Doping-Verfahren eingestellt: Froome darf doch bei Tour starten
Chris Froome darf nun doch bei der Tour de France 2018 an den Start gehen. Das Dopingverfahren gegen den umstrittenen Rad-Superstar wurde eingestellt.
Aigle — Der Weg für Christopher Froome ist frei: Der Weltverband (UCI) hat den britischen Radprofi vom Doping-Verdacht freigesprochen. Dessen Start bei der 105. Tour de France am kommenden Samstag in Noirmoutier steht nichts mehr im Weg, auch der Veranstalter erteilte nach am Sonntag ausgesprochener Startsperre nun Grünes Licht.
Über neun Monate dauerte die Prüfung um die erhöhten Werte des Asthmamittels Salbutamol, die bei Froome im September 2017 gemessen worden waren. 24 Stunden nachdem sich der Tour-Veranstalter ASO zu einem juristisch riskanten Start-Verbot gegen den Briten durchgerungen hatte, weil die lange angemahnte Verbands-Entscheidung ausblieb, kam das UCI-Verdikt.
Froome: Entscheidung als Schlussstrich
"Die heutige Entscheidung zieht einen Schlussstrich. Das bedeutet, dass wir alle weitermachen und uns auf die Tour de France konzentrieren können", sagte der 33-jährige Sky-Kapitän Froome in einer Stellungnahme seines Teams am Montag. Tour-Chef Christian Prudhomme akzeptierte die Entscheidung, womit seine ausgesprochene Startsperre gegen Froome gegenstandslos wurde.
"Ich bin sehr glücklich, dass mich die UCI freigesprochen hat. Die Entscheidung ist für mich und das Team eine große Sache, aber auch ein wichtiger Moment für den Radsport" erklärte der vierfache Toursieger.
Zusammen mit namhaften Anwälten aus London konnte Froome offensichtlich darlegen, dass bei der erhöhten Salbutamol-Dosierung keine Manipulationsabsicht vorlag. In ähnlichen Fällen waren in den vergangenen Jahren die italienischen Profis Alessandro Petacchi und Diego Ulissi gesperrt worden.
"Ich leide seit meiner Kindheit an Asthma. Ich kenne die Regelungen meiner Asthma-Behandlung genau und benutze den Inhalator nur, um die Symptome innerhalb der erlaubten Grenzen zu behandeln", gab der umstrittene Seriensieger weiter zu Protokoll. Über dem erlaubten Limit von 1.000 Nanogramm pro Milliliter Urin kann Salbutamol leistungssteigernd wirken.
Fall nicht als Regelverstoß zu werten
Der Weltverband begründete seine Entscheidung damit, dass die erhöhte Dosierung des Asthmamittels - Froome hatte am 7. September fast 100 Prozent über dem erlaubten Limit gelegen - nicht als Doping gewertet werde. "Die Verbotsliste der WADA sieht vor, dass ein Athlet beweisen darf, dass sein abnormales Ergebnis die Folge einer erlaubten Verwendung war, wodurch der Fall nicht als Regelverstoß zu werten ist", heißt es in dem Statement.
Nach den Regularien der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) durfte der Brite bis zur Klärung der Sachlage weiterfahren. Er ließ sich davon nicht abbringen und gewann in dieser Zeit im Mai zum ersten Mal den Giro d'Italia. Jetzt kann er seinen fünften Toursieg ins Visier nehmen. (APA)
Wichtige Passagen aus UCI-Mitteilung zu Christopher Froome
"Der Radsport-Weltverband (UCI) bestätigt, dass das Anti-Doping-Verfahren gegen Herrn Christopher Froome nun beendet wurde. (...)
Die Verbotsliste der WADA (Welt-Anti-Doping-Agentur, Red.) sieht vor, dass ein Athlet beweisen darf, dass sein abnormales Ergebnis die Folge einer erlaubten Verwendung war, wodurch der Fall nicht als Regelverstoß (Adverse Analytical Finding) zu werten ist. (...)
Nach der Beweisaufnahme hat Herr Froome weitere Informationen von der WADA über die Charakteristiken von Salbutamol-Behandlungen angefragt. Nachdem er Informationen erhalten hatte, reichte Herr Froome seine Erklärung für das abnormale Resultat am 4. Juni 2018 ein, zusammen mit etlichen weiteren Beweisen von Experten.
Die UCI hat alle relevanten Beweise im Detail untersucht (in Zusammenarbeit mit den eigenen Experten und jenen der WADA). Am 28. Juni 2018 hat die WADA die UCI darüber informiert, dass sie aufgrund der speziellen Fakten dieses Falles akzeptiert, dass die Probe von Herrn Froome nicht als Regelverstoß zu werten ist. (...) Die UCI hat entschieden, ausgehend von der Position der WADA, das Verfahren gegen Herrn Froome abzuschließen.
Die UCI hätte es natürlich bevorzugt, den Fall früher in der Saison zu einem Ende zu bringen, musste aber Herrn Froome einen fairen Prozess garantieren, so wie sie es bei jedem anderen Fahrer auch gemacht hätte, und dass die Entscheidung korrekt ist. Nachdem die Position der WADA am 28. Juni eingegangen war, hat die UCI ihre Entscheidung so schnell wie möglich vorbereitet und verkündet.
Die UCI ist sich bewusst, dass die Entscheidung eine umfassende Diskussion auslösen wird, aber versichert allen, die am Radsport beteiligt oder interessiert sind, dass die Entscheidung auf Expertenmeinungen, dem WADA-Ratschlag und der vollständigen Beurteilung der Fakten fußt. Die UCI hofft, dass die Radsport-Welt ihren Fokus nun auf die anstehenden Rennen richtet und sich an diesen erfreut."