,,Florence + The Machine“: Bombast in kleinen Dosen
„Florence + The Machine“ legen mit „High as Hope“ ihr neues Album vor. Und beweisen, groß sein geht auch im Kleinen.
Von Barbara Unterthurner
Innsbruck –Florence Welch ist zurück. Mitsamt ihrer Band. Und (erneut) dem ganz großen Auftritt. Mit „High As Hope“ melden sich Florence + The Machine aus dreijähriger Versenkung zurück. Und räumen damit, wie schon so oft, das Feld von hinten auf.
Selten wurde eine Künstlerin so oft in Serien und Filmen verwendet. Vor allem weil sich der Bombastpop der Britin so ungemein gut macht, in den ganz großen, emotionalen Höhepunkten der US-amerikanischen Serien. So tanzte Florence Welch bereits bei „Gossip Girl“ und wedelte im Wallekleid über so manche Fashionshow.
Trotz all diesen Nebengeräuschen bleibt die Musik von Florence + The Machine groß. Auch im übertragenen Sinn. Und auch im neuen Album. Legt die Band mit „High As Hope“ nach den beiden letzten Erfolgsalben „Ceremonials“ (2011) und „How Big, How Blue, How Beautiful“ (2015) eine LP vor, welche die große Show auffährt. Chöre, Pauken und Trompeten sind nicht zu dünn gesät. Wie auch schon in den Vorläufern.
Neu ist die „Weißt-du-noch-damals“-Attitüde, die man gut und gerne suspekt finden mag. Die 31-Jährige ist gut zehn Jahre im Geschäft und nimmt sich wohl deshalb heraus, in „South London Forever“ von den unvergesslichen Londoner Nächten zu singen.
Der Kontrast kommt beim Opener „June“ oder auch beim Track „Hunger“, wo Welch vor allem ihre emotionale Seite hervorkehrt. Spannend wird es, wenn die einzigartige Stimme von Welch ins Erzählerische gerät und statt dem großen Orchester nur noch die sanften Klavierklänge überstrahlt.
Denn trotz Bombast (am theatralischsten ist wohl „Big God“), das Arrangement des neuen Albums ist zurückgeschraubt. Nummern wie das zentrale „Sky Full of Songs“ sind wohltemperiert. In diese Riege reihen sich auch Songs wie „Grace“ oder „No Choir“ ein, die nicht mehr ganz so affektiert sind wie frühere Nummern.
Schmerzlich vermisst wird jene Welch des Debüts, die im rotzfrechen „Kiss With a Fist“ noch verbal zugeschlagen hatte: „A kiss with a fist is better then none“. Das ist wohl etwas, das man mit 31 Jahren nicht mehr macht. Schön aber, dass die „erwachsene“ Welch gelernt hat, dass ihre Musik auch überzeugen kann, wenn sie nicht wie ein mittelprächtiges Feuerwerk daherkommt.