Tausche Festivalsommer gegen Pianobar
Ständig im Wandel befindlich: Die Arctic Monkeys sind wieder zurück. Diesmal ohne Gitarren und mit Piano.
Innsbruck –Gitarrenrock ist aus. Wurde offiziell gegen Lounge-Sound, Pianoklänge und schmachtende Choreinlagen getauscht. Zumindest bei „der“ Indie-Rock-Gruppe der mittleren Nullerjahre, den Arctic Monkeys. Diese brachten vor wenigen Tagen ihr neues Album „Tranquility Base Hotel & Casino“ heraus.
Besonders jene, die weiterhin auf der ersten Indie-Welle schwimmen, sind ob des neuen Stils verwirrt. Bereits „Humbug“ (2009) kündigte eine, wohl auch von Produzent Josh Homme beeinflusste, Wende an. Das Nachfolgealbum „Suck It and See“ (2011) wollte zu viel und scheiterte grandios. Schon schrieb man die Arctic Monkeys als eine der gescheiterten Indie-Rock-Bands der Nullerjahre ab. Bis zu „AM“ (2013), ein Album, das alles umwarf und damit einen musikalischen Zeitgeist traf, der wie das Debüt der Briten einfach passte. Danach gönnte sich die Band um Leadsänger Alex Turner eine Rockstar-Pause von fünf Jahren. Keine Vorabsingles, lediglich live probierten sich die „neuen“ Monkeys aus.
Und bombardieren das Publikum auch auf der Platte mit einer äußerst befremdlichen Wandlung – die sich Turners Nebenprojekt The Last Shadow Puppets nähert. „Four Out of Five“, „Batphone“ oder die titelgebende Nummer klingen wie David Bowie in barockem Popkostüm. Schon der Opener „Star Treatment“ trifft mitten ins Herz öliger Sechzigerjahre-Schmachtballaden, in der Turner textlich selbst die Rolle des abgehalfterten Rockers einnimmt. Mit „I just want to be one of The Strokes, now look at the mess you made me make“ eröffnet er, bereits gescheitert, das Album. Eine LP, in der lediglich die Stimmfarbe des Sängers an die Monkeys erinnert, die sonst aber mehr nach Pianobar als nach Festivalsommer riecht. (bunt)
Indie-Pop Arctic Monkeys: Tranquility Base Hotel & Casino. Domino Records.