Geglättet, gestreckt, gehoben
Mercedes will mit der vierten A-Klasse-Generation die Verjüngung der Marke fortsetzen. Erneuert sind Design, Technik, Komfort und Elektronik.
Von Beatrix Keckeis-Hiller
Amsterdam –Als Inszenierung in drei Akten legt Mercedes die Erneuerung der A-Klasse an. Die Sterne-Macher hatten, wie berichtet, im Spätherbst in Stuttgart das neue Cockpit im Stil der E-Klasse, mit Widescreen-Display und neu geformter Möblierung, hergezeigt. Für den zweiten Aufzug zog man nach Amsterdam, in die 3500 m² große Industrieanlage und Eventlocation Kromhouthal – und offenbarte dabei Humor: Im Foyer hieß eine orangefarbene Elch-Skulptur die rund 450 Gäste „A willkommen“.
Über den so genannten Elchtest ist die A-Klasse spätestens seit der Neuauflage von 2012 hinweg, nicht nur dank elektronischem Stabilitätsprogramm. Die Umorientierung von bieder-praktisch auf dynamisch-praktikabel hat Mercedes, nebst einer Absatzzahl jenseits der fünfeinhalb Millionen Stück seither, eine Verjüngung der gesamten Marke eingetragen.
Auf diesem Kurs will man weiterfahren. Trotzdem hat man, unter der Kreativleitung von Chefdesigner Gorden Wagener, die äußeren Formen geglättet, gestreckt und geschniegelt. Der Blick des um zwölf Zentimeter auf 4,420 Meter verlängerten Kompakten ist aus den schmaler geschnittenen Frontleuchten am recht langen vorderen Überhang ernster geworden. Die Rücklichter am schlanker strukturierten Heck sind proportionierter und jetzt zweigeteilt. Das erweitert die Öffnungsbreite der Ladeklappe um zwanzig Zentimeter über dem nun 370 Liter fassenden Basiskofferraum.
Zur Neuauflage gehört eine Neubearbeitung der Mechanik. Das betrifft Fahrwerk und Lenkung ebenso wie das Allradantriebssystem, das nunmehr via elektromechanischer Steuerung für vollvariable Antriebsmomenten-Steuerung sorgt.
Neues liefern die Stuttgarter auch im Antriebsprogramm: Sowohl der 1,4-Liter als auch der Zweiliter-Benziner sowie der 1,5-Liter-Diesel – sämtlich Vierzylinder – sind neu beziehungsweise neu aufgebaut. Ersterer stammt, wie der 116 PS leistende Selbstzünder, aus der Technik-Kooperation mit Renault, er hat 163 PS, ist mit automatischer Zylinderabschaltung verbrauchsgenügsam gemacht und – wie sein Mercedes-eigener, 224 PS aufbietender Zweiliter-Bruder – mit Partikelfilter versehen. Den Fahrstufen-Wechsel übernimmt jeweils ein siebenstufiges Doppelkupplungsgetriebe. Vorerst nur für den 1,4-Liter (der eigentlich ein 1,33-Liter ist) wird ein manuelles Sechsganggetriebe offeriert.
Außer außen wie innen gut aussehen, fahren und dabei Treibstoff sparen kann die neue A-Klasse noch viel mehr. Zum Beispiel teilautomatisiert fahren. Mercedes hat an serienmäßigen und optionalen Fahrassistenten bis in S-Klasse-Regionen gegriffen, um den Kompakten ins elektronische Sicherheits- und Komfortnetz auf aktuellstem technischen Stand zu hüllen.
Darüber hinaus noch reicht das neue Multimediasystem, genannt MBUX (Mercedes-Benz User Experience). Gefüttert mit der neuesten Entwicklungsstufe künstlicher Intelligenz, agiert das System interaktiv und selbstlernend. Es merkt sich, wohin am häufigsten navigiert wird, wer regelmäßig angerufen wird und wann jeweils zum Beispiel Kaffee benötigt wird. Man kann damit verbal kommunizieren, auf „Hey Mercedes“-Zuruf sind antwortende Reaktionen zu erwarten.
Der dritte Akt des Generationswechsels der A-Klasse erfolgt im Frühjahr. Am 5. März startet der Verkauf, zeitgleich mit dem Auftakt zum Autosalon in Genf (wo wohl die ersten Derivate auftreten werden). Nachdem, gewissermaßen als Zwischenspiel, die praktische Fahrerprobung über die Bühne gegangen sein wird (zu erwarten im April), kommt die A-Klasse im Mai zu den Händlern – vorerst als frontgetriebener Hatchback, mit den genannten Motorisierungen. Die Allradversionen und die ersten von angekündigt sieben Ablegern sowie weitere, auch elektrifizierte Antriebsstränge folgen dann ab kommenden Oktober.