Mordfall Fritzens: Rätsel von der Polizei gelöst
Der gewaltsame Tod eines 75-jährigen Innsbruckers war offenbar das Werk eines alten Bekannten. Der Verdächtige sitzt in Untersuchungshaft.
Von Thomas Hörmann
Fritzens –Eine stark verweste Leiche ohne Namen, keine Zeugen und ein Verbrechen, das Monate, wenn nicht Jahre zurücklag: Denkbar schlechte Voraussetzungen für die Beamten des Landeskriminalamtes, als sie Ende April die Mordermittlungen aufnahmen. Doch jetzt meldet die Polizei den Fall als geklärt – am Freitag, exakt zwei Monate und zwei Tage nach der Entdeckung des Toten, wurde ein Verdächtiger festgenommen. Der 74-Jährige „hat bereits eingeräumt, seinen Bekannten im Frühjahr 2016 getötet zu haben“, bestätigt Christoph Hundertpfund, stv. Leiter des Landeskriminalamtes.
Rückblende: Es war am 27. April, als bei Aufräumarbeiten am Innufer in Fritzens eine zunächst unbekannte Leiche entdeckt wurde. Der Tote war in einen Plastiksack verpackt, zum Teil eingegraben und mit Ästen bedeckt. Umstände also, die bei den Polizisten die Alarmglocken schrillen ließen. Dazu kamen die schweren Kopfverletzungen, die für die Beamten schon mit freiem Auge deutlich erkennbar waren. Kein Wunder also, dass LKA-Chef Walter Pupp bereits vor der Obduktion von einem Tötungsdelikt ausging. Der Auftakt für umfangreiche Mordermittlungen.
Während Tatortspezialisten Fundort, Verpackung und Leiche Quadratzentimeter für Quadratzentimeter nach Spuren absuchten, kümmerten sich die Beamten des Gewaltreferats um die Identität des Toten. Als Schlüssel zum ersten Teilerfolg erwies sich die Vermissten-Datenbank: Dort stießen die Ermittler auf einen Innsbrucker, der seit zwei Jahren abgängig war. Ein Bekannter hatte die Polizei im Juli 2016 auf das rätselhafte Verschwinden des damals 75-Jährigen aufmerksam gemacht. Ein DNA-Vergleich lieferte dann Mitte Mai den Beweis: Beim Toten von Fritzens handelt es sich tatsächlich um den vermissten Innsbrucker. Eine ehemals schillernde Figur der Innsbrucker Unterwelt, wie Walter Pupp durchblicken ließ. Die Ermittler schlossen nicht aus, dass der 75-Jährige von seiner Vergangenheit eingeholt worden war.
Tatsächlich geriet unmittelbar nach der Klärung der Identität ein alter Bekannter (74) des Opfers ins Visier des Landeskriminalamtes: „Der Mann wurde auch befragt, allerdings fehlten zu dem Zeitpunkt noch die Beweise“, sagt Christoph Hundertpfund. Das änderte sich, als die Tatort-Spezialisten neben 500 anderen Spuren zwei DNA-Fragmente sicherstellen konnten. Der Durchbruch für die Ermittler – trotz der schlechten Qualität der beiden Spuren konnten die Gerichtsmediziner vergangene Woche nachweisen, dass sie vom 74-Jährigen stammen. Die Folge: Am Freitag gegen 21 Uhr nahmen Polizeibeamte den Tiroler in Innsbruck fest. Bei der Einvernahme zierte sich der Mann zunächst, räumte dann aber das Gewaltverbrechen ein. „Das Motiv hat er noch nicht verraten“, sagt Hundertpfund: „Wir schließen aber einen Streit nicht aus. Ebenso kann es sein, dass die gemeinsame Vergangenheit eine Rolle spielt.“
Nach seiner Befragung wurde der Beschuldigte in die Innsbrucker Justizanstalt eingeliefert. Inzwischen hat das Landesgericht die Untersuchungshaft gegen den 74-Jährigen verhängt. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.