Album „Divide“ ist mit weltweit mehr als drei Mrd. Abrufen das meistgestreamte Album des Jahres. Und der Hit „Shape of You“ das meistgestreamte Lied. Das Video zu seiner neuen Single „Perfect“ wurde am Hintertuxer Gletscher gedreht und mittlerweile mehr als 400 Mio. Mal angesehen. Seine Tour ist ausverkauft, er staubte allerhand Preise ab und auch privat fand er sein Glück.
FIDGET SPINNER: Fidget-Spinner waren der Hype des Jahres. Und wahrscheinlich einer der kurzlebigsten Bestseller in der Konsumgeschichte. Das Kreisel-Spielzeug zog weite Kreise, es sorgte für Aufregung unter Erwachsenen und Kindern, dabei wäre es eigentlich dafür gedacht, zu beruhigen und Konzentration zu fördern. Aber den meisten machte das Drehen einfach Spaß, so finden sich vor allem auf YouTube Tausende Videos, in denen Tricks ausprobiert und die Geschicklichkeit gemessen wird.
GOSLING-FAKE: Mit einem Doppelgänger-Streich haben sich die deutschen Moderatoren Joko & Klaas die Auszeichnung „Goldene Kamera“ ergaunert. Hollywood-Schauspieler Ryan Gosling sollte eigentlich für den Film „La La Land“ prämiert werden. Den Preis nahm aber ein Bayer Namens Ludwig entgegen, der dem Schauspieler lediglich zum Verwechseln ähnlich sah. Der Schwindel flog noch während der Live-Show im ZDF auf. Der Sprecher von ProSieben erklärte, die Veranstalter hätten tatsächlich gedacht, dass der Weltstar komme. Für den Streich sei extra eine Agentur gegründet worden, die Hollywood-Stars vermittele.
HURRIKAN: 2017 war ein Jahr der Wetterextreme und gehört zu den verheerendsten der vergangenen Jahrzehnte. „Harvey“ in Texas, „Irma“ in der Karibik und „Maria“ in Puerto Rico zerstörten Tausende Häuser, knapp 100 Menschen verlieren ihr Leben. „Irma“ ist mit Windgeschwindigkeiten von fast 300 km/h über einen langen Zeitraum der stärkste jemals über dem Atlantik enstandene Hurrikan. Eine TT-Redakteurin wurde von „Irma“ während ihres Urlaubs in Miami überrascht und begab wie Zehntausende auf die Flucht in Richtung Norden.
I BIMS: Erst Tirol, dann Österreich und ganz Deutschland: Dreimal wurde „I bims“ heuer zum beliebtesten Begriff unter Jugendlichen gewählt. Die Bedeutung ist rasch erklärt, ist sie doch eine bewusst falsch geschriebene Version von „Ich bin‘s“.
JOHANN ÜBERBACHER: „Stop se Birds“ – der Tiroler FPÖ-Politiker dürfte seit seinem Peinlich-Interview mit einem russischen Fernsehsender wohl jedem bekannt sein. In mehr schlechtem als rechtem Englisch nahm er zu den sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht und der Flüchtlingspolitik in Österreich Stellung. Die Folge: Hohn, Spott – und ein Platz in den Top Ten der beliebtesten YouTube-Videos der Österreicher in diesem Jahr.
KANZLER: Jüngster Staatssekretär war er schon, jüngster Außenminister ebenso, nun ist Sebastian Kurz mit 31 Jahren zum jüngsten Bundeskanzler der Zweiten Republik gewählt worden. Auch weltweit genießt er diesen Status. Der neue Regierungschef leitet seit diesem Jahr als Parteichef auch die Geschicke der ÖVP – und hat mit seiner „Liste Kurz“ auch einen Farbwechsel von schwarz zu türkis vollzogen. Der Imagewechsel bleibt umstritten.
LINKIN PARK: Der plötzliche Tod von Linkin-Park-Sänger Chester Bennington schockierte die Musikwelt. Am 20. Juli nahm er sich im Alter von nur 41 Jahren das Leben. Jahrelang hatte der Frontman an Depressionen gelitten, war alkohol- und drogenabhängig. Sein Leid verarbeitete er oft in seinen Musiktexten. Die Zukunft der Band ist weiter ungewiss. Aber eines steht fest: Bennington wird niemals als Hologramm auf die Bühne zurückkehren, wie dies etwa bei Michael Jackson der Fall war.
