Hongkonger Aktivist Joshua Wong droht erneut Gefängnisstrafe
Ursprünglich waren Wong und seine Unterstützer nur zu Sozialstunden verurteilt worden. Später setzte die Staatsanwaltschaft jedoch härtere Strafen durch.
Hongkong – Der junge Hongkonger Aktivist Joshua Wong muss weiter um seine Freiheit bangen. Das oberste Berufungsgericht der Stadt vertagteam Dienstag eine Entscheidung darüber, ob die zuvor verhängten Gefängnisstrafen gegen den 21-Jährigen und seine beiden MitstreiterNathan Law und Alex Chow aufgehoben werden.
Alle drei waren im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit den 2014 ausgebrochenen „Regenschirm-Protesten“ für mehr Demokratie zu mehrmonatigen Gefängnisstrafen verurteilt worden. Später kamen die Aktivisten auf Kaution frei, um in Berufung gehen zu können.
Ob Wong auf freiem Fuß bleibt, ist auch unabhängig vom Ausgang des Berufungsverfahrens ungewiss. Schon am Mittwoch wird in einem separaten Prozess ein Urteil gegen ihn erwartet, das ebenfalls eine Haftstrafe nach sich ziehen könnte.
Proteste für mehr Demokratie
Das harte Vorgehen der Justiz gegen Wong und andere Aktivisten hat in Hongkong eine große Kontroverse ausgelöst und Befürchtungen geweckt, dass Haftstrafen aufpolitischen Druck aus Peking verhängt wurden.
Ursprünglich warenWongund seine Unterstützer nur zu Sozialstunden verurteilt worden. Später setzte dieStaatsanwaltschaft jedoch härtere Strafen durch, über die nun das Berufungsgericht zu entscheiden hat.
Die von Wong angeführten „Regenschirm-Proteste“, die weltweit für Schlagzeilensorgten,waren die größte Herausforderung für Chinas kommunistischeFührung inder früheren britischen Kronkolonie seit deren Rückgabe1997.DieMassendemonstrationen und Sitzblockaden, die damals für Tage das Zentrum der Stadt lahmlegten, hatten sich an Pekinger Beschlüssen entzündet,2017 zwarerstmals eine direkte Wahl in Hongkong zu erlauben, denWählern abereine freie Nominierung der Kandidaten zu verweigern.
Seit dem 1. Juli 1997 gehörtHongkongwieder zu China, wird abernachdem Grundsatz „ein Land, zwei Systeme“ regiert.DieseVereinbarungsieht eigentlich vor, dass die mehr als siebenMillionenHongkongerfür 50 Jahre bis 2047 „ein hohes Maß anAutonomie“ undvieleFreiheiten genießen.
Doch Beobachter warnten zuletzt immer wieder, dass Pekingzunehmendversuche, die Kontrolle an sich zu ziehen. So berichtetenJournalisten von Selbstzensur und wirtschaftlichem Druck seitenszahlungskräftiger Anzeigenkunden ausder Volksrepublik. Akademikerbeklagten politischeEinflussnahme bei Stellenbesetzungen. (dpa)