TVB Wilder Kaiser erhöht Ortstaxe um 50 Cent
Mit großer Mehrheit beschloss der Tourismusverband am Montag eine Anhebung der Aufenthaltsabgabe von zwei Euro auf 2,50 Euro. 40 Prozent davon fließen ins Marketing, 40 Prozent in Infrastrukturprojekte.
Von Michael Mader
Going –Vorstand und Aufsichtsrat des Tourismusverbands Wilder Kaiser mit den vier Orten Going, Scheffau, Ellmau und Söll mussten am Montagabend nicht lange zittern. Mit großer Mehrheit stimmten die Mitglieder der Vollversammlung einer Erhöhung der Aufenthaltsabgabe von zwei auf 2,50 Euro ab 1. Mai 2019 zu.
Nur eine Vermieterin stellte zur Diskussion, ob es denn keine Überlegungen gebe, die Ortstaxe nach der Unterkunftsart zu berechnen: „Wenn ein Gast bei mir 80 Euro pro Nacht bezahlt, muss er gleich viel zahlen wie in einem Hotel, wo die Nacht 300 Euro kostet.“
Martin Kofler von der Tourismusabteilung beim Amt der Tiroler Landesregierung merkte dazu an, dass eine prozentuelle Berechnung verfassungswidrig sei – dazu gebe es eine Entscheidung des Höchstgerichtes.
„Ich bin davon überzeugt, dass mit dem Geld effizient gearbeitet wird“, warb TVB-Obmann Johannes Adelsberger für die Erhöhung. Man habe sich die Selbstverpflichtung auferlegt, die Ortstaxe die nächsten fünf Jahre nicht mehr zu erhöhen. Immerhin machte die Aufenthaltsabgabe im Jahr 2017 exakt 50,2 Prozent der Einnahmen des Tourismusverbands aus.
Was mit dem Geld gemacht werden soll, erklärte TVB-Geschäftsführer Lukas Krösslhuber: „40 Prozent fließen ins Marketing und in die Angebotsentwicklung in auslastungsschwachen Zeiten, 40 Prozent in den Ausbau der Infrastruktur wie die Errichtung neuer Radwege oder in neue Linienbusverbindungen.“ Insgesamt hat der TVB im Jahr 2017 mehr als 600.000 Euro in die Mobilität investiert, dazu kamen noch einmal je 300.000 von den Bergbahnen und den Gemeinden. Urlaub ohne Auto ist für die Touristiker überhaupt ein Gebot der Stunde. Adelsberger fordert eine bessere Vertaktung der Busse: „Meine Zukunftsvision wären Gas- oder Elektrobusse, ganz toll wäre Wasserstoff.“ Zwischen Berlin und München gebe es jetzt schon eine Vier-Stunden-Bahnverbindung. „Das dauert fast gleich lang wie von Kufstein nach Going“, scherzt Adelsberger, „aber die Bahnanreise wird funktionieren.“
Krösslhuber wiederum prophezeite den TVB-Mitgliedern, dass es nicht mehr allzu lange dauern werde, bis zwei zusätzliche Busse die Gäste im 20-Minuten-Takt durch die Orte chauffieren.
Wie gestalten wir gemeinsam unseren Tourismus für eine höhere Lebensqualität? Diese Frage stellten der TVB und seine vier Gemeinden den Bürgern. Auslöser für das Projekt seien unter anderem die Nächtigungszuwächse (plus 25 Prozent in den vergangenen sechs Jahren) im Sommer gewesen. Laut Aufsichtsratsvorsitzendem Walter Eisenmann liegt man mit den Sommerübernachtungen mittlerweile bereits nahe an der Nächtigungszahl von 1 Million im Winter.
Aus den acht Dialoggruppen und einem offenen Diskussionsforum sind letztendlich vier Projekte entstanden, welche die Lebensqualität jedes Einzelnen positiv beeinflussen sollen. Zum einen ist das heimisches Qualitätsrindfleisch in der heimischen Gastronomie mit dem Namen „Tiroler Almrind“ unter der Federführung von Gabriel Eder vom Ortsbüro Söll und zum anderen das Projekt „Umweltschule/Naturparkhaus“. Unter der Ägide des Söller Vizebürgermeisters Wolfgang Knabl soll sozusagen die kleine Schwester des Nationalparkzentrums Mittersill in der Region Wilder Kaiser entstehen.
Für einen jährlichen Informationstag aller vier Gemeinden für junge Wohnungssuchende und potenzielle Häuslbauer hat sich Scheffaus Bürgermeister Christian Tschugg starkgemacht. Zu guter Letzt steht das Projekt „Personal Regional“, das Kathie Tropper für den TVB betreut: Ziel ist es, den Einheimischen attraktive Arbeitsplätze vor Ort zu bieten und den touristischen Betrieben die Mitarbeiterfindung und -bindung zu erleichtern.
Ebenfalls zukunftsorientiert zeigen sich die Touristiker beim Punkt 7 der Tagesordnung, der einstimmig angenommen wurde: Abstimmung über Anmeldung des Gewerbes Reisebüro aufgrund des neuen Pauschalreisegesetzes. Krösslhuber: „Wir machen jetzt schon Dinge, die in Zukunft in diesen Bereich fallen können. Wir hoffen, dass wir das Gewerbe nicht brauchen, wollen aber gerüstet sein.“