Bezirk Landeck

Klimawandel lässt Almen schwitzen

© Frank, Zangerl

Auf den Almen beginnt die Vegetationsperiode aufgrund des Klimawandels immer früher. Die Landwirte kämpfen mit der Verbuschung – das Problem lässt auch im Bezirk Landeck die Alarmglocken schrillen.

Kaunergrat – Am Piller. auf 1400 Metern Seehöhe, betreibt die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg) eine Messstation. Die Daten, die dort aufgezeichnet werden, liefern beunruhigende Werte. Von 1983 bis 2015 gab es einen Temperaturanstieg von 2,64 Grad. Das zeigt wiederum, dass der Klimawandel zwar ein weltweites Phänomen ist – das aber auch lokal gravierende Auswirkungen hat. Almen sind ebenfalls betroffen.

„In den vergangenen Jahren hat sich in den Höhenlagen sowohl der Beginn der Vegetationszeit als auch die durchschnittliche Jahrestemperatur, insbesondere die durchschnittliche Temperatur der ersten Sommerhälfte, sehr stark verändert“, erklärt die Koordinatorin der Klimawandelanpassungsregion (KLAR! Kaunergrat), Ulrike Totschnig, die Situation. Das LEADER-geförderte Projekt wurde heuer gestartet, um sich auf Klimaveränderungen vorzubereiten und kommende Herausforderungen rechtzeitig zu erkennen. Das Gebiet umfasst die Gemeinden Fließ, Prutz, Faggen, Kauns, Kaunerberg und Kaunertal.

Die Almen stehen im Fokus. Am Berg dürfte sich die Vegetationsperiode um etwa zehn Tage verschieben. Zwischen 1971 bis 2000 startete der Bergsommer um den 5. April herum, für die Jahre zwischen 2021 bis 2050 rückt dieser Termin auf den 25. März vor. Zudem ist es in den ersten Sommermonaten merklich wärmer.

Warum das ein Problem ist, zeigen diverse Untersuchungen. Die Waldgrenze steigt, freie Almflächen verbuschen zusehends. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass selbst bei gleichbleibenden Auftriebszahlen Weideflächen verschwinden, da auf den verbleibenden Flächen infolge des besseren Wachstums ausreichend Futter zur Verfügung steht. Auf der Haaralm in Ruhpolding, Bayern, hat man das Problem schon vor einigen Jahren erkannt. Kürzlich unternahm die Klimawandelanpassungsregion mit Vertretern der Landwirtschaftskammern eine Exkursion dorthin. Auf der 50 Hektar großen Lichtweide hat die bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft 2012 ein Almbeweidungsprojekt gestartet.

„Seit den 1980er-Jahren wird ein Temperaturanstieg dokumentiert. Diese Erwärmung führt zu einem intensiveren Pflanzenwachstum auf den Almweiden. Gleichzeitig hat sich der Vegetationsbeginn verfrüht. Auf den Almen beginnt das Graswachstum der Weiden um ca. drei Wochen früher als noch vor 40 Jahren“, beschrieb Siegfried Steinberge vom Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft die Situation, die auch den Bayern Sorgen bereitete.

Daraus ergab sich eine Unterbeweidung – vor allem Blaubeersträucher konnten sich auf der Alm massiv ausbreiten. Man reagiert darauf nicht nur, indem man den Almauftrieb vorverlegt – 2018 fand er bereits am 12. Mai statt –, sondern auch indem man die Zahl der Tiere von 76 auf 106 Stück erhöht hat.

Darüber hinaus wurden die Tiere gekoppelt – ansonsten würden sie bestimmte Bereiche bevorzugt abfressen. Große Almflächen lägen damit brach und würden verwildern. In wenigen Jahren gelang es, die Blaubeeren und das Borstgras wieder zurückzudrängen.

„Auf unseren Almen machen hauptsächlich die Almrosen, der Zwergwacholder, der Bürstling und die Besenheide große Probleme. Aber auch Giftpflanzen wie der Weiße Germer oder das Alpenkreuzkraut sind nicht zu unterschätzen“, betonen Totschnig und Peter Frank, Leiter der Landwirtschaftskammer Landeck. Mit einem rechtzeitigen Auftrieb, ausreichenden Tierzahlen und gelenkten Weideführungen hofft man dem künftig begegnen zu können. (mr)

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