Russland für Angeber

In Russland rollt der Rubel mit Rohstoffen: Die reichsten Bürger

Symbolbild.
© imago stock&people

Erdöl, Gas, Stahl: Damit verdienen die zehn reichsten Russen ihr Geld. Auf der internationalen Reichen-Listen stehen die Russen aber weit hinten.

Moskau – Mit Rohstoffen kann man in Russland viel Geld machen – und natürlich auch mit der Nähe zum Kreml. Auf der internationalen Reichen-Liste von Forbes stehen die Russen trotzdem erst weiter hinten. Der reichste Russe, Wladimir Lisin, nimmt mit einem geschätzten Vermögen von 19,1 Milliarden Dollar „nur“ den 57. Platz auf der internationalen Liste ein. Er liegt damit ganze 20 Plätze hinter Österreichs reichstem Unternehmer Dietrich Mateschitz. Stören wird ihn das aber vermutlich angesichts seines beträchtlichen Vermögens nicht, ebensowenig wie die anderen reichen Russen.

1. Wladimir Lisin: Der reichste Russe ist nicht nur Unternehmer – sonder auch Wissenschaftler. Lisin ist seit 1998 Vorstandsvorsitzender des russischen Stahlproduzenten Novolipetsk Steel. Sein Vermögen wird von Forbes auf 19,1 Milliarden US-Dollar geschätzt. Im Gegensatz zu den anderen russischen Oligarchen beruht sein Vermögen nicht auf den umstrittenen Privatisierungen von staatlichen Unternehmen in den 1990er-Jahren. Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit ist Lisin aber auch Autor von Fachbüchern, Patentinhaber und Wissenschaftler. Seit 2009 ist Lissin außerdem Vorsitzender der European Shooting Confederation.

Wladimir Lisin hat leicht lachen. Er ist der reichste Mann Russlands.
© AFP

2. Alexej Mordashov: Auf 18,7 Milliarden US-Dollar wird das Vermögen des Stahlproduzenten Alexej Mordashov geschätzt. Er ist Vorstandsvorsitzender des Unternehmens Severstal und Generaldirektor der Severstal-Gruppe, beide in der Stahl-Branche aktiv. Zu Beginn der Privatisierungswelle der russischen Staatsbetriebe wurde der damals erst 27 Jahre alte Mordashov Wirtschafts- und Finanzdirektor des metallurgischen Kombinates, das bald darauf in die Aktiengesellschaft OAO Severstal umgewandelt wurde. Mordashov sollte die Privatisierung des Unternehmens durchführen. Daraufhin gründete er ein Tochterunternehmen mit dem Namen Severstal-invest, das zu 24 Prozent dem Kombinat gehörte und zu 76 Prozent ihm selbst. Anschließend kaufte er die Aktien des Metallurgiewerkes auf und erlangte so die Kontrolle über das Unternehmen. Mordashov hält auch 25 Prozent der Anteile vom deutschen Reiseveranstalter TUI.

Alexej Mordashov.
© AFP

3. Leonid Mikhelson: Michelson ist Vorsitzender des russischen Unternehmens Novatek. Sein Vermögen wird auf 18 Milliarden Dollar geschätzt. Der Name des Unternehmers tauchte international in den vergangenen Jahren oft in Zusammenhang mit Verstrickungen in die so genannte Paradise Papers auf. Zudem steht Novatek seit 2014 wegen des Ukraine-Konflikts auf der Sanktionsliste der US-Regierung.

Leonid Mikhelson.
© AFP

4. Vagit Alekperov: Vagit Alekperov besitzt laut Forbes stattliche 16,4 Milliarden Dollar. Er macht in Öl – genaugenommen ist er Gründer, größter Aktionär und Chef des Mineralölkonzerns Lukoil. Er hat sich von einem einfachen Ingenieur zu einem der reichsten Russen hochgearbeitet, bei einer Explosion auf einem Öl-Feld war er in den 70er-Jahren sogar direkt betroffen. Überlebt hat er nur, weil er ins Meer geschleudert wurde und ein exzellenter Schwimmer war. In die Schlagzeilen geriet Alekperov im Jahr 1997, als unter rätselhaften Umständen der Lukoil-Mitbegründer und Alekperov-Partner Vitali Schmidt in seinem Moskauer Appartment starb. Im September 2002 wurde der Alekperov-Vize für Finanzfragen, Sergej Kukura, entführt. Später kam er dann wieder frei, angeblich ohne Lösegeld-Zahlung.

Vagit Alekperov.
© OTS/Harich

5. Gennady Timchenko: Auf Platz Fünf landet der Exil-Russe Gennady Timchenko, der seinen Wohnsitz eigentlich in Genf hat. Er verfügt über ein geschätztes Vermögen von 16 Milliarden Euro. Der russischen Website lenta.ru zufolge hat Timchenko 1999 seine russische Staatsbürgerschaft aufgegeben und ist finnischer Staatsbürger geworden. Als Grund gab er Erleichterung für Reisebedingungen an. Gennadi Timchenko ist (gemeinsam mit Torbjörn Törnqvist) Mitbegründer von Gunvor, einem Unternehmen, das mit Handel, Transport, Lagerung und Optimierung von Petroleum und anderen Energieprodukten beschäftigt ist. 2014 wurde Timchenko im Zuge der Krimkrise und seiner Nähe zu Präsident Putin auf die Sanktionsliste der USA gesetzt. Mit Putin ist Timchenko eng befreundet. Er gilt aber sowohl in der Schweiz als auch in Russland als Wohltäter, hat zusammen mit seiner Frau zwei wohltätige Stiftungen gegründet. Außerdem ist er Präsident des Eishockeyklubs SKA Sankt Petersburg und Mitglied im Kuratorium des Jüdischen Museums und Zentrums für Toleranz in Moskau.

