Das Narrativ alternativer Wahrheiten
Der RLB-Kunstpreis geht heuer an Karin Ferrari. Ihre Arbeiten sowie zehn weitere Positionen junger Tiroler Kunst sind derzeit in der Kunstbrücke zu sehen.
Innsbruck –Viel Altbekanntes und die große Überraschung: Das ist der RLB-Kunstpreis 2018, der an die gebürtige Südtirolerin Karin Ferrari geht. Ihr winkt neben dem Preisgeld von 10.000 Euro 2019 eine Einzelausstellung im Landesmuseum Ferdinandeum. Die beiden Förderpreise (zu je 4000 Euro) gehen 2018 nach Osttirol: an Anja Manfredi und an Annelies Senfter.
Dieses Ergebnis bedeutet auch: Die Künstlerinnen geben 2018 den Ton an. Die Jury um RLB-Leiterin Silvia Höller, Severin Dünser (Kurator am Belvedere 21), Nina Tabassomi (Direktorin im Taxispalais), den freien Kurator Jürgen Tabor sowie Christine Wetzlinger-Grundnig (Direktorin des Klagenfurter MMKK) hat in dieser Hinsicht einen Schwerpunkt gesetzt. Gattungstechnisch entschied man sich für die Vielfalt: Fotografie bei Manfredi, Konzept bei Senfters „Herbarium“-Projekt und Medienkunst bei Ferrari.
Auch in der gestern eröffneten Kunstpreis-Ausstellung in der Kunstbrücke – gezeigt werden Werke der Preisträgerinnen sowie Arbeiten von acht weiteren Künstlerinnen und Künstlern – sind alle gängigen Medien vertreten. Inhaltlich steht für die drei Preisträgerinnen die Recherche im Zentrum. Ihre Herangehensweise ist allerdings ganz unterschiedlich: Ferraris Videoarbeiten werfen etwa einen kritischen Blick auf die Wahrheitsproduktion im Internet. Sie setzt dem Durst nach alternativen Erklärungsmodellen eigene Verschwörungsvideos entgegen. In ihrer Serie „Decoding“ präsentiert sie „The Whole Truth“, die sich beispielsweise aus der Untersuchung von Musikvideos ergibt. Auch das ZIB-Intro hat sie bereits auf vermeintlich geheime Botschaften hin untersucht.
Mit ihren Arbeiten liefert Ferrari die größte Überraschung dieser Kunstpreis-Ausgabe, waren andere Positionen wie Senfters „Herbarium“, aber auch der in der Ausstellung vertretene Georg Sailer mit der Serie „The Potemkin Village“ sowie die feinen Zeichnungen von Benjamin Zanon allesamt 2017 in unterschiedlichsten Innsbrucker Institutionen zu sehen. Man darf also gespannt bleiben, mit welchen „Wahrheiten“ Ferrari 2019 im Ferdinandeum aufwarten wird. (bunt)