Literatur

Schreiben, lesen, kämpfen

Mit „Wir schreiben, wir lesen, wir kämpfen. Wir stehen bei den Verlassenen“ bezog Autor Feridun Zaimoglu in seiner „Klagenfurter Rede zur Literatur“ klar Stellung für die von der Gesellschaft Vernachlässigten.Foto: APA/Eggenberger
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Heute steht der zweite Tag im Wettlesen zum Bachmannpreis an. Erste Favoriten gibt es bereits.

Klagenfurt –Corinna T. Sievers, Ally Klein, Tanja Maljartschuk, Box Bjerg und Anselm Neft. Mit diesen Autoren geht der Bachmannpreis heute in seine zweite Runde.

Gestern eröffnete Raphaela Edelbauer, die einzige österreichische Autorin im Wettlesen, den Bewerb mit ihrem Text „Loch“. Ein Werk, das sich mit der Vergangenheitsbewältigung in Österreich auseinandersetzt und aus „aktuellem Anlass“ geschrieben wurde, berichtete die Wiener Autorin im Vorfeld gegenüber der TT. Obwohl sich Edelbauer selbst in einer Tradition der österreichischen Literatur einfinde, äußere sich die Autorin bewusst auch kritisch zum Staat Österreich.

Obwohl das Thema nicht schlecht bei der Jury ankam, hagelte es für die junge Wienerin nach ihrer gestrigen Lesung auch Kritik: Während Klaus Kastberger, der Edelbauer eingeladen hatte, eine flammende Rede für seinen Schützling hielt, bemängelte etwa Insa Wilke die Statik des Textes – eine Meinung, in die auch Michael Wiederstein einstimmte.

Ähnlich kritisch sahen die Juroren um die Neuzugänge Insa Wilke und Nora Gomringer Martina Clavadetschers Text, der auf Edelbauer folgte. Gmünder beschrieb „Schnittmuster“ über eine eben Verstorbene, die noch viel über ihr Leben voller Gewalt zu erzählen hat, gar als „überinstrumentalisiert“.

Sanfter ging es bei Stephan Lohse zu, der die Jury ins „Lumumbaland“ führte und sich damit vor allem Lob einholte: Lohse entpuppte sich schließlich als erster Favorit des Tages.

Einen zweiten Liebling fand die Jury in Joshua Groß, der den ersten Tag abschloss. Sein Text „Flexen in Miami“ beschreibt eine heftige Liebesgeschichte, die vor allem für ihren „Sound“, den „Groove“ und die „sprachliche Spiellust“ (Hildegard E. Keller) gelobt wurde. Der Text von der vorher lesenden Anna Stern darf sich wohl eher Außenseiterchancen ausrechnen.

Zum Hinhören regte die Eröffnungsrede von Feridun Zaimoglu an, der am Mittwochabend zum Auftakt des Bachmannpreises einen sozialkritischen Kommentar vorbrachte. Der Text „Der Wert der Worte“ hakte ein in den aktuellen Diskurs um Mitgration, Rassismus und soziale Ungerechtigkeit. (APA, TT)

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