Kommt ein Tamburin geflogen
Musikalischer Hochgenuss mit großem Unterhaltungswert: Anna Fusek und „Kavka“ im Schloss Ambras.
Von Markus Schramek
Innsbruck –Nur einmal offenbarten die Hauptakteure des Abends so etwas wie Unsicherheit: beim Beraten darüber, was man als weitere Zugabe noch anbieten könnte. Die begeisterte Zuhörerschaft wollte Anna Fusek und das Ensemble Kavka gar nicht mehr von dannen ziehen lassen. Erst nach minutenlangen Ovationen und etlichen Verbeugungen in alle Richtungen glückte dem famosen Sextett der Abgang aus dem aufgeheizten Ambiente des Spanischen Saals. Das 2. Ambraser Schlosskonzert der Saison wurde zum denkwürdigen Auftritt großartiger, völlig unprätentiöser Künstler.
Höfische Musik des 17. Jahrhunderts, aus der Feder Pandolfis und Falconieris, standen auf dem Programm. Die beiden aus Italien stammenden Komponisten erfreuten mit Sonaten und Tänzen diverse Habsburger-Linien ihrer Zeit, in Spanien, Italien, aber auch in Innsbruck, das musikalisch damals hoch im Kurs stand. Giovanni Antonio Pandolfi Mealli, kurz Pandolfi, lebte um das Jahr 1660 herum einige Zeit in der Stadt am Inn. Zwei Sammlungen mit jeweils sechs Sonaten (op 3. und op. 4) sind in Innsbruck entstanden.
„Die Musik klingt für heutige Ohren vielleicht überladen und verrückt“, meinte Anna Fusek eingangs fast entschuldigend. „Doch wir Interpreten lieben das, da können wir uns richtig austoben.“ Damit gab das musikalische Multitalent die Richtung vor und griff selbst wahlweise zur Blockflöte oder zur Barock-Geige.
Es ist reine Ansichtssache, an welchem Instrument die aus Prag gebürtige und in Deutschland lebende Fusek ihre hohe Spielkunst besser zur Geltung brachte. Doch auch die restliche Besetzung von Kavka zeigte sich auf Augenhöhe mit Chefin Fusek. Diese überließ Geigerin Mayah Kadish immer wieder die Bühne. Eindrucksvoll, wie sich Kadish mit den immens schwierigen Sonaten Pandolfis matchte. Fingerfertig und voller Hingabe sorgte sie für ein bewunderndes Raunen auf den Rängen.
Es war ein Abend auf höchstem Niveau, und dennoch blieb die Grundstimmung erfreulich locker und heiter. Dafür sorgte nicht zuletzt Perkussionist Michael Metzler mit seinen artistischen Einlagen: Ein Tamburin wirbelte durch die Luft, um punkt- und taktgenau wieder in Metzlers Hand zu landen.
Der Schlagwerker erzeugte eine unglaubliche Klangfülle. So ahmte er in einem Stück Falconieris eine sich anbahnende Schlacht nach – mit nicht viel mehr als einer Trommel und einer Pfeife.