“Höllenritt“ in Umhausen: Die Zerbrechlichkeit des Lebens
Die nächste Premiere im Mitterer-Jahr: Felix Mitterers Kean-Bearbeitung „Höllenritt“ im Freilichttheater Umhausen.
Umhausen – Im Leben hätte jeder Mensch sein „Packl“ zu tragen, so sagt es der Volksmund. Im Stück „Höllenritt“ von Felix Mitterer, nach dem Drama „Sharon’s Grave“ des Iren John B. Keane, heißt das „Packl“ Dinzie und ist ein Krüppel, der von seinem Bruder Jack durch die Gegend getragen werden will. Doch ist es nicht das Körpergewicht, das auf Jacks Seele lastet.
Dinzie ist ein Sadist durch und durch. Einer, der seine größte Genugtuung in der Erniedrigung seiner Mitmenschen findet. Das bekommt allen voran seine Kusine Trassie zu spüren, auf deren Körper und Hof es Dinzie abgesehen hat. Trassies zweites Packl ist ihr Vater, den sie bis zum Tode pflegt, und das dritte Packl ist ihr feinfühliger, geistig beeinträchtigter Bruder Neelus.
Schlimmer geht es wohl nimmer, möchte man da meinen. Doch was John B. Keane, einer der meistgespielten Autoren Irlands und so etwas wie der irische Mitterer, da niedergeschrieben hat, resultiert aus seinen lebenslangen Erfahrungen als Pub-Besitzer. Unter Einbeziehung irischer Mythologie ist „Höllenritt“ ein ergreifendes Seelendrama. Anlässlich des 70. Geburtstags von Felix Mitterer hat die Theatergruppe Vorderes Ötztal das Stück unter der Regie von Lukas Leiter auf die Freilichtbühne Umhausen gebracht.
Leiter konzentriert sich ganz auf den Text. Die Männer sind mehr Täter als Helden und leben in der Fantasie. Die Frauen wurzeln in der Realität, leiden, glauben, beten, überdauern. Karg ist die Bühne, kein Schnickschnack. Die Darsteller stark: Maximilian Heiss gibt den Menschenschinder Dinzie mit Intensität und Wucht. Es läuft einem kalt über den „Buckel“.
Manfred Auer als Jack ist glaubhaft der unterwürfige Feigling. Nora Winkler in der Rolle der sich aufopfernden Trassie zeichnet feinfühlig Facetten des Lichtes in all dem Dunkel. Mathias Walch als in den Sagenwelten versunkener Bruder führt als zitternder Seelenhauch berührend die Zerbrechlichkeit des Lebens vor Augen. In weiteren Rollen: Hartwig Ladner, Tamara Hechenberger, Margit Partl, Engelbert Schneider und Gerhard Hechenberger. (hau)