Bühne

Ein Hauch von Hollywood am Schlossberg

© Otter

Felix Mitterer überrascht mit seiner Version vom „Glöckner von Notre Dame“. Am Freitag wurde das Stück uraufgeführt.

Von Wolfgang Otter

Rattenberg –Felix Mitterer hat das Schicksal von Menschen, die „anders“ sind, schon immer bewegt. Man denke nur an das Stück „Kein Platz für Idioten“, mit dem er quasi seinen Durchbruch als junger Theaterautor schaffte. So war es naheliegend, dass den großen Tiroler Dramatiker auch das Schicksal von Quasimodo anrührt. Mit der Figur des „Glöckners von Notre Dame“, einem buckeligen, entstellten, fast tauben Mann, der die Menschen abstößt, hat Victor Hugo den Prototyp des Stigmatisierten und Ausgestoßenen geschaffen. Genau diese Figur hat sich also Mitterer ausgesucht, um ein historisches Drama für den Rattenberger Schlossberg zu schaffen, wo es am Freitagabend vom rührigen Volkstheaterverein uraufgeführt wurde. Es war gewissermaßen ein Geschenk zu Mitterers 70er, das er sich selbst und andererseits ihm die Bühne machte.

Mitterer und Quasimodo – da ging man mit hohen Erwartungen auf den Schlossberg, die aber nur teilweise erfüllt wurden. Auf einer Freiluftbühne wie jener in Rattenberg müssen Bilder überzeugen (was sie durch Pepi Pittls Regie und das eindrucksvolle Bühnenbild von Erich Eberharter auch taten). Mimik ist von den hinteren Plätzen aus ohnedies nicht zu sehen, die Sprache muss laut sein, spielt man am Schlossberg doch ohne Lautsprecher. Die feinen sprachlichen und darstellerischen Zwischentöne, die es für das genauere Herausarbeiten der Charaktere in dieser unglücklichen Liebesgeschichte benötigt hätte, blieben daher auf der Strecke und damit die Handlung oft oberflächlich. Am Ende wendet sich das Stück dann komplett von Hugos Vorlage ab und rutscht (bewusst?) etwas ins Komische ab, so wie es im Ganzen immer mehr abflaut. Und dann weht sogar ein Hauch von Hollywood über den Schlossberg: Das Gute überlebt, das Böse muss sterben – der Dompropst wird, überraschend für ihn und besonders für das Publikum, aufgehängt.

Nicht „gestorben“ sind auf der Bühne die Darsteller, auch wenn, wie bei jeder Amateurtheateraufführung, das Niveau der Leistungen unterschiedlich ausfiel. Ein jeder der Darsteller, ganz gleich wie groß oder klein die Rolle war, tat an diesem Abend sein Bestes und schöpfte seine Möglichkeiten aus.

Besonders stach Ale­xander Schwarz als Quasimodo hervor, der mit seinen teils akrobatischen Einlagen für viel Bewegung sorgte, Astrid Schwarz (die Tochter des Hauptdarstellers) begeisterte als von den Männern heiß begehrte Esmeralda. Andreas Moser wertete mit seiner Darstellung des Bettlerkönigs die Aufführung entschieden auf.

Da wären auch noch Lukas Schwarz als junger Dichter und Bernhard Schrettl als Domprobst und natürlich die „Grande Dame“ des Schlossbergs, Claudia Lugger, zu nennen.

Regisseur Pepi Pittl (Assistenz Heidi Seeber) erwies seinem Freund Felix Mitterer mit der Inszenierung einen guten Dienst. Pittl verpackte viele Ideen in das Spiel und schuf ein stimmungsvolles und unterhaltsames Sommerstück, das die Zuschauer in das Paris im Jahr 1482 entführt – und das den Weg nach Rattenberg letztlich doch entlohnt.

Aufführungen sind bis 4. August zu sehen. Kartenvorverkauf: 05337/64002. Weitere Informationen: www.schlossbergspiele-rattenberg.at.