10 Fakten über Russland: Von Tetris, Dessous und Schimpfwörtern
Wussten Sie, dass sich in Russland die Sonne um die Erde dreht? Und dass Frauen (zumindest zahlentechnisch) die Nation fest im Griff haben?
Von Klara Hürlimann
Innsbruck – Dass Russland groß und kalt ist, jedermann (zu) viel Wodka trinkt und die russische Frau auf ihr Aussehen bedacht ist, ist bekannt. Das Gastgeberland der WM 2018 hat aber natürlich noch weit mehr zu bieten. 10 Fakten zum Staunen, Fachsimpeln und Angeben beim nächsten Fußballabend:
1. Groß, größer, Russland: die Nation der Superlative
Russland nimmt mit einer Fläche von rund 17,1 Millionen Quadratkilometern den meisten Platz auf dem Globus ein. Daneben wirkt Österreich wie ein Zwerg, mehr als 200 Mal würde die Alpennation auf der Fläche Russlands Platz finden. Ganz anders sieht es bei der Anzahl an Einwohnern pro Quadratkilometer aus: Während in Russland auf einen Quadratkilometer rund acht Einwohner kommen, leben in Österreich auf der selben Fläche ganze 106 Menschen.
Einen Rekord hält Russland auch bei der längsten Eisenbahnstrecke der Welt. In genau 152 Stunden und 27 Minuten können Geduldige von Moskau aus durch den gesamten asiatischen Teil Russlands bis zur Hafenstadt Wladiwostok reisen. Rund 9230 Kilometer umfasst sie, die legendäre Transsibirische Eisenbahn.
2. Who run Russia? Girls!
Wenn es nach der Statistik geht, haben Frauen Russland fest im Griff. Sie sind den Männern nämlich um satte 10 Millionen überlegen. Dementsprechend wichtig ist den Russinnen auch der Weltfrauentag am 8. März, dieser wird mit Geschenken und allem drum und dran zelebriert. Der Stellenwert des Valentinstags ist im Vergleich dazu eher bescheiden.
Wenn es um Gleichberechtigung und Karrierechancen geht, müssen sich Sofia, Maria, Anastasia und Co. trotzdem noch durchkämpfen. Kein Wunder, sorgt doch Staatsoberhaupt Wladimir Putin immer wieder mit Aussagen wie diesen für Kopfschütteln: „Ich bin keine Frau. Ich habe keine schlechten Tage.“
3. Der Ring am rechten Fingen währt nicht lange ...
An der Frage, an welchen Finger der Ehering denn nun gehört, scheiden sich die Geister. Während in weiten Teilen der Welt die linke Seite zum Herz und somit auch zur Ehe gehört, stecken die Russen ebenso wie die Österreicher ihren Ehering eher an den rechten Ringfinger.
Großes Glück scheint ihnen das nicht zu bringen, denn die Scheidungsrate russischer Paare lag in den letzten Jahren bei rund 60 Prozent, während hierzulande „nur“ rund 40 Prozent aller Ehen scheitern.
4. Keine Vielfalt in der Liebe erlaubt
Putin macht keinen Hehl daraus, was er von Homosexualität hält. Einen traurigen Höhepunkt erreicht die Herabsetzung Homosexueller in Russland 2013, als das Staatsoberhaupt ein Gesetz gegen „Homosexuellen-Propaganda“ unterzeichnet. Dieses besagt unter anderem, dass positive Äußerungen über Homosexualität in Anwesenheit von Minderjährigen oder über Medien wie das Internet strafbar sind.
5. Wie war das nochmal mit den Dinosauriern?
Eine fatale Bildungslücke enthüllte eine Umfrage im Jahr 2011: Knapp ein Drittel aller Russen gab darin an, dass sich die Sonne um die Erde dreht. Beinahe gleich viele glaubten außerdem, dass es noch Dinosaurier gab, als die ersten Menschen auf der Erde lebten.
6. Mit Blumen kann man(n) nichts falsch machen? Von wegen!
Die einen klopfen regelmäßig auf Holz, die anderen lassen keine Wimper einfach fallen, ohne einen Wunsch gen Himmel zu schicken. Fest steht, (Aber)glaube kann Berge versetzen. So sind auch den Russen einige Rituale heilig, die insbesondere bei einer Einladung zu Fettnäpfchen für Touristen werden können.
