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Unternehmer verirren sich im Bürokratie-Dschungel

Beim Neujahrsempfang der WK Schwaz tauschten sich zahlreiche Unternehmer und Politiker aus.
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Beim Neujahrsempfang der WK Schwaz verrieten die Unternehmer, wo sie der Schuh drückt. Aufholbedarf gibt es in einigen Bereichen.

Von Eva-Maria Fankhauser

Schwaz –Insgesamt 2566 Beratungen fanden im Vorjahr in der Wirtschaftskammer Schwaz statt. Davon drehten sich 350 Gespräche um Firmengründungen. Rund 260 Unternehmer wagten den Schritt und meldeten ein Gewerbe an. Und das, obwohl die Sorgen und Probleme vieler Unternehmer im Bezirk nicht weniger werden. Egal, ob im Tourismus, der Metallbranche, im Handel, Baugewerbe oder in anderen Bereichen – sie alle einen zwei große Baustellen: der Mangel an Arbeitskräften und der kaum zu durchdringende Bürokratiedschungel.

„Es ist schwer, Fachpersonal zu kriegen, und bei acht Mitarbeitern ist eine offene Stelle nicht so wenig“, sagt Benjamin Kindl von Kindl Bürosysteme. Das sieht der Chef des Autohauses BMW Innerbichler in Ramsau ähnlich. „Wir könnten Facharbeiter in mehreren Bereichen gebrauchen. Wir sind auch bereit auszubilden. Manchmal sind junge Beißer oder gute Quereinsteiger dabei und es gibt Lichtblicke“, sagt Peter Innerbichler. Er beschäftigt rund 30 Mitarbeiter und würde gern weitere einstellen. Er ist überzeugt, dass es in Ballungszentren einfacher ist, am Land sei das Einzugsgebiet nicht so groß. „Wir sind Teamplayer und gute Mitarbeiter machen uns wettbewerbsfähig“, sagt Innerbichler. Auch beim Blech-Profi in Schwaz bleiben offene Stellen unbesetzt. „Kurzfristig könnte ich drei Stellen anbieten, mittelfristig sogar sechs bis sieben“, sagt GF Michael Kirchmair. Man helfe sich teils mit Leasingarbeitern über „die größte Not“ hinweg. „Wir nehmen jeden. Er muss nur den Willen haben, sich fort- und weiterzubilden. Wir stellen auch über 50-Jährige ein. Aber es bewirbt sich einfach keiner“, sagt er. Seinen Branchenkollegen gehe es ähnlich. „Das Problem ist, dass du die Leute hofieren musst, dass sie überhaupt wollen“, sagt er.

Die Lehrlingszahlen steigen laut WK-Bezirksobfrau Martina Entner zwar wieder, aber das Image der Lehre hinke noch hinterher. „Es ist nicht so dramatisch, dass keiner mehr eine Lehre macht. 50 % machen eine Lehre und 50 % besuchen eine höhere Schule“, sagt WK-Bezirksstellenleiter Stefan Bletzacher. Die geburtenschwachen Jahre würden sich nun rächen. Für WK-Präsident Jürgen Bodenseer brauche es einen geregelten Zuzug und eine wirtschaftliche Artenvielfalt. „Wir wollen keine ausgestorbenen Bettenburgen, sondern Leben in den Orten“, sagt er. Dazu brauche es u. a. neue Regelungen in der Raumordnung oder steuerliche Erleichterungen.

„Wir brauchen mehr Zeit für die Leistungen gegenüber unseren Kunden. Stattdessen sind wir nur noch beim Dokumentieren.“ Peter Innerbichler (Unternehmer)
© WK Schwaz

Kopfzerbrechen bereitet vielen Unternehmern im Bezirk auch der Verwaltungsaufwand. „Die viele Bürokratie ist ein Problem. Wir brauchen mehr Zeit für die Leistungen gegenüber unseren Kunden. Stattdessen sind wir nur noch beim Dokumentieren und es wird nicht weniger“, sagt Innerbichler. Bletzacher weiß, dass vieles auf die Unternehmer umgewälzt wurde und diese teils überfordert sind. Vor allem das viele Dokumentieren und Festhalten sei aufwändig. „Es braucht dringend Erleichterungen in der täglichen Arbeit“, sagt er.

Auch nach Ansicht von Jungunternehmer David Hanser müsse Bürokratie abgebaut werden: „Teils braucht man einen Mitarbeiter, um alle Vorgaben abzuarbeiten und alles zu dokumentieren.“ Es mangle laut ihm teilweise an einer praxisnahen Umsetzung. Besonders für Jungunternehmer stelle die Bürokratie eine große Herausforderung dar. Im Bezirk stehen in den nächsten 15 Jahren mehr als 1100 Betriebsübergaben an. „Viele wissen gar nicht, was auf sie zukommt. Dann ist eine Übergabe oft auch mit den Eltern schwierig“, erklärt Hanser. Daher wolle er mit der Jungen Wirtschaft in Schwaz mehr Information und Beratung anbieten. „Wir arbeiten eng mit der Bezirkshauptmannschaft zusammen und wollen eine Schonfrist für die Übergabe, keine Strafen“, sagt Entner.

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Angela Dähling

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