Konflikte

Streit um Leiche von aufständischem Hubschrauberpiloten in Venezuela

Oscar Perez wurde bei einer Polizeiaktion getötet.
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Der Hubschrauberpilot hatte sich während eines Polizeieinsatzes mit Mitstreitern in einem Unterschlupf verschanzt und über Soziale Medien bekannt gegeben, dass er sich ergeben wolle. Dennoch ist er erschossen worden.

Caracas – Im Streit um die Leiche des bei einem Polizeieinsatz getöteten aufständischen Hubschrauberpiloten Oscar Pérez haben Dutzende Soldaten in Venezuela eine Leichenhalle in Caracas abgesperrt. Der Oppositionsabgeordnete und Mediziner Winston Flores, Leiter eines Parlamentsausschusses zur Untersuchung von Pérez‘ Tod, sprach am Mittwoch von einer außergerichtlichen Exekution des früheren Polizeibeamten.

Nach Flores‘ Worten verweigern die Behörden die Herausgabe der Leiche oder eines Obduktionsberichts mit der Begründung, ein Militärgericht habe die Freigabe abgelehnt.

Pérez und sechs weitere Regierungsgegner waren am Dienstag bei einem Polizeieinsatz in Caracas erschossen worden. Während des Einsatzes hatte Pérez per Live-Video im Internet berichtet, er und seine Gruppe wollten sich ergeben, würden jedoch von Scharfschützen beschossen. Dies weckt Zweifel an der Darstellung der Regierung, wonach die Männer getötet wurden, nachdem sie das Feuer auf Polizisten eröffnet hatten.

Leben im Untergrund

Pérez wurde in Venezuela zunächst als Schauspieler und Mitglied einer Polizei-Eliteeinheit bekannt. Berühmtheit erlangte er, als er im vergangenen Juni auf dem Höhepunkt der Proteste gegen Präsident Nicolás Maduro von einem gestohlenen Polizeihubschrauber aus Granaten über dem Sitz des Obersten Gericht abwarf. Maduro sprach daraufhin von einem Umsturzversuch.

Zuletzt hatte er sich per Live-Video an die Öffentlichkeit gewandt: "Wir wollen uns ergeben, aber das interessiert sie (die Polizei, Anm.) gar nicht. Sie wollen uns töten."
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Seither lebte Pérez im Untergrund und meldete sich immer wieder über Online-Netzwerke kritisch zu Wort. Er galt als meistgesuchter Mann Venezuelas. In seinem letzten Video rief er die Venezolaner auf, nicht aufzugeben und weiter gegen Maduro auf die Straße zu gehen.

Pérez‘ Witwe Dana Vivas forderte die Regierung auf ihr zu erlauben, die Leiche ihres Mannes zu identifizieren. Auch dürfe diese nicht verbrannt werden. Die Bürgerrechtsorganisation Foro Penal betonte in einer Erklärung, außergerichtliche Hinrichtungen seien in Venezuela verboten. Der Staat sei verpflichtet, Menschenleben zu schützen - „einschließlich das Leben von Menschen, die als Straftäter identifiziert wurden“.

Venezuela befindet sich trotz reicher Erdölvorkommen in einer tiefen Wirtschaftskrise, die zu schweren Versorgungsengpässen geführt hat. Die Opposition macht die Regierung des linksnationalistischen Präsidenten Maduro dafür verantwortlich. (APA/AFP)