Gennady Timchenko.
© AFP

6. Wladimir Potanin: Wladimir Olegowitsch Potanin gilt als Erfinder des „Aktien-für-Kredite-Programms“, welches vorsah, die in Staatsbesitz befindlichen Aktien großer Rohstoffkonzerne per Auktion an Banken zu verleihen. Die Banken sollten dafür im Gegenzug vergünstigte Kredite anbieten. Die Idee gefiel der Regierung offenbar so gut, dass Potanin wenig später selbst dorthin wechseln durfte. Er wurde zwischen 1996 und 1997 stellvertretender Ministerpräsident und kassierte in dieser Zeit besonders ab. Für einen niedrigen Kredit hatte er als Pfand 38 Prozent am Metallkombinat Norils Nickel erhalten. Der Staat zahlte den Kredit nicht zurück und so fiel Potanin das Anteilspaket zu. Daraufhin wechselte er in den Vorstand des Konzerns. Mittlerweile verfügt Potanin über ein geschätztes Vermögen von 15,9 Milliarden Dollar.

Vladimir Potanin.
© AFP

7. Andrej Melnichenko: Mit 15,5 Milliarden Dollar ist Andrej Melnichenko auf Platz 7 der Reichen-Liste in Russland gelandet. Wie die meisten hat auch er gute Verbindungen in die Regierung. 1993 gründete er zusammen mit dem Ingenieur Sergej Popow die MDM-Bank, die unter anderem Konten von Roman Abramowitsch verwaltete. Durch die Rubelkrise Ende der 1990-Jahre erzielte die Bank massive Gewinne durch Wechselkursgeschäfte. Nach seinem Ausstieg aus dem Bank-Wesen gehören Melnichenko heute vor allem Beteiligungen an Industriekonzernen. Privat gilt der Milliardär mit der Mega-Yacht SY A als Besitzer der größten Segelyacht der Welt. Sie hat eine Länge von 142,5 Metern und schipperte Anfang 2017 aus der Werft.

Die Rekord-Yacht von Andrey Melnichenko.
© AFP

8. Mikhail Fridman: Fridman gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Wirtschaftsführer Russlands. Sein Vermögen schätzt Forbes auf 15,1 Milliarden Dollar. Michail Fridman ist zusammen mit Pjotr Aven der Hauptgründer der Alfa Group, einem der größten privaten Industrie- und Finanzkonzerne in Russland. Alfa gilt als die mächtigste Oligarchengruppe der Putin-Ära. Dort ist Fridman auch Aufsichtsratsvorsitzender und in leitenden Positionen verschiedener Tochterunternehmen tätig. In die Schlagzeilen geriet der Milliardär 2002, als der Öltanker „Prestige“ vor der Küste Spaniens unterging und eine Umweltkatastrophe auslöste. Fridman gehörte damals dieser Tanker über eine Offshorefirma – er hatte ihn weiterlaufen lassen, obwohl zuvor mehrfach schwere Mängel daran gemeldet worden waren.

Mikhail Fridman.
© AFP

9. Viktor Vekselberg: Der russische Oligarch ist ein hoch geschätzter Investor in der Schweiz, dort lässt er nicht nur sein Geld, sondern hat sich auch einen Zweitwohnsitz eingerichtet. Der gebürtige Ukrainer ist Gründer der Renova-Gruppe und hält Beteiligungen an dem weltgrößten Aluminium-Produzenten Rusal sowie am Schweizer Technologiekonzern OC Oerlikon. Die Renova-Gruppe umfasst heute Erdöl-, Erdgas-, Maschinenbau-, Chemie-, Telekom-, Immobilien- sowie Versorgungsunternehmen, Gold- und Platinminen sowie einen Private Equity Fund. Seit April 2018 steht Vekselberg auf der Sanktionsliste der USA. Seine Vermögenswerte in den USA wurden eingefroren, bei Schweizer Banken soll Privatvermögen von zwei Milliarden Schweizer Franken blockiert worden sein.

Viktor Vekselberg.
© AFP

10. Alisher Usmanov: Auf dem letzten Platz im Best-of-Ranking ist Alisher Usmanov gelandet, seine geschätzten 12,5 Milliarden Euro reichen aber noch locker für ein schönes Leben im Luxus. Usmanow war bis 2014 Generaldirektor des Gazprom-Tochterunternehmens Gazprominvestholding und ist Mitbesitzer der Metalloinvest und Eigentümer des russischen Verlagshauses Kommersant. Im August und September 2007 kaufte Usmanow für über 100 Millionen Dollar Anteile des englischen Fußballclubs FC Arsenal. 2007 kaufte Usmanov die Kunstsammlung des legendären Cellisten Mstilav Rostropowitsch mit der Absicht, sie dem russischen Staat zu schenken. Außerdem ersteigerte er 2014 die Nobelpreismedaille von James Watson für 4,8 Millionen Dollar und schenkte sie dem Wissenschaftler daraufhin wieder zurück.

Alisher Usmanov.
© AFP