Bezirk Kitzbühel

Dorfbahn soll Straßen entlasten

© Kurt Tropper

In Kirchberg haben Touristiker und Gemeinde große Pläne. Sie wollen eine Gondelbahn durch den Ort und bis zur Fleckalmbahn errichten und damit den Verkehr durch den Ort verringern und Gäste anlocken.

Von Harald Angerer

Kirchberg i. T. –Dass eine Gondelbahn vom Tal auf den Berg führt, ist in Tirol nichts Ungewöhnliches. Eine Gondelbahn als Verkehrsmittel durch das Dorf aber schon. Genau diese Vision haben nun die Kirchberger. Seit einiger Zeit gibt es die Idee einer solchen „Dorfbahn“. Mit einer Seilbahn soll dabei das Ortszentrum mit der Fleckalmbahn verbunden werden.

Der Impuls kommt von den Kirchberger Touristikern. „Wichtig ist uns, dass das kein Skilift wird, sondern ein Verkehrsmittel, um wichtige Teile des Dorfes miteinander zu verbinden“, sagt Toni Wurzrainer, Obmann des Kirchberger TVB-Ortsausschusses. Es soll damit zum einen das Wander- und Skigebiet Kitzbühel mit dem Ortszentrum verbunden werden, aber mit einer solchen Anlage wäre es auch möglich, den Verkehr im Ort selbst zu verringern oder bei Großveranstaltungen die Personen mit der Seilbahn in das Zentrum zu bringen.

Von Seiten der Gemeinde sieht man das Projekt positiv, gibt sich aber etwas zurückhaltender als der TVB. „Das ist nun erstmal eine Vision“, sagt Bürgermeister Helmut Berger, mit dem Nachsatz: „Da muss noch viel gesprochen werden.“ Unter anderem müsse geklärt werden, ob das Projekt wirtschaftlich ist, wie die Trasse verlaufen soll, und auch eine Studie über die Wirksamkeit ist notwendig. „Ich sehe die Seilbahn nicht nur zur Verkehrsberuhigung, sondern als Alleinstellungsmerkmal für Kirchberg“, sagt Berger.

Als Betreiber wünscht sich der TVB die Bergbahn Kitzbühel. „Es wäre natürlich schön, wenn alles mit einer Karte genutzt werden könnte“, sagt Wurzrainer. Deshalb hat es kürzlich ein Treffen der Kirchberger mit den Verantwortlichen der Bergbahn Kitzbühel gegeben. Hier gab es aber eine klare Absage. „Als Bergbahn sind wir nicht verantwortlich für kommunale Verkehrsprojekte. Wir sind für unser Skigebiet zuständig, in das wir heuer wieder 77 Millionen Euro investieren“, sagt Bergbahn-Kitzbühel-Vorstand Josef Burger auf Anfrage der TT. Für ihn gebe es zu viele Unklarheiten, etwa wer die Finanzierung und dann vor allem die laufenden Kosten trägt. Die Baukosten sollen bei 15 bis 17 Millionen Euro liegen. Eine fixe Summe will Wurzrainer nicht nennen, aber auch er erklärt, dass die Seilbahn bis zu 20 Millionen Euro kosten könnte. „Je nachdem, wie viele Einstiegs­stellen gebaut werden“, führt der TVB-Obmann aus.

Die Kosten für das Projekt würden sich der Tourismusverband und die Gemeinde teilen, mit Unterstützung vom Land Tirol und privater Investoren, wie Wurzrainer hofft. Dass die Bahn vermutliche keinen Gewinn abwirft, räumt auch Wurzrainer ein, doch diese Anlage sei nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht zu sehen. „Das ist ein klarer Mehrwert für die Region und ermöglicht den Betrieben, höhere Zimmerpreise zu erzielen“, hofft Wurzrainer. Damit würden die Mehrkosten wieder eingespielt. Dazu bräuchte es aber auch eine Anhebung der Nächtigungsabgabe. Für Burger geht die Rechnung aber auf keinen Fall auf und er warnt: „Das Projekt ist angetan, ein Patscherkofel 2 zu werden.“

Bei der Trasse will sich der TVB noch nicht in die Karten sehen lassen. Aber es hätte bereits mit allen wichtigen Grundstückseigentümern Gespräche gegeben. Fix wäre eine Station beim Badesee, der dadurch besser erschlossen werden könnte. Über den Standort der Station im Zentrum gibt es noch keine Information. Kitzbühels Bergbahn-Vorstand Burger gibt sich bei der Trasse sehr skeptisch. Diese führe unter anderem zu nahe an der Kirche vorbei, wie er kritisiert. Für ihn ist die bestehende Skibuslösung nach wie vor die bessere Wahl. Aber auch hier will er über eine Änderung nachdenken. „Bisher tragen die Kosten für den Skibus nur wir mit der Bergbahn, hier wird man sich auch eine Kostenbeteiligung überlegen müssen“, kündigt der Bergbahn-Vorstand an.

Einen Termin, wann es mit der Dorfbahn so weit sein könnte, will Wurzrainer noch nicht nennen. „Wir sind noch im visionären Stadium“, sagt Wurzrainer. Er sieht das Ganze als Generationenprojekt.

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