Wohnraum

Alte Möbel für den neuen Bischof

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Hermann Glettler, seit September 2017 Bischof der Diözese Innsbruck, wohnt in einem wahrlich geschichtsträchtigen Haus. Die Privaträume sind Spiegelbild der künstlerischen Ader des gebürtigen Steirers.

Von Peter Hörhager

Innsbruck –Domplatz 5 – die Mauern dieses Innsbrucker Hauses könnten viel erzählen. Das Gebäude, das ursprünglich direkt an die mittelalterliche Stadtmauer angedockt war, diente von 1469 bis 1768 als erstes Schulhaus der Stadt. Seit 1964 ist es Sitz des jeweiligen Diözesanbischofs. Der jetzige Hausherr Bischof Hermann Glettler erinnerte beim Rundgang außerdem an einen ganz besonderen Vorbewohner: „Hier lebte als Kooperator der 1940 im KZ Buchenwald von den Nazi-Schergen ermordete und 1996 seliggesprochene Otto Neururer – ein Priester, dessen Lebensgeschichte mich ungeheuer berührt.“

Um es vorwegzunehmen: Es ist ein bescheidenes Domizil, in dem unser Bischof arbeitet und wohnt. Der Privatbereich umfasst lediglich drei Räume. Teure Möbel – die sucht man vergeblich. Die historischen Gemäuer bestechen durch die persönliche Note, die Bischof Hermann – er ist ja auch Künstler –, seinem Domizil einhauchte. Bunt, individuell, fröhlich, mit überraschenden Elementen, künstlerisch (die Exponate stammen vom Bischof selbst oder von befreundeten Künstlern) – so lassen sich die Räume unseres obersten Seelsorgers umschreiben.

Die Sessel in der Hauskapelle – die alten, aber neu bezogenen Einzel­stücke sind Exponate eines Caritas-Projekts in der Steiermark.
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Der erste Weg führt uns in die neue Hauskapelle, zu der ein früheres Gästezimmer umgestaltet wurde. Eine gotische Madonna sowie ein seiner Haarpracht beraubter Christus, der wahrscheinlich in einem Heiligen Grab lag, bilden mit einem Altar der Neuzeit (zusammengebaut aus gelben Spanplatten) eine durchaus harmonische Einheit. Blickfang in allen Räumen: Sessel unterschiedlichsten Designs mit bunten und keineswegs einheitlichen Bezügen. „Die sind ein Mitbringsel aus der Steiermark und sind Produkte eines speziellen Beschäftigungsprogramms der Caritas“, erklärt Bischof Hermann.

Apropos Steiermark: Dort, im rund 2000 Einwohner zählenden Übelbach, stand ja die Wiege von Hermann Glettler. „Ich habe mit meinen Eltern und den vier Geschwistern in einem einfachen Bauernhof gelebt“, erzählt der Innsbrucker Oberhirte. Und der „einfache, aber authentische Glaube“ der Eltern hat ihn letztlich auch zu seiner jetzigen Berufung geführt. Wobei die Maturareise nach Frankreich, wo er in Paray-le-Monial zufällig an einem Jugendtreffen der Gemeinschaft Emmanuel teilnahm, einen weiteren Anstoß zu seinem Priesterberuf lieferte. Kurzum: Der junge Steirer studierte Theologie und Kunstgeschichte in Graz, Tübingen und München.

Es war ein Lehrer am Gymnasium in Graz, der seine Begeisterung für die Kunst weckte und sein künstlerisches Talent erkannte. Nicht grundlos wurde Hermann Glettler also als „Künstlerpfarrer“ bekannt, der nicht nur eine umfangreiche Sammlung aufbaute, die er inzwischen der Diözese Graz-Seckau schenkte, sondern mit dem von ihm initiierten Projekt „Andrä Kunst“ für Furore sorgte, durch das die Kirche von St. Andrä zu einem besonderen Kunst- und Gebetsraum wurde. Es verband ihn übrigens auch eine gute Beziehung mit Max Weiler. „Nach einer Ausstellung im Priesterseminar hat er mich zur Feier von seinem 80er in New York eingeladen“, erzählt Bischof Hermann.

Aber vorrangig und mit Leidenschaft ist er ja Seelsorger. Und artikulierte am Ende unseres Gesprächs Gedanken zum morgigen Pfingstfest für die TT-Leser: „Pfingsten ist weit mehr als ein angenehmes Frühlingswochenende. Pfingsten ist mein Lieblingsfest. Pfingsten meint die geistvolle Intervention Gottes in unser Leben. Vollkommen frei und befreiend mischt sich der Geist Jesu in das Getriebe unseres Alltags ein. Sobald wir ihm einen Landeplatz bereiten, kann er bei uns ankommen. Der Heilige Geist ist weder harmlos noch ein spirituelles Aufputschmittel. Er bewirkt die Weitung unseres Herzens, Freude am Glauben und eine solidarische Aufmerksamkeit füreinander.“

Auch die Möbel im privaten Wohnzimmer des Bischofs sind „renoviert“. An der Wand das Bild eines Glettler-Kunstwerkes.
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