Kampf gegen Engerlinge startet
Das „Jahrhundertproblem“ Maikäfer erfordert permanente Bekämpfung mit der biologischen Waffe, der Pilzgerste. Heuer fahren die Spezialgeräte vor allem in den Gemeinden Mieming und Roppen auf.
Von Hubert Daum
Mieming –Er heißt Melolontha und ist nicht gerade ein beliebtes Insekt: der Maikäfer. Der Mensch assoziiert mit ihm hauptsächlich Schäden während seiner gesamten, meist vierjährigen Entwicklungszeit. Während die ausgewachsenen Flieger Laubbäume kahlfressen können, können die Larven im Boden – auch Engerlinge genannt - enorme Schäden anrichten, vor allem in der Landwirtschaft. Gerade die Grünlandbauern in Mieming mussten vor rund zehn Jahren erleben, wie aus saftigen Wiesen eine Art Steppe wurde. Deshalb luden die bäuerlichen Spitzen nicht zufällig nach Mieming, um den offiziellen Start der heurigen Maikäferbekämpfung mit der biologischen Pilzgerste zu eröffnen.
„Der Maikäfer ist ein Jahrhundertproblem“, weiß Hermann Strasser, Mikrobiologe an der Universität Innsbruck, „gerade das Oberland ist ein stark befallenes Gebiet. 1993 hat man in Tirol mit der biologischen Maikäferbekämpfung mittels Pilzgerste begonnen, damit waren wir bundesweit Vorreiter“. Strasser gilt als der „Vater“ der Methode und Entwickler der biologischen Gerste: „Durch den Einsatz der Melecont Pilzgerste, eines natürlich im Boden vorkommenden Pilzes, wird die Population völlig ohne Chemie auf ein erträgliches Maß reduziert.“ Dabei dient das nicht keimfähige Gerstenkorn als Träger für den Pilz, der sich im Boden entwickelt und Sporen bildet, welche die Maikäferlarven vernichten.
Heuer werden in Summe von den Projektpartnern Landwirtschaftskammer (LK), Land Tirol, Maschinenring und Gemeinden ca. 400 Hektar in ganz Tirol mit dem Pilzgerste-Verfahren behandelt. „Mit 130 Hektar stellt Mieming das tirolweit größte Gebiet, das behandelt wird“, präzisiert VBM Martin Kapeller, „auch Roppen ist mit rund 50 Hektar dabei.“ Man versuche, möglichst große, zusammenhängende Flächen zusammenzubringen, der Bauer müsse natürlich zustimmen, weil er auch ein Drittel der Kosten (ca. 130 € pro Hektar) zu tragen hat.
Als Projektpartner übernimmt der Maschinenring (MR) bei der Ausbringung der Pilzgerste eine wichtige Rolle. „Mittels Schlitzgeräten wird die Gerste mit unseren Spezialmaschinen auf eine Ablagetiefe von mindestens 4 cm in den Boden eingearbeitet“, erklärt Gottfried Gabl, Geschäftsführer des MR Oberland, „unsere Mitarbeiter haben Luftbilder zur Verfügung, die die relevanten Flächen zeigen.“ Man müsse vor allem permanent präventiv arbeiten, damit die Sporendichte nicht zu sehr abfällt.
„Aktuell arbeiten wir zudem an einem Forschungsprojekt gemeinsam mit der Universität Innsbruck“, erklärt LK-Grünlandberater Lukas Peer, „an über zwanzig Standorten verteilt auf Nord-, Ost- und Südtirol wird die Pilzdichte im Boden, die Maikäferbefallsdichte sowie ergänzend dazu eine Befragung der Bauern durchgeführt. Daraus ergeben sich wichtige Erkenntnisse für Wissenschaft und die künftige Beratung.“ Strasser abschließend: „Die Maßnahmen tangieren unsere Nahrungskette nicht.“