METROPOL: Das Kino im Herzen Innsbrucks hat seit April eine Art Wohnzimmer. Dass das Lichtspielhaus jetzt einen „Couchsaal“ besitzt, sorgte bei den Tirolern für mächtigen Wirbel – im positiven Sinn. Der Artikel über die Eröffnung des Saals zählt zu den meistgeklickten TT.com-Berichten des Jahres.
NOKIA 3310: Das legendäre Einfach-Handy Nokia 3310 kam heuer in der Smartphone-Ära zurück. Der finnische Anbieter HMD Global, der jetzt Geräte unter der Marke Nokia baut, hatte die Wiedergeburt des Modells angekündigt. Das neue Nokia 3310 bekam sogar ein ähnliches Design wie der Vorgänger aus dem Jahr 2000 – inklusive dem Kult-Spiel „Snake“.
OLYMPIA: Am Tag der Nationalratswahl waren die Tiroler heuer aufgefordert, ein weiteres Kreuzerl zu machen. Die Volksbefragung zu Olympischen Winterspielen im Jahr 2026 schlug heuer hohe Wellen und sorgte für viele Kontroversen. Am Ende sprachen sich 53,5 Prozent dagegen aus.
PRINZ: Harry ist (bald) unter der Haube. Die Nummer fünf der britischen Thronfolge hat sich die US-Schauspielerin Meghan Markle („Suits“) geangelt. Geheiratet wird am 19. Mai 2018 auf Schloss Windsor im Westen Londons.
QUALM: Eigentlich war das absolute Rauchverbot in der Gastronimie für 2018 beschlossene Sache. Mit den Koalitionsgesprächen von Schwarz-Blau stand es plötzlich auf der Kippe – bis es Anfang Dezember gänzlich aufgehoben wurde. Das sorgte in der Bevölkerung für hitzige Debatten und vor allem viel Kritik für die bis dahin noch nicht angelobte neue Regierung. Eine Petition fordert zum Erhalt des Nichtrauchergesetzes auf und hat bereits mehr als 420.000 Unterstützer gefunden: http://bit.ly/2lpIzcS
RAKETENTEST: Nordkoreas Bedrohung durch Raketen erreicht neue Dimensionen. Ausgerechnet am US-Unabhängigkeitstag am 4. Juli testet Pjöngjang erstmals eine Interkontinentalrakete, die theoretisch die USA erreichen könnte. Nach einem zweiten derartigen Probeabschuss Ende des Monats droht US-Präsident Trump mit „Feuer und Wut“. Seither bestimmen gefährliche Raketen-und Atomtests einerseits besorgte bzw. wütende Reaktionen und anderseits das Klima zwischen Nordkorea und dem Rest der Welt. Sogar von einem Krieg ist die Rede.
SHITSTORM: Auf Facebook echauffierte Stratosphären-Springer Felix Baumgartner sich über die öffentliche Kritik an einer Werbung des Unterwäscheherstellers Palmers, die leicht bekleidete junge Frauen zeigt: „Ich finde die Mädls weltklasse und springe da gerne mal dazwischen rein.“ Damit nicht genug Sexismus. Für Fernsehmoderatorin Corinna Milborn, die die Werbung gerügt hatte, gab es von Baumgartner noch eine Spitze: Bei ihrer Figur sei es kein Wunder, dass sie sich über das Motiv aufrege. Milborn reagierte prompt mit einem Video und lud Baumgartner in ihre Sendung ein, um mit ihm über sein Frauenbild zu diskutieren. Dazu fiel ihm nichts mehr ein.
TWEET: US-Präsident Donald Trump mag vielleicht einer der aktivsten Staatschefs auf Twitter sein und mit umstrittenen Tweets für Gesprächsstoff sorgen. Es ist jedoch Vorgänger Barack Obama, der mit einem Anti-Rassismus-Appell den populärsten Tweet liefert. Der Eintrag vom August mit einem Zitat des ehemaligen südafrikanischen Präsidenten und Anti-Apartheid-Kämpfers Nelson Mandela wurde bis heute über 4,6 Millionen Mal geliked.
