Musik

„Leb wohl, du kühnes, herrliches Kind“

Die Walküren auf ihren Stahlrössern, vorne ihre ungehorsame Schwester Brünnhilde (Susame Geb), rechts Vatergott Wotan (Vladimir Baykov).
© Bender

Mit einer ungemein klangintensiven, bewegenden „Walküre“ läutete Gustav Kuhn in Erl den Abschied von seinem „Ring“ ein.

Von Ursula Strohal

Erl – Der erste Tag aus Richard Wagners Opern-Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ ist das Lieblingsstück des Publikums und so zeigte Gustav Kuhn „Die Walküre“ noch eigens früh bei den Tiroler Festspielen Erl, bevor er den längst ausverkauften Zyklus Ende Juni komplett präsentiert und damit nicht nur die heurigen Sommerspiele, sondern auch die beispiellose Erfolgsgeschichte dieser Aufführungsserie beenden wird.

Was das Erler Orchester so grandios macht, ist – bei allem Leistungsdruck, allem Risiko – die Unaufgeregtheit, die Ruhe der Vertrautheit, aus der heraus Kuhn zu seinem „Ring“ kommt: einem Wagner des leuchtenden Farbenspiels, der ungemein diffizilen Spannungsdramaturgie, der bewegenden Zartheit, des Dramas und der Wirkung, von ein wenig Banalität hin und wieder (nicht in der Walküre!) – und des Humors. Seit Jahren feilt man daran, aber es gibt keinen Jahresabstand, mit einem Reigen von Bach über Mozart, Brahms, Verdi usw. bis Webern wird das Spektrum rückstrahlend erweitert.

So war am Samstag wieder die Intimität und Unmittelbarkeit, die Frische und überwältigende Schönheit der „Walküre“ zu erleben, mit einem großartigen, großteils souverän eingespielten Ensemble: in den Hauptrollen der glaubwürdige, schönstimmige Wotan des Vladimir Baykov mit seinem wunderbaren (im Titel zitierten) Abschied von Brünnhilde, die Susanne Geb würdevoll-liebend darstellt und singt, Raphael Siglings dunkel-bedrohlichem Hunding, Hermine Haselböcks imponierender Fricka, Andrew Sritherans rollendeckend jungem Siegmund und der hochfeinen Sieglinde von Magdalena Anna Hofmann.

Natürlich ist es auch der Ort. Das Erler Passionsspielhaus, in dem das Publikum sich mitten im Geschehen fühlt und die Kommunikation so mühelos funktioniert. Kuhn wollte das Haus vom Passionsspielverein haben für Werke, „die den Geist des Hauses nicht verletzen“. Das erste Festspiel im Juli 1998 eröffnete er in der Oper mit Richard Wagners „Das Rheingold“. Jährlich schmiedete er in seiner Sicht den „Ring des Nibelungen“ weiter, der 2001 gerundet war. Nach dem Passionssommer ging es mit dem kompletten „Ring“ zwei Spielzeiten lang weiter. 2005 zieht Kuhn den legendären 24-Stunden-Ring erstmals durch, 2007 führt er drei Mal alle Wagner-Opern, die er bislang im Repertoire hat, in der Reihenfolge ihrer Entstehung auf, dirigiert alles selbst.

2014 wird ein neuer „Ring des Nibelungen“ angekündigt, aber der „alte“, unvermindert begehrte, bereits jährlich gegeben – bis zum bevorstehenden Finale 2018. Leb wohl, du kühnes, herrliches Kind!

„Ermione“ errata: Besprochen wurde in der gestrigen TT-Ausgabe die Premiere von Rossinis „Ermione“ bei den Erler Festspielen. Das dazugehörige Bild zeigte allerdings die letztjährige Festspieloper „Semiramide“. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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