Arbeitsmarkt

Personal-Mangel hemmt Tourismus

Der Fachkräftemangel im Tourismus spitzt sich zu. Ein Drittel der Unternehmen hat das Angebot wegen unbesetzter Stellen zurückgeschraubt.
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Die starke Wintersaison sorgt für positive Stimmung im Tourismus. Der Fachkräftemangel bremst die Umsätze, Betriebe haben bereits Angebote reduziert.

Von Stefan Eckerieder

Wien, Innsbruck –Nach dem schneereichen Winter und einer Nächtigungssteigerung von über fünf Prozent erwarten die österreichischen Touristiker auch ein gutes Sommergeschäft. Laut Tourismus-Barometer des Beraters Deloitte und der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) hat sich die Stimmung bewertet im Schulnotensystem in der Branche von 2,99 im Jahr 2017 auf heuer 2,83 verbessert.

„Die gute Saison ist sicher einer der Hauptgründe für die gestiegene Stimmung“, sagt Andreas Kapferer, Partner bei Deloitte Tirol, gegenüber der TT. Aber auch die Regierungs-Maßnahmen wie ein eigenes Ministerium und die Senkung der Umsatzsteuer von 13 auf 10 Prozent haben zum Optimismus beitragen.

Dennoch werden regulatorische Rahmenbedingungen von den Tourismusbetrieben mit 3,44 weit schwächer bewertet als etwa die wirtschaftliche Lage der Branche (2,41) oder die Geschäftsentwicklung (2,49). „Die Abgabenquote und die Kostensituation in Österreich bleiben weiterhin hoch“, erklärt Kapferer die Unzufriedenheit der Unternehmer.

Am stärksten setzt den Tourismusbetrieben laut der Erhebung die Entwicklung am Arbeitsmarkt zu. Der Bereich Mitarbeiter wird heuer mit 3,78 erneut schlechter Bewertet als im vergangenen Jahr (3,68). „In einem Drittel der Betriebe kommt es bereits zu Einschränkungen von Angeboten und Öffnungszeiten. Teilweise können gewisse Bereiche nicht mehr betrieben werden“, sagt Kapferer.

Die Ursache liege aber nicht in der viel kolportierten schlechten Bezahlung in der Branche. Von den 206 befragten Unternehmen würden 91 Prozent ihre Mitarbeiter deutlich über dem Kollektivvertrag entlohnen. Jedoch würden sich Top-Betriebe mit weitreichenden Angeboten für Mitarbeiter, höheren Gehältern, komfortablen Mitarbeiterunterkünften „und guter Kultur bei der Mitarbeiterführung“ weniger schwertun bei der Mitarbeitersuche als andere.

Alleine in Tirol bedroht der Fachkräftemangel 43 Prozent der bestehenden Jobs, warnen die heimischen Tourismusbetriebe. Viele Arbeitgeber versuchten den Mangel durch Digitalisierung auszugleichen, was bei der Rezeption und im Reservierungsmanagement funktioniere, aber nicht in der Küche.

Während sich die Touristiker in Tirol für eine Regionalisierung der Mangelberufsliste aussprechen, warnte gestern die Gewerkschaft vida vor einer Zuspitzung des Fachkräftemangels durch verkürzte Ruhezeiten und 60-Stunden-Wochen. „Mit den jetzt beschlossenen Regelungen werden sich die Menschen noch weiter von den Arbeitsplätzen im Tourismus entfernen“, sagte Berend Tusch von vida. Die ÖHV sieht im 12-Stunden-Tag hingegen eine Erleichterung für die Branche.

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