Ankara/Athen

Säbelrassen in der Ägäis: Unruhe zwischen Griechenland und Türkei

Der türkische Minister Ahmet Davutoglu (r.) und der griechische Premier Alexis Tsipras.
© Reuters

Militärexperten weisen darauf hin, dass es in der jüngsten Vergangenheit vermehrt zu kritischen Situationen zwischen dem griechischen und dem türkischen Militär gekommen sei.

Athen/Ankara – Die Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei sind wieder einmal äußerst angespannt. Wiederholte Zwischenfälle in der Ägäis mit dem Absturz eines griechischen Piloten als tragischer Höhepunkt sorgen in der griechischen Presse für Schlagzeilen und lösen in der Gesellschaft erhebliche Unruhe aus. Das Säbelrasseln der Politiker wurde zuletzt auch immer lauter.

Militärexperten weisen darauf hin, dass es in der jüngsten Vergangenheit vermehrt zu kritischen Situationen zwischen dem griechischen und dem türkischen Militär gekommen sei. Nach Angaben des griechischen Generalstabs war der 34-jährige Pilot Giorgos Baltadoros mit dem Kampfflugzeug vom Typ Mirage 2000-5 auf dem Rückweg von einem Einsatz gegen türkische Kampfjets, als er Mitte April abstürzte und ums Leben kam.

Stabilität gefährdet

Premierminister Alexis Tsipras von der linken SYRIZA-Partei betonte, dass Griechenland einen seiner besten Piloten verloren habe. Der Kampfflieger sei „gefallen“, als er die „nationale Souveränität und territoriale Integrität“ verteidigt habe, erklärte Griechenlands Verteidigungsminister Panos Kammenos im Kurzbotschaftendienst Twitter. Diese wiederholten Zwischenfälle würden die Stabilität und den Friedensprozess zwischen Griechenland und der Türkei stark gefährden.

Die griechischen Medien reagierten nach dem Tod des griechischen Kampfpiloten entsetzt: „Giorgos Baltadoros ist ein weiterer Pilot, der in diesem unerklärten Krieg zwischen unserem Land und der Türkei stirbt“, schrieb die Zeitung Vima Online. „Der Pilot verdiente ein sehr bescheidenes Gehalt und erhielt nur wenige Stunden Training mit begrenzten Ressourcen“, übte das Blatt Kathimerini hingegen auch Kritik am griechischen Militär. Zwar vereinbarten Tsipras und der türkische Ministerpräsident Binali Yildrim, ihre „Kommunikationskanäle“ offen halten zu wollen. Doch gingen die Wogen bereits hoch.

Streit um Felseninsel

„In schwierigen Zeiten sollte man nüchtern reagieren“, meldete sich der griechische Außenminister, Nikos Kotzias, erst noch mäßigend zu Wort. Insbesondere der Konflikt um die Felseninseln Imia (türkisch: Kardak), den das türkische Außenministerium erneut aufs Tapet gebracht habe, gebe aber Anlass zu großer Sorge. Die Nachbarstaaten streiten seit Jahrzehnten auch um Hoheitsrechte in der Ägäis. 1996 hatte der Konflikt um die unbewohnten Felseninseln Imia/Kardak die beiden NATO-Staaten an den Rand eines Krieges gebracht. Ein bewaffneter Konflikt konnte im letzten Moment nach einer diplomatischen Intervention der USA abgewendet werden.

Nun poppte der Zwist wieder auf, weil im Jänner türkische Kriegsschiffe ein griechisches Küstenwacheboot und ein Patrouille-Schiff an einer Annäherung an die umstrittenen Inseln in der östlichen Ägäis gehindert hatten. Dabei war es zu einer Kollision gekommen. Kotzias forderte das Nachbarland daraufhin auf, das internationale Recht zu respektieren.

Ministerpräsident Alexis Tsipras legte sogar noch ein Scherflein nach. Griechenland könne seine Hoheitsrechte jederzeit verteidigen, drohte er. Bei einem kürzlichen Besuch auf der Insel Kasteloriso sandte er eine klare Botschaft an die Türkei: „Wir verhandeln nicht, wir übergeben kein Stück Land“.

Türkei über Offiziers-Freilassung empört

Die Türkei wiederum legte am vergangenen Freitag lautstarken Protest gegen die Freilassung eines nach dem Putschversuch 2016 nach Griechenland geflohenen Offiziers ein. Am Donnerstag war einer von acht nach Griechenland geflohenen Offizieren unter Auflagen freigelassen worden. Der griechische Verwaltungsgerichtshof beschloss laut Staatsradio, dass der Wohnort des Offiziers aus Sicherheitsgründen nicht bekannt werden dürfe. Der Offizier dürfe zudem das Land nicht verlassen und bekomme deswegen keine Reisedokumente. Die Polizei müsse für seine Sicherheit sorgen.

as Außenministerium in Ankara reagierte dennoch empört: Die Entscheidung zeige erneut, dass Griechenland ein „Land sei, das Putschisten schützt“. Entspannungspolitik mit offenen Gesprächskanälen klingt anders... (APA)

Verwandte Themen