Tirol

Punkte statt Hauben: Tiroler Bloggerin bewertet Restaurants

Anna Lang alias „NarrischGuat“ bewertet ihre Gasthausbesuche auf Instagram und Facebook.
© Rudy de Moor

Was früher Restaurantkritikern vorbehalten war, machen heute die Gäste – auf Online-Portalen oder Blogs. Anna Lang betreibt einen solchen Blog über Restaurants in Tirol.

Von Evelin Stark

Innsbruck –„Ich gehe einfach gern essen“, sagt Anna Lang, Betreiberin eines Instagram-Foodblogs mit dem schmackhaften Namen „NarrischGuat“. Vor fast genau einem Jahr hat sie zum ersten Mal ein Foto auf ihrer Instagram-Seite gepostet und war seither vom Brixlegger Herrnhaus über das Woodfire in Innsbruck bis zur Firnhütte im Zillertal vielerorts in Tirol unterwegs.

Die 25-jährige Sportmanagement-Absolventin aus Kramsach ist keineswegs professionelle Restaurantkritikerin. Sie esse und koche leidenschaftlich gern und macht auf sehr persönliche Art und Weise das, was Online-Portale wie „TripAdvisor“ in zigfacher Dimension bieten: eine Bewertung des Restaurantbesuchs nach Ambiente, Service und Qualität des Gegessenen.

Das Prinzip ist einfach: Bevor Lang zum ersten Mal mit der Gabel ins Essen sticht, macht sie ein Foto von dem, was sie nach der Mahlzeit in einem kurzen Text beschreibt und bewertet. „Ich gehe immer mit Freunden essen und die wissen alle schon, dass ich meine Gabel nicht auf meinem Teller behalten kann“, lacht sie. Indem sie von allen Tellern kostet, bekomme sie auch einen Gesamteindruck vom kulinarischen Angebot des jeweiligen Restaurants.

So kann sie auf ganz persönliche Art und Weise ihren Eindruck vom Essen und dem Drumherum beschreiben. „Ich kritisiere eher die Atmosphäre oder Handwerkliches als das Essen selbst“, sagt sie. Als „Handwerkliches“ bezeichnet Lang die Trockenheit eines Steaks oder wenn das Essen zu kalt auf den Tisch kommt. Mit 345 Fans ist ihr Blog zwar noch relativ klein, dennoch bekommt sie regelmäßig positives Feedback von Fans und den rezensierten Restaurants, die sich über die Kritik freuen.

Etwas anders läuft es bei den großen Online-Portalen wie „TripAdvisor“, „Yelp“ etc. Hier kann jeder seine kulinarischen Erlebnisse mit der Netzgemeinde teilen, Punkte oder Sterne vergeben und den Wirten im Nachhinein positives Feedback geben oder in die Suppe spucken. Allein auf „TripAdvisor“ sind in Tirol 2574 Restaurants mit insgesamt mehr als 60.000 Bewertungen vertreten.

„Wir beschäftigen uns sehr mit diesen Bewertungen und versuchen, darauf zu reagieren“, sagt Martin Klausner. Er ist Inhaber der Klausner Erlebnisgastro mit dem Innsbrucker Bauernkeller, dem Deck 47 am Baggersee und der Ritterkuchl in Hall. „Wenn wir z. B. mehrere negative Kritiken zum Service bekommen, konsultiere ich die Mitarbeiter. Dauert die schlechte Kritik an, muss ich den Angestellten entlassen.“

Ganz der Realität entspricht das, was „TripAdvisor“ und Konsorten anzeigen, allerdings nicht: „Es gibt inzwischen Agenturen, die im Auftrag von Gastronomen gefakte Bewertungen online stellen“, so Klausner. Relativ leicht erkennbar sei dies, wenn auf eine negative Rezension einige positive folgen, die nicht auf Details eingehen. Selten hingegen bekomme er besonders boshafte Kritik: „Die nehme ich aber nicht ernst, denn das hat meistens persönliche Hintergründe.“

Auch Peter Trost, Geschäftsführer der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer Tirol, sieht die sehr boshaften Beispiele als eher harmlos. Vielmehr betont er den konstruktiven Wert der Restaurant-Bewertungen: „Es ist wichtig, die Online-Portale als eine Form der Kritik anzunehmen und sie als Chance für Verbesserungen zu sehen.“

Natürlich sei es wenig hilfreich, eine bestimmte Mahlzeit eines bestimmten Tages zu kritisieren, denn das könne eine Ausnahme sein und man könne als Gastronom schlecht darauf reagieren. Werden allerdings Service und Ambiente negativ beurteilt, könne das durchaus als Ansporn aufgenommen werden. „Diese Online-Portale haben eine Auswirkung auf das Verhalten der Gäste. Ich selbst schaue auch, wenn ich auf Reisen bin, welche Lokale die besten Bewertungen haben“, so Trost. Auch die Quantität spiele hier eine große Rolle, denn: „Je mehr Bewertungen, desto objektiver können die User urteilen, ob das Lokal für sie passt.“

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