Es fängt schon bei der Begrüßung an, denn jemandem über der Türschwelle die Hand zu reichen, bringt den Russen zufolge Unglück und sollte daher unbedingt vermieden werden. Angeblich, weil die Türschwelle ein Ort ist, an dem böse Geister wohnen.
Dasselbe gilt für eine gerade Anzahl an Blumen als Gastgeschenk, denn diese sind den Toten vorbehalten und bringen Lebenden wohl großes Unglück. Auch die Farbe darf keinesfalls dem Zufall überlassen werden. Der Supergau wäre demnach, eine gerade Anzahl gelber Blumen mitzubringen, denn die Farbe Gelb steht für Eifersucht und Untreue.
7. Ein unvergessliches Stück Spielgeschichte ...
... haben wir den Russen zu verdanken. Denn wer kennt sie nicht, die kleinen bunten Klötzchen, die rechzeitig gedreht und richtig platziert werden wollen? Mehr als 30 Jahre ist es schon her, dass Alexei Leonidowitsch Paschitnow in seiner Freizeit Tetris programmierte und damit spätestens mit der Erfindung des Gameboys in die Geschichte einging.
8. Fräulein, kleines Mädchen oder doch Opa?
„Es gibt gewiss keine andere Sprache auf der Welt, die so systemlos ist, so schlüpfrig und aalglatt, um sie zu fassen“, schrieb Mark Twain einst über die deutsche Sprache, deren Tücken er mit „Die Schrecken der deutschen Sprache“ einen ganzen Essay widmete. Wie Russischlerner jedoch wissen, steht die slawische Sprache der deutschen um nichts nach, wenn es um Herausforderungen, Missverständnisse und verhängnisvolle Fehler geht.
So kann eine Verwechslung von „Djewuschka“ (Девушка), „Djewotschka“ (Девочка) und „Djeduschka“ (Дедушка) ganz schön peinlich werden, wenn man bedenkt, dass zwischen „Fräulein“, „kleines Mädchen“ und „alter Mann“ bzw. „Opa“ Welten liegen.
Überraschend schwer macht es einem die russische Sprache auch, einen scheinbar einfachen Satz wie „Ich gehe ...“ zu sagen. Schuld daran sind die Verben der Bewegung, denn jedes davon existiert je nachdem wie oft, wohin und wann die Bewegung stattfindet, in unterschiedlichen Formen. So wird schon die banalste Aussage zu einer großen Herausforderung.
9. Mat - Eine eigene Sprache nur zum Fluchen?
Schwanz (chuj), Möse (pizda), ficken (ebat) und Hure (bljad) – aus diesen vier Wortwurzeln machen die Russen eine ganze Sprache. Unglaublich aber wahr: „Mat“ heißt die von „Matj“ (Mutter) abgeleitete Vulgärsprache.
Diese expliziten Wortwurzeln werden jedoch in so vielen verschieden Bedeutungen und Kombinationen verwendet, dass sie gar nicht unbedingt etwas Obszönes oder Beleidigendes, sondern lediglich Intensität oder Emotionalität ausdrücken können. „Blijad“ beispielsweise wird vergleichbar mit dem englischen „fucking“ als Füll- und Verstärkungswort verwendet. Obwohl jeder „Mat“ kennt, ist die vulgäre Ausdrucksweise in Russland verpönt.
10. Zum Wohle der Gesundheit: Dessous-Verbot für Russinnen
Dieses Gesetz sorgte nicht nur bei vielen Frauen für Proteste, sondern schadete auch Herstellern edler Spitzenunterwäsche: Seit 2014 darf Unterwäsche, die weniger als sechs Prozent Baumwolle enthält, nicht mehr in die Eurasische Wirtschaftsunion – also unter anderem nach Russland und Weißrussland – importiert werden. Auch Herstellung und Handel von Spitzenunterhöschen ist in dieser Region verboten.
Begründet wird das seltsame Verbot folgendermaßen: Synthetische Unterwäsche sei weniger atmungsaktiv und könne Hautirritationen und Pickel hervorrufen. Außerdem nehme sie nicht genug Flüssigkeit auf.