Alle wollen in die Höttinger Höll: Fahrverbot sorgt für Ärger
Mit einem offenen Brief plädieren Tirols Rad-Größen rund um Stefan Denifl für die Aufhebung des Fahrverbots im Schlussteil der WM-Strecke.
Von Roman Stelzl
Innsbruck – In der Höttinger Höll geht es derzeit heiß her. Das steile, schmale Sträßchen zum Gramartboden mit seinen 28 Prozent Steigung sorgt vor seiner Rennpremiere bei der Straßenrad-Weltmeisterschaft (22. bis 30.9.) für jede Menge Zündstoff. Die Gemüter erhitzen sich dabei am geltenden Fahrverbot, das auch die Radsportler betrifft. Doch genau die drängen mehr und mehr in die Höttinger Höll. Eine heikle Situation.
Seit bekannt wurde, dass das Finale des WM-Höhepunkts (Herren-Rennen am 30.9.) in der Höll stattfindet, ist der sonst nur Einheimischen bekannte Anstieg überhaupt erst auf der Radsport-Landkarte aufgetaucht. Jetzt wollen sich hier einerseits Hobby-Athleten im Vorfeld der WM messen – anderseits erkunden Profis den vermeintlich entscheidenden Abschnitt, der mit dem Titel „Streif des Radsports“ künstlich hochstilisiert wurde.
Nach den jüngsten Diskussionen rund um eine mögliche Überwachung des Fahrverbots bei zu großem Andrang schaltete sich nun Tirols Rad-Szene in Form eines offenen Briefs ein. Größen aus Gegenwart und Vergangenheit wie Profi Stefan Denifl, die Ex-Ö-Tour-Sieger Thomas Rohregger, Wolfgang Steinmayr und Helmut Wechselberger, Tour-de-France-Etappensieger Georg Totschnig oder Moderator Othmar Peer sowie Team-Tirol-Manager Thomas Pupp setzten ihren Namen unter ein Schriftstück, das sich in direkter Rede mit einer Bitte an die „Sportstadt Innsbruck“ wendet.
„Am derzeit absoluten Fahrverbot, das auch für Fahrräder gilt, willst Du festhalten? Jetzt und über die WM hinaus? Das kann wohl nicht Dein Ernst sein“, steht dort geschrieben. Und der Brief schließt mit einem Appell: „Handle deshalb mit Herz und Hirn und hebe das Fahrverbot für Radfahrer auf, am besten jetzt und gleich.“
An der Aufhebung des Verbots scheiden sich jedoch die Geister. Aufgrund der Gefahren wehren sich viele gegen die Öffnung für den Radverkehr. Andererseits wuchern Ideen von einem reinen Pkw-Fahrverbot bis hin zu einer Einbahnregelung, die eine Abfahrt verhindern, eine Auffahrt ermöglichen soll. Zuletzt hatten Italiens Rad-Stars Vincenzo Nibali oder Fabio Aru eine Sondergenehmigung für die Fahrt benötigt. Eine Lösung muss bald her, nicht jeder Profi will über den bürokratischen Weg in die Höll. Die sorgt weiter für feurige Stimmung. Und das droht länger so zu bleiben.