Kontroversen um Vucics Besuch in Kroatien nehmen nicht ab

Zagreb (APA) - Der serbische Präsident Aleksandar Vucic hat am Dienstag seinen Besuch in Kroatien in der mehrheitlich serbischen Gemeinde Gv...

Zagreb (APA) - Der serbische Präsident Aleksandar Vucic hat am Dienstag seinen Besuch in Kroatien in der mehrheitlich serbischen Gemeinde Gvozd in Zentralkroatien fortgesetzt. In Zagreb hörten unterdessen die Kontroversen um seinen Besuch nicht auf - im Parlament gab es harsche Reaktionen, wobei auch die kroatische Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic kritisiert wurde.

Der sozialdemokratische Oppositionsabgeordnete Bojan Glavasevic (SDP) betonte, dass Kroatien mit dem Besuch des serbischen Präsidenten „gedemütigt“ wurde. „In Kroatien weilt ein Mann, der nachweislich kein Freund Kroatiens ist, der nachweislich keine guten Absichten gegenüber Kroatien hat“, sagte er mit Blick auf die hetzerische Rede Vucics aus dem Jahr 1995 in der von den kroatischen Serben besetzten Stadt Glina.

Die Tatsache, dass Berichten zufolge das Büro der Präsidentin den kroatischen Journalisten verboten haben soll, Vucic Fragen über seine „großserbischen Hetzreden“ zu stellen, bezeichnete der Abgeordnete als „Demütigung jedes einzelnen Opfer des Heimatkrieges“.

Glavasevic kritisierte die kroatische Präsidentin dafür, Vucic ohne Einverständnis des Regierungschefs nach Kroatien eingeladen zu haben. „Die Präsidentin stellte die Interessen und den Druck der internationalen Gemeinschaft vor die Interessen des eigenen Landes“, sagte er. In Kroatien herrscht die Meinung, dass das Präsidententreffen auf Drängen der USA und der EU zustande kam.

Der Abgeordnete der Oppositionspartei Most, Miro Bulj, forderte unterdessen, dass sich Vucic für „Hetzerei“ entschuldigen müsste. „Das Mindeste, was er hätte machen müssen, ist es, nach Glina zu gehen und sich bei den Menschen serbischer Nationalität zu entschuldigen, sie zum Übel und Verbrechen angestiftet zu haben“, sagte Bulj. „Für die Massaker verantwortlich sind Aleksandar Vucic, Vojislav Seselj und alle, die die Menschen aufgerufen haben, Großserbien zu schaffen.“

Während in ausländischen Medien der Besuch als ein Schritt zu besseren Beziehungen gedeutet wurde, stand in Kroatien der innenpolitische Kontext im Vordergrund. Das Treffen, das die Präsidentin ohne Wissen des Ministerpräsidenten Andrej Plenkovic verabredet haben soll, offenbarte laut politischen Analytikern die großen Spannungen zwischen den beiden.

Auch bei den Themen zeigten sich Diskrepanzen. Während Plenkovic am Montag beim Treffen mit Vucic auch die Frage der Kriegsentschädigungen Serbiens an Kroatien ansprach, machte die Präsidentin einen Bogen um dieses heikles Thema. Wie Plenkovic laut Medienberichten nach dem Treffen erklärte, würde sich eine speziell dafür errichtete Arbeitsgruppe mit den Kriegsentschädigungen befassen.

Die Präsidentin wurde auch von den Veteranen des Kroatien-Krieges, die bisher zu ihren Unterstützern zählten, wegen der Einladung harsch kritisiert. Sie empörte sie mit der Aussage, wonach die Demonstranten, die in Zagreb gegen Vucic protestierten, politische Außenseiter seien. Die Veteranen wollen sich noch überlegen, ob sie die Präsidentin künftig unterstützen werden, kündigte der Veteranenvertreter und Abgeordneter der Regierungspartei HDZ, Josip Djakic, der am Montag an dem Protest teilnahm, an.