Offroad-Ikone wird stadtfein
Jeep folgt dem Trend zum urbanen SUV. Der neue Wrangler hat trotz erhöhtem Onroad-Komfort nichts von seinen Geländetalenten verloren.
Von Beatrix Keckeis-Hiller
Spielberg –Im Prinzip für die wenig wegsame Wildnis waren jene hochbeinigen Allrad-Gefährten gedacht, die zu trendigen Sports Utility Vehicles mutiert sind. Sie haben das Dickicht der Städte erobert, oft bloß mit dem entsprechenden Look (und ohne 4x4). Ganz daran vorbei kann auch die ikonische US-Offroadmarke Jeep selbst mit dem Wrangler nicht, der nicht nur symbolhaft als der fähigste Kletterer im Modellportfolio gilt. Ziel der Neuauflage war demnach, ihn stadtfein zu machen, die Marketing-Abteilung charakterisiert die angepeilte Zielgruppe als „Urban Jeepers“.
Der Wrangler-Vorfahre, der Willys MB aus den frühen 1940er-Jahren, war ein Militarist, der gar nicht als Zivilist gedacht war. Nach dem Zweiten Weltkrieg aber hat er sich dennoch zivilisiert, vor allem in der Land- und Forstwirtschaft. Als CJ wurde er populär, nicht nur jenseits des Atlantik, auch überall dort, wo Offroad-Freaks echte Geländegänger bevorzugten. Sein Nachfolger von 1987 führte den Namen Wrangler ein. Als solcher ist er jetzt in Generation vier angelangt.
Die Neuauflage ist tiefgreifender, als es die Optik vermuten ließe. Das neue Outfit zitiert die Knorrigkeit des Ahnen, die hoch gesetzte Karosserie ist fast unverändert kantig, nach wie vor kann man die Türen ausheben, die Frontscheibe wegklappen und – je nach Variante – das Dach demontieren. Der siebenfach vertikal geschlitzte Kühlergrill ist noch da, ebenso die runden Scheinwerfer, die trapezförmigen Radkästen und die massiven Stoßfänger. Das Interieur jedoch hat mit dem Ur-Jeep nur noch optische Gemeinsamkeiten, zitiert ihn maximal. Es gibt kommode Möbel, auch in Leder. Die Cockpit-Einrichtung ist auf der Höhe der Zeit, mit TFT-Display (3,5 oder 7 Zoll groß) instrumentiert. Das Armaturenbrett ist fesch dekoriert. Ein „Media Center“ – wie es die Ami-Abteilung in der FCA-Gruppe nennt – mit 7- oder 8,4-Zoll-Touchscreen fehlt ebenso wenig wie Möglichkeiten zur Internet-Vernetzung via Smartphone-Integration.
Dazu kommen neue Motoren: ein 2,2-Liter-Diesel mit 200 PS (und 450 Nm), ein 2,0-Liter-Turbobenziner mit 270 PS (und 400 Nm), beide gekoppelt an eine ebenfalls neue Achtgang-Wandlerautomatik.
Was den Fahrkomfort betrifft, ist der Wrangler geradezu europäisiert. Gegenüber seinem Vorgänger, der ohnehin schon seine Blattfederung abgelegt hatte, hat er Walken und Wanken fast gänzlich abgelegt, das Lenkgefühl ist ungleich präziser. Eklatant ist der Unterschied zu vorher selbst mit grobstolligen Gelände-Pneus im Verein mit verschärfter Offroad-Austrüstung. Denn Jeep bleibt bei der Ausstattungsstaffelung „Sport“, „Sahara“ und „Rubicon“, sämtlich selbstverständlich samt Allradantrieb, in unterschiedlichen Ausformungen, bis zum System mit Untersetzungen und Differenzial-Sperren. Dabei beherrscht selbst die professionellste 4x4-Ausrüstung auch den Zweiradantrieb (Heck), um den Sprit-Verbrauch – auf Asphalt – nicht in überbordende Höhen zu treiben.
Das stand aber eigentlich nicht im Focus der Ersterprobung. Als Terrain diente das weitläufige und abwechslungsreiche Offroadgelände – Gaal – dicht oberhalb des Red-Bull-Rings. Begehrtester Wrangler-Typ war die kurze, die zweitürige Rubicon-Version. Die einzige Enttäuschung, die er bereitete war, dass selbst im schmierigsten Schlamm nicht zu den Diff-Sperren gegriffen werden musste. Was auch immer an Herausforderungen auf dem Weg lag – Steigungen, Gefälle, Verschränkungen, Stock, Stein & Wurzelwerk: Der Ami fräst sich ungerührt selbst über jene Unwegsamkeiten, die man zu Fuß nicht mehr in Angriff nehmen möchte. Und wenn doch, dann tunlichst auf allen Vieren.
Österreich-Marktstart ist im Oktober. Die Preise stehen noch nicht fest, niedriger werden sie nicht sein. Fest steht aber, dass mit dem 2,2-Liter der Anfang gemacht wird. Der Zweiliter-Benziner folgt noch in diesem Jahr nach. 2020 soll’s einen Plug-in-Hybriden geben.