Citroën

Französischer Komfort lebt wieder auf

Mit neuer Technik zurück zu alten Tugenden: Der Citroën C4 Cactus hat sich ganz dem Komfortgedanken verschrieben.
© Werk

Bauschige Kunststoffpaneele und Minimal-Ausstattung waren einmal: Der Citroën C4 Cactus korrigiert im Zuge einer umfassenden Modellpflege sein Image mit neuen Qualitäten.

Von Stefan Pabeschitz

Marseille –„Bis 2020 wird Citroën neue Maßstäbe in Sachen Komfort setzen“, sagt Linda Jackson, seit 2014 Vorstand der Marke. So schnell kann sich alles ändern – gerade noch war Citroën von seinem Vorgänger als hemdsärmelige Billig-Schiene des PSA-Konzerns ausgerichtet worden. Die ihr erster Vertreter, der C4 Cactus, auch glaubwürdig darstellte: Erstmals gab es den Verzicht, mit dem man sich normalerweise nur in einem Kleinwagen abfinden musste, auch in der Kompaktklasse zu erleben. Trost spendeten die urige Beplankung mit knuffigen Kunststoffpaneelen rundum und witzige Farbkombinationen. Die hat der nun gründlich überarbeitete Cactus nicht mehr notwendig – die Erforschung der Markengeschichte hat den absoluten Komfortanspruch als erfolgreicheres Konzept zu Tage gefördert, dem sich Citroën jetzt wieder verschreibt.

Schon äußerlich wirkt der Cactus nun stattlicher, erwachsener und hochwertiger. Schmalere Leuchten vorne und hinten verleihen ihm mehr Eleganz, die berühmten Kunststoffpaneele der ersten Serie sind noch rudimentär als etwas breitere Schwellerverkleidungen erkennbar. Der Innenraum wurde gehörig aufgewertet, Materialauswahl und Oberflächen haben deutlich gewonnen. Dazu wurde die Mittelkonsole umgebaut und damit die Ergonomie der Bedienung verbessert.

Den Sitzen sieht man eine der großen Neuerungen im Cactus äußerlich nicht an – sie wirken nach wir vor verdächtig flach und unkonturiert. Das ändert sich aber, wenn man erst einmal Platz genommen hat: Die neue, verdichtete Schäumung passt sich dem Körper perfekt an – ähnlich, wie es bei hochwertigen Skischuhen der Fall ist. Und ebenso komfortabel: Langstreckenfahrten oder Langzeit-Stauen ohne jede Rücken-Reue sind damit glaubwürdig. Sportlicher Seitenhalt gehört hingegen nicht zu den neuen Tugenden – auf allzu rasante Anwendung ist der Cactus ohnehin nicht ausgelegt.

Das Highlight der Modell­erneuerung ist die Komfortfederung, die hier ihre Premiere feiert und künftig allen Citroën-Kunden zumindest als Option zur Verfügung stehen wird. Hierbei kommen zusätzliche hydraulische Dämpfer in den Federbeinen zur Anwendung, die ein hartes Anschlagen am oberen oder unteren Ende verhindern – speziell Temposchwellen, aber auch jede andere Art mieser Straßenoberflächen verlieren damit jeden Schrecken. Das ohne elektronische Hilfen rein mechanisch arbeitende Cactus-Fahrwerk schluckt Derartiges mit bemerkenswertem Gleichmut und ohne Aufschaukeln oder Wankanfälligkeit. Die Abstimmung ist gelungen auf Komfort ausgerichtet, ohne deswegen jemals schwammig oder indirekt zu wirken.

Zum Marktstart Anfang April stehen ein Diesel mit 100PS sowie zwei Benziner zu 110 und 130 PS zur Auswahl – der schwächere optional auch mit Sechsgang-Automatik. Das in dieser Klasse praktisch konkurrenzlos geringe Gewicht von maximal 1045 Kilo ermöglicht mit jeder dieser Motorisierungen ein flinkes Vorankommen. Der stärkere Benziner sorgt sogar für beinahe souveräne Fahrfreude. Dank der verbesserten Fahrzeugdämmung bleibt die Innenraumakustik stets zurückhaltend und damit passend zum Gesamtkomfort. Nur ein nicht allzu praktisches Detail hat das Facelift – wohl aus Kostengründen – überlebt: Die Fixverglasung der hinteren Türen ohne Fensterheber oder auch nur Kurbeln. Vorbei sind dafür die Zeiten, als der Cactus als nackter Listenpreis-Lockvogel im Bereich von 13.000 Euro startete. Der nunmehrige Einstiegspreis von 16.999 Euro ist der gebotenen Qualität aber angemessen, selbst der 130-PS-Benziner in Top-Ausstattung bleibt mit 21.590 Euro zurückhaltend.