Gesellschaft

„Keine Flucht, sondern Bestimmung“

© Esperanza

Der Imster Diakon Walter Hofbauer macht sich nach dem Eklat auf den Weg nach Bolivien, um seine „Initiative Esperanza“ tatkräftig zu unterstützen. Dort geht es um die Hilfe für Straßenkinder.

Von Thomas Parth

Imst –Jüngst wurde eine Ohrfeige für den Imster Stadtpfarrer während einer Begräbnisfeierlichkeit, ausgeteilt durch Diakon Walter Hofbauer, zum Stadtgespräch. Für die Tat an sich hat sich Hofbauer öffentlich wie persönlich bei Pfarrer Alois Oberhuber entschuldigt. Doch hat der beliebte Diakon weiterhin mit einem tief wurzelnden inneren Konflikt zu kämpfen. „Jesus sagt zu Thomas: ,Lege deine Hände in meine Wunden.‘ Dieses Wort ist für mich Auftrag und Bestimmung gleichermaßen. Hier bei uns muss es möglich sein, Trauernden auf einem Begräbnis ausreichend Raum und Zeit zu geben, um mit ihrem Verlust umgehen zu können“, bezieht sich Hofbauer auf jenen Tag, an dem ihm die Hand in einer emotionalen Ausnahmesituation ausgerutscht war. „Dort, in Bolivien, möchte ich helfen, die ärgste Not zu lindern. – Mich treibt dabei, hier wie da, der Wunsch an, bei den Menschen zu sein. Tue ich das nicht, begehe ich Verrat an Jesus. Denn das ist wichtiger als jede Liturgie“, lässt Hofbauer tief blicken.

Den Unkenrufern, die sich an einem vermeintlichen Skandal ergötzen und eine „Flucht Hofbauers“ erkennen wollen, antwortet selbiger: „Meine Reise war ursprünglich für Jänner geplant. Aus gesundheitlichen Gründen musste ich sie jedoch um ein halbes Jahr verschieben. Das ist keine Flucht, sondern meine Bestimmung“, so Hofbauer. Ziel der Reise ist La Paz, die Hauptstadt Boliviens, wo sich Hofbauers „Initiative Esperanza“ um Straßenkinder kümmert.

„Kinder, Jugendliche, allein gelassene Frauen und alleinerziehende Männer haben beinahe ihre ganze Hoffnung verloren. Esperanza heißt Hoffnung. Wir unterstützen derzeit 90 Familien“, zeigt der Imster Diakon auf: „Wir wollen, dass die Familien so weit durchkommen, dass die Kinder nicht auf der Straße betteln müssen.“ Die Not sei so groß, dass sich oft fünf bis sieben Kinder ein Zimmer und eine Schlafstätte teilen müssen. Esperanza versucht, einen Ofen, ein Bett bereitzustellen, die kaputten Fenster in den Behausungen zu reparieren. „Das Land liegt in den Anden, der Flughafen auf über 4000 Metern. Dementsprechend kalt ist es dort. – Die ,desechables‘, die so genannten Wegwerfkinder, haben für niemanden einen Wert. Sie wurden von ihren Familien ausgestoßen, sie werden von der Polizei inhaftiert oder verprügelt“, weiß Hofbauer. Vor zehn Jahren hat er die Initiative Esperanza gegründet, um dieser Not entgegenzutreten. „Über Vorträge oder Verkaufsmöglichkeiten wie den Imster Weihnachtsbasar oder die Haiminger Markttage versuchen wir Gelder einzunehmen. 60 Familienpatenschaften und Zusammenarbeit mit unserer Partnerorganisation ,Arco Iris‘ stellen sich gegen das ärgste Elend. Vor Ort haben wir drei Helfer, die für Esperanza arbeiten und, um auf das Bibelzitat zurückzukommen, die Wunden verbinden.“

Für Sie im Bezirk Imst unterwegs:

Alexander Paschinger

Alexander Paschinger

+4350403 3014

Thomas Parth

Thomas Parth

+4350403 2035