Honda schafft die Nagelprobe
Das kleine Raumwunder Jazz präsentiert sich nach einer Frischzellenkur deutlich dynamischer und mit einem neuen Benziner. Für den Kompakt-Bruder Civic gibt es jetzt auch einen Diesel.
Von Walter Schrott
Rom –Er ist der Große unter den Kleinen: Auf gerade einmal vier Metern Länge bietet der Honda Jazz Platz wie kaum ein anderer in diesem Segment. Das beweisen fünf Sitze, 354 bis 1314 Liter Ladevolumen und die Tatsache, dass sich bei umgelegtem Beifahrersitz Gegenstände von nahezu 2,50 Metern Länge unterbringen lassen. Nicht zuletzt ein Geheimnis für den großen Erfolg. Seit der Premiere im Jahr 2001 hat der pfiffige Japaner mehr als sieben Millionen Käufer gefunden. Seit 2015 setzt die dritte Generation den Erfolgslauf fort und jetzt war Modellpflege angesagt.
Der Jazz nähert sich optisch dem größeren Bruder Civic an und fährt jetzt deutlich dynamischer vor. Die neuen Tagfahrlichter in den Scheinwerfern und geschärfte Front- und Heckschürzen tragen dazu wesentlich bei. Wer es noch sportlicher haben möchte, ist mit der Dynamic-Version, die ganz neu im Programm ist, bestens bedient. Schwarze 16-Zoll-Aluräder, ein Splitter in der Frontschürze und ein Heckdiffusor – beides mit roten Akzenten – sorgen für einen besonders rasanten Auftritt. Dazu gesellen sich noch Seitenschweller, ein Heckspoiler und LED-Scheinwerfer.
Am sportlichen Cockpit des Jazz hat sich nur wenig geändert, dafür aber unter der Haube. Ein neuer 1,5-Liter-Benziner mit 130 PS (ausschließlich in der Modellversion Dynamic) sorgt jetzt für mehr Power. Höchste Zeit, denn der praktische Fünftürer ist dank seines cleveren Raumkonzeptes auch bei Familien beliebt. Und mit dem bisherigen „Einheitsmotor“, einem 1,3-Liter-Sauger mit 102 PS, wirkt der Jazz bei voller Beladung und Belegung eher untermotorisiert. Da zeigt der neue Vierzylinder schon ganz anders auf, auch wenn er auf Turbo-Beatmung verzichtet. In Verbindung mit dem 6-Gang-Schaltgetriebe stürmt das Raumwunder in 8,7 Sekunden auf Tempo 100. Gemächlicher geht es mit dem CVT-Stufenlosgetriebe, das aufgrund des gefürchteten Gummibandeffektes bekanntlich nicht jedermanns Sache ist. Da genehmigt sich der Jazz 10 Sekunden für die Sprintprüfung.
Eine Überraschung an der Motorenfront: Honda schwimmt – allen Diskussionen zum Trotz und bei rückläufigem Dieselmarkt – gegen den Strom. Für den Civic, der bislang ausschließlich mit Turbo-Benzinern unterwegs war, gibt es jetzt einen Selbstzünder. Basis ist der bekannte 1.6 Turbodiesel, der aber kräftig überarbeitet wurde. Mit 120 PS und einem Drehmoment von 300 Newtonmeter schiebt der Ölbrenner geschmeidig und mit Nachdruck an. 9,8 Sekunden stehen für den 100er-Sprint zu Buche, bei 200 km/h endet der Vortrieb. Nageln ist dabei nicht die bevorzugte Tonart des Triebwerkes, das sich akustisch äußerst dezent verhält und Benzinern in Sachen Laufruhe kaum nachsteht. Und: Honda hat auch noch die Abgas-Nagelprobe mit Bravour bestanden. Der Civic-Diesel soll sich mit nur 3,5 Litern pro 100 Kilometer begnügen und ist mit 92 Gramm CO2-Emission ein Saubermann, der zudem bei den Stickoxid-Werten Maßstäbe setzt und auch die Anforderungen des neuen Real-Drive-Verfahrens (RDE) locker erfüllt. Alles Fakten, die durchaus für den Diesel sprechen, und natürlich sind die japanischen Motorentüftler stolz darauf. Serienmäßig ist der Civic 1.6 i-DTEC mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe kombiniert, Mitte des Jahres reicht Honda eine 9-Gang-Wandlerautomatik nach.
Beim ersten Kennenlernen haben sowohl der spritzige 130-PS-Benziner des Jazz als auch der kraftvolle Diesel im Civic einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen und damit Hondas Kompetenz als der Welt größter Motorenhersteller eindrucksvoll untermauert.
Der aufgefrischte Jazz steht ab 15.990 Euro bereits bei den Händlern. Im März folgt der Civic Diesel, der preislich bei 19.990 Euro startet.