WM 2018

Lob vom Präsidenten: Russland feiert seine Nationalhelden

Nach dem verlorenen Elfmeterschießen überwog bei Russlands Kicker im ersten Moment die Enttäuschung.
© AFP

Als Nummer 70 der Welt stieß Russland in die Runde der letzten acht bei der WM vor, ehe gegen Kroatien das Aus im Elfmeterschießen kam. Das stimmte Teamtrainer Stani Tschertschessow und Präsident Wladimir Putin gleichermaßen zufrieden.

Sotschi – Erst im Elfmeter-Krimi sind am Samstagabend die Träume der Gastgeber, bei der Weltmeisterschaft in Russland das Halbfinale zu erreichen, geplatzt. Eine 3:4-Niederlage im Shoot-Out gegen Kroatien im Viertelfinale in der Schwarzmeerstadt Sotschi bedeutete zwar das Turnier-Aus, die „Sbornaja“ kann aber erhobenen Hauptes von der großen WM-Bühne abdanken.

Lediglich als Nummer 70 der Weltrangliste und als am schlechtesten gereihtes Team waren die Russen in das Heim-Turnier gegangen. Nur wenige trauten der Elf von Stanislaw Tschertschessow vor Beginn der Endrunde überhaupt das Überstehen der Gruppenphase zu. „Wir haben unseren Wert gezeigt“, sagte der Trainer nach dem Viertelfinal-Out. Dass es weit gehen würde, habe er aber von Anfang an gewusst. „Von der ersten Sekunde an, als ich dieses Team zusammengestellt habe, war mir klar, in welche Richtung es geht.“

„Ich denke, wir waren erfolgreich“

Im ersten Moment überwog aber die Enttäuschung. „Wir fühlen uns ein bisschen wie Wehrpflichtige, die früh abgezogen wurden. Es wäre besser gewesen, wenn wir noch bis zum 15. Juli hätten bleiben können.“ Ihren Zenit habe die Mannschaft noch nicht erreicht. „Ich denke, wir waren erfolgreich, aber es ist Zeit, noch einen Schritt weiter zu gehen“, blickte der Ex-Tormann des FC Tirol unmittelbar nach der bitteren Niederlage schon in die Zukunft.

Dann wird die russische Elf ohne den Rekord-Internationalen Sergej Ignaschewitsch auskommen müssen. Der 38-Jährige, der 127 Länderspiele im Dress seines Nationalteams bestritten hat, kündigte am Tag nach dem WM-Aus sein Karriereende an. Insgesamt erzielte der Verteidiger neun Treffer für die russische Elf. Als Kapitän führte er ZSKA Moskau 2005 zum UEFA-Cup-Titel. „Das war meine letzte WM, mein letztes Turnier und mein letztes Spiel in meiner Fußballkarriere“, verlautbarte Ignaschewitsch via Social Media.

Konnte beim Elfmeter-Krimi gar nicht hinschauen: Russlands Teamchef Stani Tschertschessow.
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Tschertschessow wurde für seine Arbeit als Teamchef von höchster Stelle gelobt. „Wladimir Putin hat mich angerufen und mir zu einem sehr guten Spiel gratuliert. Er sagte, wir sollen unsere Augen offen halten und die nächsten Schritte angehen“, erzählte Russlands bekanntester Schnauzbartträger von seinem Telefonat mit dem Präsidenten.

Kreml feiert Fußballer als Nationalhelden

Mit der Niederlage gegen Uruguay im finalen Gruppenspiel musste Russland nur eine Niederlage nach 90 oder 120 Minuten hinnehmen. Überhaupt durfte man über den ersten Einzug in die K.o.-Phase seit dem Ende der Sowjetunion jubeln. Das absolute Turnier-Highlight aus Sicht der Gastgeber war wohl der Sieg im Elfer-Thriller gegen Spanien im Achtelfinale. Das zweite Shoot-Out musste dann ohne russisches Happy End auskommen.

Der Kreml hat die Spieler der „Sbornaja“ trotz des Ausscheidens als Nationalhelden bezeichnet. „Unsere Mannschaft hat in einem ehrlichen und schönen Spiel verloren“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Samstagabend in Moskau. Man könne stolz auf die Fußballer sein, sie seien toll gewesen. „Sie sind Helden. Sie sind auf dem Feld gestorben“, sagte der Vertraute Putins der Agentur Interfax zufolge.

Ministerpräsident Dmitri Medwedew, der beim Spiel gegen Kroatien im Stadion in Sotschi anwesend war, sei von der Leistung der Mannschaft enorm beeindruckt gewesen. „Ich hatte noch nie solche Emotionen bei einem Fußballspiel“, sagte Medwedew. In der russischen Hauptstadt feierten Zehntausende Menschen in der Fanzone in der Nähe der renommierten Lomonossow-Universität beim Public Viewing. Autokorsos und euphorische Gesänge blieben diesmal aber aus. (APA,dpa)

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