Ein Kräutergarten für alle Sinne
Monika und Heinz Bachlechner leben seit 1997 am Ortnerhof in Nikolsdorf. Zum ehemalig bäuerlichen Gutshof gehört ein kunterbunter Lehr- und Schaugarten, den Monika mit Hingabe hegt und pflegt.
Von Christoph Blassnig
Nikolsdorf –Wer den Wiedehopf nur noch aus alten Kinderliedern kennt, dem sei ein Besuch am Ortnerhof in Nikolsdorf empfohlen. Monika Bachlechners Kräutergarten hat heuer schon solch seltenen Besuch aus der Vogelwelt gesehen. Schwalbenschwanz und Totenkopfschwärmer sind zwei Schmetterlingsarten, die Monika auch beobachten kann. Außergewöhnliches gibt es auf diesem Flecken Erde zu entdecken. Nur eines sollte man mitbringen, nämlich Zeit.
Es braucht nämlich Zeit, bis die eigenen Sinne umgestellt sind und man genießen kann, was einen hier umgibt. Vorbei an einem geschnitzten Brunnen, in dessen Holz sich auch große Ameisen ein Zuhause geschaffen haben, führt der Weg durch einen Blütenbogen in den Schatten mehrerer Obstbäume. Steinerne Sitzgelegenheiten sind zur Entspannung oder Kommunikation angeordnet. Ein neu angelegtes Hochbeet mit Süßkartoffeln und Tomatenranken schmiegt sich gegenüber einigen Beerensträuchern an den leicht ansteigenden Hang. „Das Hochbeet hat seine eigenen Gesetze“, schmunzelt Monika. „Ich habe nie Blattläuse, doch hier sind sie plötzlich aufgetreten.“ Mit Brennnesseljauche werde sie ihre Setzlinge vor den Läusen schützen. Das erhöhte Beet führt auch zu trockener Erde. „Ich gieße meinen Garten nicht“, sagt Monika. Weil es hier vor Leben nur so schwirrt und summt und man sich in einem Malkasten der Natur wähnt, kann man das fast nicht glauben. „Doch, das stimmt“, bekräftigt Monika, die weiter auf den zentralen Kräutergarten blickt. Man müsse nur früh morgens zu den Pflanzen schauen. „Wenn sie vor dem Sonnenschein gut dastehen, überstehen sie auch jede Mittagshitze und den Wind.“ Heuer allerdings sei der gewohnte Wind viel stärker als sonst und führe zu mehr Trockenheit. Doch die Tomaten gedeihen dank des Windes ohne Überdachung, berichtet Monika. „Weil meine Pflanzen tief in der Erde wurzeln, lassen sie an heißen Tagen zwar Blätterkleid und Köpfe hängen. Das ist aber nur eine natürliche Schutzfunktion.“ Ein durchaus regenreiches Frühjahr habe bisher zu gutem Wuchs geführt. Mulchen halte den Boden zusätzlich feucht.
Ein Steinkreis ist das Herzstück des Gartens und beherbergt an die zweihundert Kräuter- und Pflanzenarten, wie Monika schätzt. Sechs schwere Findlinge sind in einem Abstand von jeweils neun Metern zueinander in zwei ineinanderliegenden Dreiecken angeordnet. Im Mittelpunkt liegt wieder ein Stein. „Hier ist man einer Energie ausgesetzt“, erklärt Monika, die den magischen Kreis von einem Druiden hat anlegen lassen. In ihrem Garten hält sie über das Jahr Seminare und Schulungen, in denen sie die heimische Kräuter-, Natur- und Heilkunde vor dem Vergessen bewahren will. „Manche meiner Besucher fühlen auf dem zentralen Stein eine Kraft“, erzählt Monika. Einige fühlten sich auch unwohl, bekamen Kopfweh oder wollten dort nicht länger stehen bleiben, berichtet Monika.
Für ihre Schulungsteilnehmer ist das nicht nur ein Schau-, sondern ein Lehrgarten. Der Alant etwa sei eine im Mittelalter geschätzte Allheilpflanze, die man kaum noch kenne. Die giftige Tollkirsche wollte sich einfach nicht wohlfühlen. „Da hat mich der Ehrgeiz gepackt“, lächelt Monika. „Nun passt es ihr.“ Das Liebstöckl habe sie sechsmal umsetzen müssen, bis der passende Ort gefunden war. Sanddorn und Weißdorne gedeihen hier. Eigentlich wachse fast alles. „Man darf nur nicht zu früh jäten. Das meiste siedelt sich von alleine an.“ Im Herbst haben die Bachlechners ein Strohballenbeet angelegt. Die Gartenabfälle sind darin gelandet und versorgen heuer neue Pflanzen.