Kurz-Biografie: „Als hätten wir das Fluchtthema in den Genen“
Der deutsche „Bild“-Journalist Paul Ronzheimer hat einen Außenblick auf Österreichs Kanzler und dessen Umfeld geworfen. Die Biografie ist am heutigen Montag erschienen.
Wien – Es ist ungewöhnlich. Der Mann ist erst 31 Jahre alt – und es gibt bereits zwei Biografien über ihn. Nummer zwei erscheint am heutigen Montag (Verlag Herder, 24 Euro); verfasst hat sie ein deutscher Journalist: Paul Ronzheimer, Chefreporter im Politikressort der Bild-Zeitung. Auf 192 Seiten schildert er den Werdegang des nunmehrigen Kanzlers Sebastian Kurz – von dessen Kindheit bis zum Aufstieg in der Politik.
Im Kapitel „Als hätten wir das Fluchtthema in den Genen“ beschreibt er, wann und wie Kurz erstmals mit Flüchtlingen zu tun gehabt hat. 1992, es ist Jugoslawien-Krieg, sehen Kurz’ Mutter Elisabeth und sein Vater Josef verzweifelte Menschen via TV. Sie möchten helfen. Was sie auch machen. Eine Familie, zu der zwei Mädchen gehören, nehmen sie auf dem Bauernhof auf. Kurz, der damals sechs Jahre alt war, wird dazu so zitiert: „Es waren Mädchen, die damals in einer extrem schrecklichen Lage waren. Und doch war es so, dass sie zumindest dann beim Spielen so gewirkt haben, dass sie halbwegs unbeschwert sein können.“
Eltern und enge Weggefährten kommen zu Wort
In den vergangenen Monaten hat Ronzheimer Kurz mehrmals getroffen. Erstmals kommen auch dessen Eltern und enge Weggefährten zu Wort. Mit Gegnern des ÖVP-Obmanns, der mit Aussagen zur Migrationspolitik immer wieder für Schlagzeilen sorgt, hat er ebenfalls gesprochen. Und befindet: „Seine Unterstützer sehen in Kurz einen Politiker ganz neuer Art, der Österreich reformieren und verändern wird. (...) Seine Kritiker sehen in ihm einen Karrieristen, der für Wählerstimmen gegen Flüchtlinge Stimmung gemacht hat und jetzt eine Koalition mit Rechtspopulisten eingegangen ist, nur um an die Macht zu kommen.“
Warum schreibt man eine Biografie über einen jungen Menschen? „Natürlich kann dieses Buch nur eine Bestandsaufnahme sein“, schreibt Ronzheimer. „Für Kurz werden vor allem die kommenden Jahre als Kanzler entscheidend sein, um sein politisches Leben bewerten zu können.“ (kale)