Antonitsch: „Alle fragen uns: Wann spielt Thiem?“
Ein Tennis-Star und hinter ihm 50.000 Träume: Die Generali Open in Kitzbühel (ab Samstag) sollen mit Dominic Thiem neue Rekorde bringen.
Von Roman Stelzl
Kitzbühel – „Was machen wir am Montag? Was am Dienstag? Und spielt Dominic Thiem am Mittwoch?“ Die Augen von Alexander Antonitsch beginnen zu funkeln. Den Turnierdirektor der Generali Open von Kitzbühel plagt derzeit die Frage, wann welcher Tennis-Spieler kommende Woche wo aufschlagen soll. Anders gesagt: Es sind Luxusprobleme. Und die zeigen wiederum, dass die Zeiten, als das größte Freiluft-Tennis-Turnier Österreichs im Sumpf steckte und um die Existenz kämpfte, vergessen sind.
Drei Millionen Euro Budget, 250 Punkte
Im achten Jahr nach dem Neustart 2011 (neue Lizenz, ATP-Rückkehr) scheint alles angerichtet zu sein für ein Rekordjahr in der „zweiten Ära“. Garant ist hierfür ein Mann, der in mehrerlei Hinsicht Wort gehalten hat: Dominic Thiem. Der 24-jährige Tennis-Star will seine erste Gams-Siegertrophäe – auf ihn baut das mit über drei Millionen Euro budgetierte 250-Punkte-Turnier. Aber anders als beim letzten Auftritt 2016 ist Thiem nicht mehr nur die einzige Stütze.
Der Top-Star: Eins vorweg: Wer derzeit die zwei Worte Tennis und Kitzbühel in den Mund nimmt, kommt nicht um die zwei Worte Dominic und Thiem herum. „Er ist heiß auf dieses Turnier. In den Interviews beim Exhibition in Wörschach hat er fast immer von Kitzbühel gesprochen“, sagt Antonitsch, „Dominic will dieses Turnier gewinnen.“
Der elfte Turniersieg (Hamburg mal ausgenommen) soll für die Nummer acht der Weltrangliste der erste in der Heimat sein. Ein Verhältnis, das zwiegespalten ist: In der Gamsstadt hat Thiem die einzige positive Bilanz (8:6 Siege) – in Wien (6:7) und bei Davis-Cup-Heimauftritten (2:3) ist sie negativ. Soll aber Schnee von gestern sein bei der 74. Auflage des Kitzbüheler Traditions-Turniers. Sicher ist so oder so: Die 50.000-Zuschauer-Marke liegt zum Greifen nahe. Und das Thiem-Fieber grassiert ohnedies bereits allerorts. Antonitsch: „Die Leute rufen an und alle fragen: Wann spielt Dominic Thiem?“
Lokalmatadore: Im Vorjahr fehlte das Aushängeschild. Am Ende gab es dennoch Rekorde (48.900 Zuschauer, beste Zahl seit der ATP-Rückkehr 2011) – und die waren auch einem jungen Steirer geschuldet, der in große Fußstapfen trat: Sebastian Ofner.
Der 22-Jährige entfachte mit seiner Unbekümmertheit und dem Halbfinaleinzug ein Feuer – neben seinem Challenger-Sieg in Astana (KAZ) vergangene Woche das größte Argument für die Wildcard. „Sebastian hat eine riesige Begeisterung ausgelöst. Das Interesse an ihm ist immer noch hoch“, sagt Antonitsch.
Die zweite „Freikarte“ für das Hauptfeld ging an Dennis Novak, mehr noch als Ofner Trainings-Partner und Freund von Dominic Thiem. Der 24-jährige Niederösterreicher überzeugte mit fünf Siegen und Runde drei in Wimbledon (das gelang auch Ofner 2017). Daneben schlagen auch Gerald und Jürgen Melzer auf – beide haben für die Qualifikation genannt, für die der 19-jährige Niederösterreicher Juri Rodionov ein Freilos bekam.
Zugpferde: Schon im Jahr 2012 schwärmte Antonitsch vom Franzosen Gael Monfils. „Ein geiler Typ, der zu unserem Turnier passt“, erklärt der Kärntner Ex-Profi. Nun endlich ist die ehemalige Nummer sechs der Welt mit 31 Jahren in der Gamsstadt gemeldet – und nicht der einzige Kapazunder: der Franzose Richard Gasquet und der Spanier Fernando Verdasco (beide bereits Nr. 7 der Welt) gastieren beim letzten Sand-World-Tour-Bewerb des Jahres (561.000 Euro Preisgeld). Antonitsch: „Das Interesse an Kitzbühel wächst. Es zeigt den Trend: Immer mehr Spieler bleiben lieber länger auf Sand in Europa, als früher nach Nordamerika zu fliegen.“
Team: Nicht nur Thiem, sondern auch Team-Geist zählt in Kitzbühel. Hier hat sich über die Jahre eine eingespielte Mannschaft aufgebaut – und auch die darf sich vor dem Start (Quali ab Samstag) ihrer Erfolge rühmen.