Jetzt im Oman, später am Mars: Mission des ÖWF hat begonnen
„Macht uns stolz während eures Aufenthalts am Mars“ – Mit dem für Weltraumabenteuer üblichen Pathos startete gestern die Simulation des Österreichischen Weltraum Forums in einer Wüste im Oman.
Von Matthias Christler
Innsbruck – Die letzte Zeile auf dem Bildschirm im Flugkontrollraum verspricht Spannung pur: „All systems GO for landing.“ Alle sind bereit für die Landung – die Mitarbeiter im Innsbrucker Büro des Österreichischen Weltraum Forums (ÖWF) genauso wie im Oman die 15 Astronauten, die vier Wochen lang eine Mars-Reise simulieren. Die italienische Raumfahrtingenieurin Laura Zanardini, die von Tirol aus die zwölfte Mission mit den Analog-Raumanzügen leitet, spricht den Kollegen Mut zu: „Macht uns stolz während eures Aufenthalts am Mars.“ Das ersehnte Signal aus der Wüste kommt: Landung geglückt. Im Flugkontrollraum von AMADEE-18 brandet Applaus auf.
Die Crew nahm die Simulation gestern ernst. Dass Zanardini bis kurz vor der Landung mit den Kollegen per Telefon kommuniziert hat, war ein Schönheitsfehler. Die mehrminütige Zeitverzögerung von Erde zu Mars würde das unmöglich machen. Dass die Feldcrew schon seit Tagen Wüstensand unter den Füßen hat, wurde in Kauf genommen. In der Raumfahrt darf die Show eben nicht fehlen. Sonst würde SpaceX nicht dem Marketing zuliebe Elon Musks Cabrio als Transportlast für die neue Superrakete ins Weltall schießen. Also wird auch den Tiroler Mars-Enthusiasten verziehen, wenn sie die Landung spektakulärer gestalten wollten, als es eigentlich war.
Das Hauptaugenmerk liegt bis zum 28. Februar ohnehin darauf, dass der in Tirol entwickelte Mars-Anzug unter Extrembedingungen getestet wird und Experimente in der Wüste durchgeführt werden. „Das Gelände bietet eine große Anzahl an sandigen und steinigen Oberflächen und unterschiedlich steilen Hängen. Die durchschnittlichen Temperaturen variieren zwischen 16 und 27 Grad Celsius mit weniger als 10 mm Niederschlag. Bis auf möglichen Regen und eine Atmosphäre, die man atmen kann, also fast der perfekte Mars“, sagt ÖWF-Obmann Gernot Grömer.
20 Nationen beteiligen sich an der Mission: u. a. die Italienische Weltraumagentur mit einem aufblasbaren Treibhaus für den Anbau von Kleingemüse; die Western University (Kanada) studiert die Teamfähigkeit der Crew; und eine Schule aus dem Oman stellt ein Geophon bereit, das an einem Rover montiert nach Wasser im Untergrund sucht.
Reinhard Tlustos überwacht in Innsbruck die Mission, deren Budget im „mittleren sechsstelligen Euro-Bereich“ liegt. Wie bei den Tests zuvor – einige in Wüsten, andere am Gletscher wie im Kaunertal – stellt sich erneut die Frage, ob tatsächlich einmal ÖWF-Forschung Teil einer echten Mars-Mission sein kann. Womöglich in 20, 30 Jahren, so Tlustos: „Auch Kolumbus brauchte Schiffsbauer, wir sehen uns als solche Schiffsbauer.“