UNI: Stichwort „Bib-Run“. Alltag an der Uni Innsbruck. Die Hauptbibliothek am Campus ist unter Studenten ein beliebter Ort zum Lernen. Darum ist auch jeder Sitzplatz heiß begehrt, wenn nicht gar umkämpft. Ein Video, in dem eine wildgewordene Meute frühmorgens die Bib stürmt, haben mittlerweile mehr als 160.000 Menschen angesehen.
VERWECHSLUNG: Eine solche Panne hatte es in der knapp 90-jährigen Oscar-Geschichte noch nicht gegeben: Warren Beatty und Faye Dunaway hatten „La La Land“ als Gewinner in der Kategorie Bester Film aufgerufen. Doch während sich das Team auf der Bühne freute und die Produzenten zu den Dankesreden ansetzten, wurde der Irrtum aufgeklärt: Die Laudatoren hatten den falschen Umschlag. Gewonnen hat „Moonlight“.
WEINSTEIN: Der Hollywood-Produzent Harvey Weinstein wird in der „New York Times“ beschuldigt, jahrelang Schauspielerinnen und Mitarbeiterinnen sexuell belästigt zu haben. Prominente Frauen bestätigen die Vorwürfe. Weinstein wird von seinem Filmstudio entlassen, die Oscar-Akademie schließt ihn aus. Mit dem Hashtag „MeToo“ beginnt weltweit ein Sturm der Entrüstung – der bis nach Tirol reicht und auch die heimische Skisportwelt in Bedrängnis bringt.
X iPHONE: Mit seiner neuen iPhone-Generation hat Apple in diesem Jahr aufhorchen lassen. Es ist randlos, der Home-Button wurde ausrangiert und statt dem Fingerabdruck wird nun das Gesicht gescannt. Wer es haben möchte, muss tief ins Börserl greifen: 1149 Euro kostet das Modell mit dem geringsten Speicherplatz (64GB), die 256GB-Variante liegt bei 1319 Euro. Das schreckt die Kunden aber scheinbar nicht ab – das iPhone X wird öfter gekauft als das iPhone 8.
YOUTUBE: Einer der Ohrwürmer des Jahres dürfte zweifelsfrei „Despacito“ sein. Der Song erschien Anfang Januar und ist mit mehr als 4,6 Milliarden (!) Aufrufen alleine beim Originalvideo der erfolgreichste YouTube-Clip des Jahres – und aller Zeiten. Damit hat Sänger Luis Fonsi den langjährigen Spitzenreiter Psy mit seinem „Gangnam Style“ entthront, der auf drei Milliarden Aufrufe in fünf Jahren (!) kommt. Aber das war nicht der einzige YouTube-Rekord, der in diesem Jahr gebrochen wurde. Mit 197 Klicks an einem Tag stellte der Trailer zum Kinofilm „Es“ einen Rekord auf – der wurde Anfang Dezember von den Avengers eingestellt. Die Vorschau auf „Infinity War“ kommt auf 230 Millionen Aufrufe in 24 Stunden.
ZWILLINGE: Einige Stars und Sternchen durften sich über doppeltes Baby-Glück freuen. Den Anfang machte Sängerin Madonna im Februar, als sie dank Adoption Mama zweier Zwillingsmädchen und somit Sechsfachmama wurde. Babygeschrei ist für Hollywoods ehemals begehrtesten Junggesellen George Clooney hingegen Neuland – er wurde im Juni Papa von Zwillingen. Sieben Tage später hielt Beyoncé auch ihre beiden Sprösslinge im Arm – die Verkündung ihrer Schwangerschaft sorgte allerdings für mehr Aufsehen als die Geburt selbst. Ihr Babybauchfoto sorgte mit 11,2 Millionen Likes für einen Instagram-Rekord. Im selben Monat machte eine Leihmutter Fußballstar Cristiano Ronaldo zum Zwillingspapa, fünf Monate später bekam er mit seiner Freundin ein Baby. Klangheimlich haben am 16. Dezember auch Enrique Iglesias und die Tennisspielerin Anna Kournikova Nachwuchs im Doppelpack bekommen.