Experten: Landkonflikte in Nigeria gefährlicher als Boko Haram
Abuja (APA/dpa) - Nicht mehr die islamistische Terrormiliz Boko Haram ist in Nigeria einem Bericht zufolge die größte Gefahr für die Sicherh...
Abuja (APA/dpa) - Nicht mehr die islamistische Terrormiliz Boko Haram ist in Nigeria einem Bericht zufolge die größte Gefahr für die Sicherheit des Staates, sondern die Kämpfe zwischen Hirten und Bauern um Agrar- und Weideland. Mehr als 1300 Menschen seien seit Jänner bei Kämpfen im Zentrum des Landes getötet worden, erklärte die Denkfabrik International Crisis Group (ICG) am Donnerstag.
Das sei etwa sechsmal mehr als durch Boko Haram. Rund 300.000 Menschen seien vor der Gewalt geflohen. Der Konflikt drohe, zu eskalieren und das bevölkerungsreichste Land Afrikas zu destabilisieren, warnte ICG.
In Folge des Klimawandels gibt es im ohnehin trockenen Norden Nigerias immer weniger Weiden, auf denen die Tiere der nomadischen Stämme grasen können. Sie ziehen daher vermehrt gen Süden und kommen mit den Bauerngemeinden in Konflikt. Doch die Spannungen haben jüngst immer mehr ethnische und religiöse Züge angenommen. Die aus dem Norden stammenden Viehhirten sind primär Muslime und vom Volk der Fulani. Die Bauerngemeinden im Süden sind hauptsächlich Christen.
Für die Eskalation des Konflikts sind ICG zufolge zum einen ethnische Milizen verantwortlich, zum anderen aber die Regierung, die die Täter nicht ausreichend strafrechtlich verfolgt und die Bevölkerung nicht vor derartiger Gewalt geschützt habe.
Nigeria gehört zu den 40 ärmsten Ländern der Welt. Von den Migranten, die im vergangenen Jahr über das Mittelmeer nach Italien reisten, kam die größte Gruppe aus Nigeria. Boko Haram terrorisiert vor allem den Norden des Landes. Rund 2,5 Millionen sind vor der Gewalt geflohen.