Handelsstreit

China sucht nach Ersatz für Produkte „Made in USA“

Ein Drittel aller US-Sojabohnenexporte geht bisher nach China: Im vergangenen Jahr hatten die Importe einen Umfang von 14 Mrd. Dollar.
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Die Volksrepublik will Gegenzölle etwa auf Soja, Hirse und Autos verhängen. Die Suche nach anderen Exportländern läuft auf Hochtouren.

Peking – Es gibt ein chinesisches Sprichwort: „Lebe einen Tag ohne Fleisch, aber keinen ohne Bohnen.“ Sojabohnen sind für die Volksrepublik essenziell, nötig für Tiernahrung und Speiseöl – und die USA gehören zu den Hauptlieferanten der Pflanzen.

Am Freitag treten neue US-Strafzölle in Kraft, die den Handelskonflikt zwischen den Wirtschaftsgiganten weiter anheizen dürften. China schaut sich nach Alternativen zu „Made in USA“ um – doch einfach ist das nicht.

Ab Freitag neue US-Strafzölle

Nach wochenlangen zähen Verhandlungen zwischen Washington und Peking kommen am Freitag US-Strafzölle auf chinesische Importe im Umfang von 34 Mrd. Dollar (29,20 Mrd. Euro), vor allem auf Produkte aus dem Technologiesektor. China hat postwendende Gegenzölle auf US-Importe angekündigt: Schweinefleisch, Whiskey, Soja, Hirse, Autos – die Liste der Produkte, auf die die USA Aufschläge zahlen sollen, ist lang. So verlieren sie an Wettbewerbsfähigkeit.

Kirschen aus den USA sind in China besonders beliebt. Viel Zucker, wenig Wasser, so preist der Verkäufer Zhao Xiaoyu an seinem Stand in Peking das Obst an. Er ist überzeugt, dass weder Bauern in China noch anderswo diese Qualität liefern können.

Komplexe Produkte schwer zu ersetzen

Denis Depoux vom Beratungsunternehmen Roland Berger differenziert: Agrar- und andere „einfache Produkte“ aus den USA seien sicher recht leicht zu ersetzen, komplexe Produkte nicht. Und selbst die schnellsten Hersteller und Bauern würden mindestens ein Jahr oder mehrere Ernten benötigen, um die Produktion umzustellen.

Spürbare Effekte werden die Zölle wohl sofort haben. China importiert im Jahr 95 Millionen Tonnen Sojabohnen – das entspricht einem Gewicht von 60 Millionen Autos. Im vergangenen Jahr hatten die US-Sojaimporte einen Umfang von 14 Mrd. Dollar, ein Drittel aller US-Sojabohnenexporte geht nach China. Peking möchte Washington also dort treffen, wo es weh tut.

Verzicht auf US-Sojabohnen schwer möglich

Allerdings wird die Volksrepublik auf Sojabohnen „Made in USA“ kaum ganz verzichten können: Kein anderes Land produziert allein so viel Soja, um Chinas riesigen Bedarf zu stillen. „Sobald die Zölle gelten, wird sich das im Preis für Sojabohnen zeigen“, ist sich Händler Cui deshalb sicher. Fleisch werde teurer, Speiseöl auch, sagt der Mann, der seinen vollen Namen nicht nennen möchte.

Die Suche nach Alternativen läuft auf Hochtouren. Im Visier haben die Chinesen Sojabohnen aus Südamerika, aus den sogenannten „-stan“-Ländern in Zentralasien – wie Kasachstan oder Usbekistan - und aus Osteuropa, wie Si Wei von der Chinesischen Agraruniversität ausführt. In China selbst hat die Agrarkommission der Metropole Changchun die Ausweitung der Sojabohnenproduktion zur Priorität erklärt.

Kirschen zukünftig aus der Türkei und Usbekistan

Auch Hirse ist betroffen, die USA sind mittlerweile Chinas Hauptlieferant, allein im vergangenen Jahr waren es 4,8 Millionen Tonnen. Früher lag Australien bei diesen Importen noch vorn – Experten rechnen also damit, dass Hirse aus Down Under künftig wieder verstärkt für Tiernahrung und die Alkoholproduktion in China zur Verfügung steht.

Bei den beliebten Kirschen dürfte es wegen der umfangreichen Verträge für die laufende Erntesaison kaum möglich sein, sofort den Kauf einzustellen. „Wenn das allerdings nächstes Jahr noch so weitergeht, orientieren wir uns in Richtung der Türkei und nach Usbekistan“, sagt der Händler Zhao. Auch wenn er dann Abstriche bei der Qualität machen muss. (APA/AFP)

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