Bezirk Landeck

Im Verband gegen Naturgefahren

© Reichle

Im Paznaun wird künftig ein Gemeindeverband die Kontrolle über die Schutzbauten gegen Lawinen und Steinschlag übernehmen. Man erwartet sich dadurch eine bessere und lückenlose Überwachung.

Von Matthias Reichle

Paznaun – „In der Volksmeinung ist es so, dass die Schutzbauten der Wildbach- und Lawinenverbauung gehören“, sagt WLV-Landesleiter Gebhard Walter. Tatsächlich geht die Infrastruktur am Berg, wenn die Arbeiten abgeschlossen und die Einrichtungen kollaudiert sind, in den Besitz der Gemeinde über. „In alter Tradition kontrolliert bisher aber ein Wildbachaufseher“, so Walter. Das kommt aus einer Zeit, in der die Wildbach- und Lawinenverbauung viele Arbeiten übernommen hat, für die eigentlich die Gemeinden zuständig sind. Es gebe hier aber kein einheitliches Vorgehen.

Gerade für das Paznaun ist die Kontrolle der Schutzbauten keine kleine Aufgabe. Im Tal, das in der Vergangenheit immer wieder von großen Lawinenkatastrophen heimgesucht wurde – eine der größten 1999 –, wurde viel Geld für die Sicherheit in die Hand genommen. In Summe sind es über 60 Kilometer an Stahlschneebrücken und 6,5 Kilometer Steinschlagschutzmauern, berichtet Walter.

Deren Kontrolle wird nun in einem Pilotprojekt neu organisiert. Zum ersten Mal soll dazu ein Gemeindeverband zur Betreuung und Instandhaltung von Schutzbauten gegen die Naturgefahren Lawine, Steinschlag und Hangbewegungen gegründet werden.

Verbände dienen grundsätzlich dazu, Aufgaben zu bewältigen, die über die Gemeindegrenzen hinausgehen – bei der Abwasserbeseitigung oder im Schulwesen ist eine solche Konstruktion üblich. Bei Schutzbauten betrete man damit allerdings Neuland, so Walter. Es brauche aber eine zeitgemäße und verlässliche Instandhaltung.

Dem Verband gehören die Gemeinden See, Kappl, Ischgl und Galtür an sowie die Landesstraßenverwaltung, die zahlendes Mitglied ist. Die Beteiligung beziehe sich auf den Anteil an den Schutzbauten: See ist mit 3,07 Prozent das kleinste Mitglied, Kappl mit 42,37 Prozent das größte, Ischgl hält 29,75 Prozent und Galtür 22,82 Prozent am Verband.

Heute findet die Gründungsversammlung statt. Rechtliche Feinheiten drehen sich noch um die Form, geplant war eine Gründung nach dem Wasserrechtsgesetz – also als Wasserverband. Hier gebe es aber noch Diskussionsbedarf.

Künftig wird es die Aufgabe eines Verbandsmitarbeiters sein, die Verbauungen regelmäßig zu kontrollieren – auch nach größeren Sturmereignissen.

Dass alle Informationen künftig digital eingegeben werden, hat den günstigen Nebeneffekt, dass die Gemeinden einen schnellen Überblick über den Zustand ihrer Schutzbauten haben. Das nütze auch Lawinenkommissionen.

Der neue Mitarbeiter wird auch einen digitalen Lawinen- und Wildbachkataster befüllen. Es handelt sich um keinen technischen Experten, das heißt, für alle Schäden, die auftreten, zieht man auch weiterhin die Experten der Wildbachverbauung hinzu.

Die Kontrollen werden zielgerichteter, so Walter. Das entspreche den geänderten Normen in diesem Bereich, aber auch neuen Schutzmaßnahmen, die mehr Aufmerksamkeit benötigen. „Für uns hat das einen großen Vorteil. Wir sind früher informiert und wissen rasch, wo Maßnahmen nötig sind. Bei übersehenen Schäden gibt es immer Folgeschäden. Langfristig muss man weniger investieren.“ Bei den Kosten rechnet er, dass diese für die Gemeinden „nicht viel höher werden“. Im Gegenteil, es sei sogar eine Win-win-Situation. Den Kommunen wurde in Aussicht gestellt, dass es bei Projekten zur Instandhaltung, die über den Verband abgewickelt werden, einen höheren Bundesanteil gibt.

Was im Paznaun nun als Pilotprojekt startet, soll auch in anderen Talschaften und Regionen umgesetzt werden, wie im Pitztal, im Stanzertal oder in Osttirol. „Es wird aber niemand zwangsverpflichtet“, so Walter.

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