Tödlicher Unfall: Gaffer filmten vor Kindern und simulierten Panne
Neue Dimensionen erreichte das Verhalten mehrerer Gaffer nach einem tödlichen Unfall nahe Ulm, an dem ein Feuerwehrauto aus Österreich beteiligt war. Ein 66-Jähriger starb. Die Polizei ermittelt gegen zehn Gaffer.
Ulm – Vor den Augen von Kindern hat ein Vater nach Polizeiangaben das Geschehen nach einem tödlichen Autobahnunfall bei Ulm mit seinem Smartphone gefilmt. Eine andere Gruppe simulierten eine Panne, um das Geschehen besser sehen zu können.
Gegen den Vater und neun weitere Gaffer seien Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, teilte die Polizei am Freitag mit. Sie sollen am vergangenen Samstag an der A8 unweit der Anschlussstelle Ulm-West während der Rettungsarbeiten Filmaufnahmen gemacht und dabei teils für Verkehrsbehinderungen und fast für weitere Unfälle gesorgt haben.
Starker Rauch versperrte die Sicht
Zuvor war ein 66 Jahre alter Mann aus Bayern ums Leben gekommen: Er wurde von einem Feuerwehrauto aus Österreich erfasst, nachdem er aus seinem wegen eines Defekts liegengebliebenen Autos ausgestiegen war. Weil so starker Rauch aus dem Auto quoll, sah der Lenker des Feuerwehrwagens den 66-Jährigen, der gerade hinter seinem Auto stand, nicht. Der Mann wurde zwischen den Autos eingeklemmt und starb trotz Wiederbelebungsversuchen noch an der Unfallstelle.
Da sich der Unfall in einem Baustellenbereich ereignete, kamen Rettungsfahrzeuge ohnehin nur mühsam voran. Während der Rettungs- und Bergungsarbeiten sei das Verhalten etlicher Gaffer dokumentiert worden, gegen die nun Anzeigen erstattet werden, sagte eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Durch zu dichtes Auffahren im Stau blieb oft kein Platz mehr, um versetzt anzuhalten und damit eine Rettungsgasse zu bilden.
Polizei: „Eine solche Sensationsgier macht sprachlos“
Als „Krönung“ bezeichnete die Polizei das Verhalten einer Gruppe junger Männer in einem Mercedes, die auf der Gegenfahrbahn eine Panne simulierten, um „optimalen Blick“ auf die Rettungsmaßnahmen zu haben.
Als erschütternd hätten die Polizisten zudem das Verhalten eines dreifachen Vaters empfunden. Während seine Ehefrau vom Beifahrersitz und drei Kinder von der Rückbank aus zuschauten, habe der am Steuer sitzende Mann das Geschehen gefilmt. „Eine solche Sensationsgier macht uns sprachlos“, sagte die Sprecherin. Immer wieder beklagten Einsatzkräfte, dass Gaffer „mit ihrem Verhalten das Tempo von Rettungseinsätzen drosseln“. In der Regel drohe solchen Leuten in Deutschland eine Ordnungsstrafe in Höhe von 125 Euro.
Der unfallbeteiligte Kleinbus gehörte zu einer Gruppe mehrerer österreichischer Feuerwehrfahrzeuge. Die Mannschaften waren auf der Heimreise von einer Fortbildung gewesen. Kameraden der Feuerwehr Merklingen und Notfallseelsorger kümmerten sich um sie. Gegen 22 Uhr traten sie ihre Weiterreise an. (TT.com, dpa)